423 Gerhardt, Die Bewässerung der Konia-Ebene. 424Aubergines u. dgl. genügt in der Regel nur dem ÖrtlichenBedürfnis. Von den kultivierten Flächen wird meist nur dieHälfte bestellt, die andere Hälfte bleibt brach liegen. DasGetreide wird entweder als Wintergetreide im Oktober gesätund im Juli geerntet oder als Sommergetreide im März gesätund im Juli und August geerntet. Der durchschnittlicheErtrag des Landes beträgt 300 Okas vom Deunum oder beider Gerste 3G0 Oka. Eine Oka =1,284 kg, 1 Deunum,das türkische Feldmaß, ='919,3 qm. Sonach beträgt derdurchsclmittliehe Ertrag des Landes 4190 kg vom ha.Abb. 3. Bazar in Konia.schmelze dauert von März bis Juni. Der Boden ist ein nährstoffreicherVerwitterungsboden, der wohl imstande ist, reicheErnten hervorzubringen, aber nur dann, wenn ihm Wasserin genügender Menge zur Verfügung steht. Ohne Wasserdörrt der Boden tief aus. Seine Oberfläche bildet dann eineharte Kruste, die in den Straßen und auf den Wegen tiefzermahlen wird und deren dichte Staubwolken Wagen, Reiterund Fußgänger umhüllen.Unter diesen Verhältnissen ist es erklärlieh, daß diewenigen kleinen Flüsse hoch geschätzt sind, die vom Gebirgekommen und in den Monaten April bis Anfang August dasSchmelüjwasser in die Ebene führen. Dies Wasser wird durcheinfache Bewässerungskanäle möglichst weit in das Landgeleitet und durch einfache Stauanlagen und niedrige Umwallungenauf den Feldern so gründlich wie möglich ausgenutzt.Aber das kostbare Naß versiegt sehr bald. Alle Flüsse sindlängst ausgetrocknet, bevor sie die Salzwüste erreichenFlußnetze nach deutscher Art sind daher nicht vorhanden.Der am meisten geschätzte Wasserlauf ist der Meram Su,ein Fluß, der aus einem langen schmalen Grebirgstal westlichvon Konia hervortritt und der bei dem Orte Meram, etwaeine Stunde von Konia, eine prächtige Kultur hat entstehenlassen. Zahlreiche Landhäuser der vornehmen Türken mitüppigen Gärten und Parkanlagen sind hier zu finden. Aberschon in Kenia hört die Arbeit des Flusses auf. In ähnlicherWeise vrirken der Maja Tschai im Südosten der Stadt undder Tschai'tschamba Tscbai, etwa 44 km östlich von Konia(vgl. den Plan Abb. 6 Bl. 49).Die Text-Abb. 1 bis 7 sollen eine Vorstellung vonKonia, seinen Straßen, Häusern und Vororten geben. Einlebhaftes geschäftiges Treiben herrscht überall, besondere inden Bazaren und auf den Märkten. Kamele, Pferde undEsel) Reisewagen und Landfuhrwerke bewegen sich in buntemGedränge, die Landwagen mit schwerfälligen scheibenförmigenHolzrädern, über deren Rungen zur Aufnahme des Getreidesmächtige Zeltdecken gebreitet werden. In den Vorortenziehen sich zwischen schlichten Mauern aus Luftziegeln,hinter denen die im Frühjahr bewässerten Gärten liegen, dieLandstraßen hin, stets bevölkert von reisenden Türken,Die Kulturerzeugnisse des Landes sind hauptsächlichGetreide und Gemüse. Getreide, besonders Gerste, wird ingünstigen, wasserreichen Jahren in großen Mengen ausgeführt.Der Anbau von Gemüse, wie Erbsen, Tomaten, Artischoken,3. Das neue Bewässcrungs-Unternehmon. Umdie Ebene von Konia auch in wasserarmer Zeit regelmäßigbewässern zu können, hat man den Plan gefaßt, einen großenSee in dem Gebirge 80 km südwestlich von Konia als Aufspeicherungsbeckenzu benutzen. Es ist der Bey-Schehir-See, ein See, der etwa 120 m höher liegt als Konia, dessenEinzugsgebiet zwar klein ist, der aber selbst eine so großeOberfläche hat, daß nur wenige Zentimeter Wasserhöhe genügen,um die für die Bewässerung erforderliche Menge zuliefern (vgl. den Lageplan Abb. 6 Bl. 49). Der See hat seinenAbfluß am Südostende beim Orte Bey-Schehir. Hier konntemit verhältnismäßig geringen Mitteln ein Stauwerk und eineAbdämmung angelegt werden. Der Abfluß des Sees, derBey-Schehir Tschai, mündet in einen zweiten See, den Karawiran-See.Dieser hat in südöstlicher Richtung Vorflutdurch eine steil abfallende enge Schlucht, die im oberenTeil Baliklowa-, im unteren Tschartschamba-Schlucht heißt.Die Ufer des Karawiran-Sees bestehen im Süden aus klüftigenKalkfelsen, die viel Wasser versickern lassen. Der Verbleibdes Wassers ist noch nicht festgestellt. Aber die Wirkungder Klüfte, die zweifellos vorhanden ist, wurde früher hocheingescliätzt. Man glaubte, daß es möglich sein würde, mitihrer Ifüfe den Karawiran-See vollständig trocken zu legenund auf seinem Grunde fruchtbare Landflächen zu gewinnen.Das im Bey-Schehir-See angestaute Bewässerungswasser solltedann durch einen neuen Kanal um den Karawiran-See herumzur Weiterführung in die Baliklowaschlucht geleitet werden.Um dies Unternehmen auszuführen, schloß die OttomanischeRegierung mit der Anatolischen Eisenbahngesellschafteinen Vertrag ab, durch welchen die Gesellschaft sichverpflichtete, 80000 Deunum im Karawiran-See und 500000Deunum in der Konia-Ebene, zusammen also 580 000 Deu-Äbb. 4. Hausbrunnen in Konia.
