Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...
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dass Gott sie ernährt. Das Bewusstsein, dass Gott seine Schöpfung nicht nur geschaffen<br />
hat, sondern sie auch erhält, ist in den ntl. Texten sehr wichtig.<br />
In Mk 1,12f heisst es, dass Jesus in der Wüste <strong>bei</strong> den Tieren war. Mit dem Erscheinen<br />
Jesu erwacht die menschliche Hoffnung, vom Verhängnis des Sündenfalls endgültig befreit<br />
zu werden. In Christus wird die Hoffnung auf die Wiederherstellung der paradiesischen<br />
Gemeinschaft gesetzt. In diesem Text kommt zum Ausdruck, dass mit dem Escheinen Jesu<br />
diese Wiederherstellung bereits begonnen hat. 132<br />
In Röm 8,18-22 wird geschildert, wie alles Geschaffene in der belebten Schöpfung auf die<br />
Erwartung ausgerichtet ist, aus der Leidenszeit dieses Äons in ein neues Eden hinübergeführt<br />
zu werden. Das Seufzen der Schöpfung kann in diesem Zusammenhang also als Ausdruck<br />
von Beseeltsein und geschöpflicher Würde betrachtet werden. 133<br />
Paulus nimmt in 1Kor 9,9 das Gebot aus Dtn 25,4 auf, dem dreschenden Ochsen das Maul<br />
nicht zu verbinden und deutet diese Textpassage um: Er geht davon aus, dass mit dem<br />
Ochsen eigentlich der Mensch gemeint ist. Über das Verhältnis des Menschen zum Tier<br />
wird somit sehr wenig ausgesagt. Es kommt allerdings deutlich hervor, dass es hier primär<br />
um den Menschen und seine Beziehung zu Gott geht.<br />
Zusammenfassend muss gesagt werden, dass die ntl. Texte, in denen Tiere vorkommen,<br />
spärlich und unterschiedlich sind. Dennoch kann man auch hier beobachten, dass das Bewusstsein,<br />
dass sowohl Menschen als auch Tiere von Gott geschaffen wurden und von ihm<br />
erhalten wurden, vorherrscht. Grundsätzlich steht jedoch das Verhältnis Gott-Mensch im<br />
Vordergrund des Neuen <strong>Testament</strong>es.<br />
4. ‚Dort und damals‘ versus ‚hier und heute‘<br />
Es wäre naiv zu behaupten, zur Abfassungszeit der Texte hätte man Missstände im Bezug<br />
auf das Verhältnis von Mensch und Tier nicht gekannt. Gerade die Existenz der Gesetzestexte<br />
und weisheitliche Texte wie Spr 12,10 zeigen, dass damals der verantwortungsbewusste<br />
Umgang des Menschen mit dem Tier nicht selbstverständlich war. Es ist jedoch<br />
anzunehmen, dass es nicht Missstände von heutigem Ausmass waren. Probleme mit der<br />
Massentierhaltung, mit ausbeuterischen medizinischen Tierversuchen oder unzumutbaren<br />
Trainingsmethoden <strong>bei</strong> Sporttieren dürften damals noch keine wesentliche Rolle gespielt<br />
haben. Solche Probleme treten wohl erst seit DESCARTES auf. Seitdem der Mensch dem<br />
Tier die Leidensfähigkeit abgesprochen hat, waren dem Missbrauch von Tieren Tür und<br />
132 Vgl. GRÄSSER in JANOWSKI/RIEDER, S. 117.<br />
133 GRÄSSER in JANOWSKI/RIEDER, S. 125.<br />
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