Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...
Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...
Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
1.2. Fragen an den Text<br />
In diesem Schöpfungsbericht gibt es einige Begriffe, welche zu übersetzen nicht ganz unproblematisch<br />
sind. Im Folgenden werde ich die Worte arb, ‚schaffen’, krb, ‚segnen’, bAj,<br />
‚gut’, hdr, ‚herrschen’, und vbk, ,herrschen’ genauer betrachten, damit der Text in seinem<br />
möglichst ursprünglichen Sinn auf meine Fragestellung hin untersucht werden kann.<br />
1.2.1. arb, ‚schaffen’<br />
In meiner Übersetzung habe ich arb der Tradition gemäss mit ‚schaffen‘ übersetzt. In diesem<br />
deutschen Verb wird jedoch nicht deutlich, ob es sich um ein Schaffen aus dem<br />
Nichts, eine creatio ex nihilo 15 , oder um das Formen aus einem Urstoff handelt. Da diese<br />
Frage in meiner Übersetzung offenbleibt, ist es also fraglich, ob das deutsche ‚Schaffen‘<br />
dem Verb tatsächlich gerecht wird.<br />
Für die Fragestellung der vorliegenden <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> spielt es jedoch keine Rolle, ob es sich hier<br />
um eine creatio ex nihilo oder um das Schaffen aus einem präexistenten Urstoff handelt.<br />
Beide, Mensch und Tier werden durch arb ‚geschaffen’. Dass die Erschaffung <strong>bei</strong>der mit<br />
demselben Verb beschrieben wird, ist für die Frage nach der Mensch-Tier-Beziehung aussagekräftig.<br />
Der Sachverhalt, dass Mensch und Tier arb wurden, hatte eine breite Wirkungsgeschichte.<br />
So beruht <strong>bei</strong>spielsweise der Begriff und das Konzept der Mitgeschöpflichkeit darauf, dass<br />
Mensch, Tier und Pflanzen auf gleiche Weise erschaffen wurden. 16<br />
1.2.2. krb, ‚segnen’ 17<br />
Im AT ist selten die Rede davon, dass Jahwe Menschen, Tiere oder Gegenstände segnet.<br />
Umso genauer ist nun nach der Bedeutung krb in Gen 1,22.28 zu fragen.<br />
Im atl. Gebrauch wird Segen als unmittelbare Zusage der Fruchtbarkeit verstanden. Für die<br />
Völker im alten Orient war es ganz selbstverständlich, dass Segen sinnlich erfahrbar ist<br />
und überall, wo Leben gedeiht, vorhanden ist. Segen darf also in diesem Zusammenhang<br />
nicht – wie im heutigen Abendland üblich – mit dem gesprochenen Wort in Verbindung<br />
gebracht werden, sondern muss im Zusammenhang mit Fruchtbarkeit und gedeihendem<br />
Leben gesehen werden. Der Segen und seine erhofften Auswirkungen wurden nicht als<br />
etwas Spirituelles verstanden, sondern die Auswirkungen erfolgten in ganz konkreten Ga-<br />
15<br />
Diese philosophische Begriff scheint allerdings auf die hebräische Bibel nicht anwendbar, entstand er doch<br />
in der alten Kirche und ist erst ab dem 2. Jh. n. Chr. nachweisbar. Vgl. KEEL/SCHRÖER, S. 174.<br />
16<br />
S.u. A. 1.4.1. Mitgeschöpflichkeit, S. 16.<br />
17<br />
Vgl. SCHARBERT in <strong>Th</strong>WAT, Bd I, Sp 826.<br />
11