I2& Geriiardt, Die Bewässerung der Eonia-Kbene. iUAbb. D. Markt iu Kouia.num, d.s. 53 319 haj zu bewässern. Die Kosten des ganzenUnternehmens waren auf 19,5 Millionen Franken oder15,8 Millionen Mark veranschlagt. Die Summe sollte nachFertigstellung der Arbeiten unter Anrechnung von 5 vH.Zinsen und 1,1 vH. »Tilgungekosten in 35 Jahren bezahltworden und zwar: durch eine feste jährlich zahlbare Summevon 25 000 türkischen Pfunden oder 4G1 500 Mark, fernerdurch den Überschuß der beim Verpachten der Zölle ausden bewässerten Ländereien erzielten Mehreinnahmen undendlich durch diejenigen Einnahmen, welche der Regierungaus dem Verkauf der neu gewonnenen kulturfähigen Ländereienzutließen würden. Die Ausführung der Arbeilen hatdie Anatolische Eisenbahngesellschaft einer neu gebildeten^Gesellschaft für die Bewässerung der Konia-Ebene", welcheihren Sitz in Frankfurt a/M. hat, gegen Übernahme dereigenen Verpflichtungen übertragen. Diese Gesellschaft hatnicht allein die Ausführung, sondern auch die Unterhaltungdes Werkes für die ersten fünf Jahre übernommen gegenErstattung der entstehenden Kosten unter Zurechnung von5 vH. Zinsen und 10 vH. allgemeinen Verwaltungskosten.Durch diese sehr zweckmäßige Maßnahme wird das Werkkünftig Vor Mißbrauch und Verfall so lange sichergestellt,bis die Bewohner sich an die neue Bewässerung und ihreBedienung gewöhnt haben werden. . ..Abb. 7. Straße in Kooia.Abb G, BriiüüOa vor den Torea von Kouia.Nach diesen Vereinbarungen wurde i. J. 1908 mitdem Bau der Bewässerangsanlagen begonnen. Während derAusführung entstand bei der türkischen Regierung der Wunsch,einige Änderungen des ui-sprünglichen Bewässerungsplanesvorzunehmen: es sollte ein Gebiet in der Nähe von Kenia,nämlich bei Kara-Arslam im Osten der Stadt von etwa5500 ha Größe, das bisher nur teilweise im Frühjahr GebirgsWassererhielt, im Sommer aber trocken blieb, dauerndwährend des Pflanzenwuchses mit 2 cbm in der Sekunde bewässertwerden. Ferner sollte eine am Tschartscharaba-Flußliegende Fläche von etwa 4200 ha Größe bei Simmi 1,5 cbmBewässenmgswasger erhalten. Endlich sollten an den Ausläuferndes Tschartschamba-Flusses nördlich der Bagdadbahnbei dem Dorfe Ovakeui Flächen von etwa ÖOOO ha Größe,die bisher nur im Frühjahr Bewässerungswasser erhielten,in trockener Zeit etwa 3,5 cbm bekommen. Diese Wünschekonnten berücksichtigt werden, weil sich inzwischen durchBeobachtungen an Pegeln, Verdunstungs- und Regenmessernergeben hatte, daß die Entwässerungsklüfte des Karawiran-Sees nicht so leJsttmgsfähig waren, um die Gewinnung von80000 Deunum bewässerbaren Landes in sichere Aussichtzu stellen. Deshalb wurden durch ein nachträgliches Abkom-,men mit der türkischen Regierung die Ziele der Bewässerungso geändert, daß der Umfang des Landgewinnes amEarawiran-See auf 20000 Deunum, d. s. 1840 ha beschränkt,ferner die felsigen Gebiete der übrigen zu bewässerndenFlächen nach den inzwischen ausgeführten örtlichen Untersuchungenausgeschlossen, im übrigen die oben dargelegtenWünsche berücksichtigt wurden. Die Gesamtgebiete aller zubewässernden Flächen sollten nach wie vor 580 000 Deunumoder 53319 ha betragen.4. Das Wasserbedürfnis und die Beschaffungdes Wassers im Bey-Schehir-See. Das Wasserbedürfniswar ursprünglich auf 1 Liter Wasserzuführung auf haund Sek. bei vierfachem Wechselbetriebe (Rotation), sonach auf0,25 Liter dauernder Zuführung auf ha und Sek. bemessenworden. Es wurde später, da genügend Wasser zur Verfügungstand, im Interesse einer gründlichen Bewässerungerhöht, nämlich auf 0,3 bis 0,33 Liter dauernder Zuführungauf ha und Sek. Ferner wurde statt des vierfachen Wechsolbetriebesein sechsfacher Betrieb eingeführt. Dies hatteseinen Grund in der Beschaffenheit des Bodens.
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