13.07.2015 Aufrufe

05. Zeitschrift für Bauwesen LXII. 1912, H. VII-IX= Sp. 333-520

05. Zeitschrift für Bauwesen LXII. 1912, H. VII-IX= Sp. 333-520

05. Zeitschrift für Bauwesen LXII. 1912, H. VII-IX= Sp. 333-520

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

,.••'•'(.'''':417 Mahlke, Chinesische Dachformen. 418Abb. 26. Pavillon an den heiligen Quellen in Tsinanfu.deren Wesen, halb Mensch, halb Tier, aageführt. DerSammelname für diese Figuren ist „"Kuei-lung-Tzu"; siebilden die Verzierung der Dachgrate zusammen mit „Ch6ngwen"und „Pang-\7en"-Figiiron."Die Besehreibung dieser Dachverzierung in der japanischenVeröffentlichung läßt erkennen, daß man es hiermit einer EigentQmliclLkeit der chinesischen Architektur zutun hat. Man hat ja auch in der Japanischen Ärchitotturdie First- und Gratholme, und man kennt dort auch dieSchwächung des unteren Holmteiles; den Schmuck diesesschwächeren Holmteiles durch kleine Tierfiguren kennt manin Japan nicht; den hat nur China. Diesen Verzierungenwerden wahrscheinlich religiöse Anschauungen zugrunde liegen.Zur Erfindung dieser Gratverzierungen mag man auf höchsteinfache Weise gekommen sein: vor der Erfindung, als dieGratholme von oben bis unten in gleichmäßiger Stärke verliefen,wurde besonders der untere Teil vom Wetfer angegriffenund zerstört, und es läßt sieh denken, daß einzelneStücke mit klaffenden Fugen stehen blieben. Mit einigerPhantasie hat man dann in die so entstandene UnregelmäßigkeitOrdnung hineingebracht und eine höchst zierliche undanmutige Ausdrucks weise gefunden für Gedanken, die demreligiösen Änschauungskreise des Chinesen entsprachen. Allediese Figürehen haben das eine Gemeinsame: sie sitzen inbeschaulicher Buhe eines hinter dem andern, einem Drachonmaulden Rücken kehrend, das aus dem unteren Ende desstärkeren oberen Oratkammteiles gegen sie herauswächstMan könnte geneigt sein, sie für ein Zeichen des Friedenszu halten; sie sind hier keinen Gefahren ausgesetzt; innerhalbdieses (Tempel) - Gebietes sind sie geschützt; sie brauchensich nicht zu fürchten, der Draclie schützt sie.Wir sind gewohnt, uns unter einem Drachen etwasBösartiges vorzustellen. Der chinesische Drache hat aber mitunserm Lindwurm nur die Ähnlichkeit in der äußeren Formgemein. Über den chinesischen Drachen und seine Bedeutungschreibt Missionssuperintendent Yoßkarap (Tsingtau) in seinembemerkenswerten Werk „Unter dem Banner des Drachen undim Zeichen des Kreuzes" u. a. folgendes: „ Der Chinesenennt den Drachen das gute, schaffende, erhaltende Prinzip,der Himmel und Erde beherrscht, die mächtige Ursache allerVeränderungen in der Natur. Er sieht in ihm den Erhalterall der guten Mächte und Kräfte, die ein großes Reich zusammenhalten,damit es nicht zusammenbreche. Dieser Gedanke,daß der Drache etwas Gutes bedeute, ist fast unausrottbarmit dem Sinnen und Donken des chinesischen Volkesverwachsen. Jeder chinesische Schüler lernt den Yit-Kinauswendig, „das Buch der Verwandlungen", welches eineArt von Naturphilosophie der Chinesen ist. In diesem Buchbegegnen wir auf Schritt und Tritt dem Drachen, als dermächtig treibenden Kraft in der ganzen Natur. Alle Erscheinungenam Himmel und auf Erden werden durch denDrachen erklärt, der seine Gestalt verkürzen und verlängernkann und der je nach den Jahreszeiten seine Farbe wandelt."Die Zahl der kleinen Tierfiguren, die vor dem Drachenauf dem unteren Gratende sitzen, ist sehr verschieden; esscheint, als ob die Zahl der Tiere der gleichartigen Grateein und desselben Daches, ein und desselben Dachgeschosees,stets dieselbe ist, während sie je nach den Stockwerkenwechselt. Die Grattierchen pflegen gleichhoch und in gleichenAbständen hintereinander wie in Parade aufmarschiert zu sein;ihre Seheitel liegen in der Verlängerung der Oberkante desstärkeren Gratteiles. Zweifellos liegt dieser ßegelmäßigkeitein ästhetisches Empfinden zugrunde; der Schönheitssinn wirdhierdurch viel besser befriedigt, als wenn die Reihe derkleinen Zierfiguren nicht vorhanden wäre und der schwächereGratteil so nackt und kahl bliebe, wie bei japanischenDächern.Über die Holzkonstruktion dieser Qratanfkrempung verbreitetsich H. Hildebrand folgendermaßen; „Die Traufliniensind sowohl im Grundriß wie im Aufriß an den Enden ausgeschweift.Die Schweifung im Grundriß (Text-Abb. 29) istdurch allmähliche Verlängerung der <strong>Sp</strong>arren nach den Gebäudeeckenzu erreicht, während das Aufwärtaschweifen derweit ausladenden Traufecken, das auf den Ausländer einen sofremdartigen, aber, nachdem man sich an den Anblick gewöhnthat, und bei der maßvollen Ausführungsweise dieser Tempeleinen künstlerisch durchaus wohltuenden Eindruck hervorruft,in einfacher und sinnreicher Weise bewirkt ist. Die beidenAbb. 27. Peking, Huf im Tung-yo-miao.27*

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!