Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...
Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...
Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
ihnen auch nachzukommen war. Man denke da zum Beispiel an Legehennen in heutigen<br />
Batteriehaltungen: Noch nie waren Verhalten und Bedürfnisse von Tieren wissenschaftlich<br />
so gut erforscht wie heute, und trotzdem werden Tiere auf so engem Raum zusammengepfercht,<br />
dass es auch ohne wissenschaftliche Abhandlungen ersichtlich ist, dass diese Hennen<br />
nicht ihren Bedürfnissen entsprechend gehalten werden. Dies, weil der Mensch – aus<br />
welchen Gründen auch immer – die Bedürfnisse seines Viehs nicht achtet, bzw. seine eigenen<br />
(oftmals finanziellen Bedürfnisse) über diejenige des Tieres stellt.<br />
1.2.2. [;deAy 100 , ‚wissen, sich kümmern um jmd/etw’<br />
Das Verb [;deAy, wissen, beschreibt ein Wissen, welches über das intellektuelle zur<br />
Kenntnis Nehmen hinaus geht. [;deAy kann also auch übersetzt werden mit ‚sich kümmern<br />
um etwas oder jemanden’. Es ist demnach klar, dass es hier darum geht, den Bedürfnissen<br />
auch nachzukommen und dafür zu sorgen, dass sie erfüllt werden. Die Antithese, dass die<br />
Ungerechten grausam sind, zeigt, dass sie möglicherweise die Bedürfnisse des Viehs auch<br />
kennen, dass sie aber – aus welchen Gründen auch immer – diesen Bedürfnissen keine<br />
Aufmerksamkeit schenken.<br />
1.3. Mensch-Tier-Beziehung<br />
1.3.1. Nutztier<br />
Im vorliegenden Vers kommt durch das Personalsuffix („sein Vieh“) deutlich zum Ausdruck,<br />
dass primär an das Nutztier gedacht ist. Diese Tiere (wohl Esel, Rind, Schafe und<br />
Ziegen 101 ) gehören zum Haushalt des israelitischen Menschen der damaligen Zeit. Sowohl<br />
‚Gerechte‘ wie auch ‚Ungerechte‘ halten diese Tiere. Sie sichern den Lebensunterhalt und<br />
helfen <strong>bei</strong> der Verrichtung der täglichen <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong>. Während der Gerechte sein Vieh gut behandelt<br />
– und damit einerseits an den Lebewesen in seinem Haushalt ‚human‘ handelt,<br />
andererseits aber auch seinem notwendigen ‚Werkzeug‘ Sorge trägt – ar<strong>bei</strong>tet der Ungerechte<br />
mit seinem Handeln nicht nur gegen die ‚humane‘ Grundhaltung der Israeliten<br />
dem Tier gegenüber, sondern schädigt sich selbst.<br />
1.3.2. Die Abhängigkeit des Nutztieres vom Menschen<br />
Nutztiere sind dem Menschen in besonderem Masse ausgeliefert. „Domestic animals are<br />
utterly dependent upon their master’s benevolence. <strong>Th</strong>ey cannot clearly articulate their<br />
99 Oder auch die ‚Seele‘ oder die ‚Seelenkraft‘ – je nach Übersetzung.<br />
100 Vgl. BERGMANN/BOTTERWECK in <strong>Th</strong>WAT, Bd III, Sp. 479ff.<br />
62