Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...
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kurz auf den ethischen Gedanken der Mitgeschöpflichkeit eingehen, der auf diesem Text<br />
fusst.<br />
Der Zürcher <strong>Th</strong>eologe FRITZ BLANKE prägte im Jahr 1959 den Begriff der Mitgeschöpflichkeit<br />
34 und damit den tierschutzethischen Ansatz, der vom Gedanken der gemeinsamen<br />
Geschöpflichkeit der Natur ausgeht. Das Konzept der ‚Mitgeschöpflichkeit’ macht<br />
deutlich, dass es ethisch unvertretbar ist, die Menschlichkeit auf blosse Mitmenschlichkeit<br />
zu reduzieren. Damit wird also die Nächstenliebe in den grösseren Zusammenhang aller<br />
Geschöpfe gestellt. 35<br />
1.3.2. Göttliche Ordnung<br />
Im Kern des Textes geht es – neben einer Schilderung der Schöpfung – um die Bewahrung<br />
der göttlichen Ordnung. Das Zusammenleben des Menschen mit den anderen Lebewesen<br />
zeigt sich für P deshalb als so brisantes Problem, weil der Schöpfer selbst nach Abschluss<br />
des Schöpfungswirkens nicht mehr ständig gestaltend eingreift. Der Schöpfer braucht also<br />
einen Statthalter auf Erden, der in seinem Sinne, d.h. im Sinne der von Gott erstellten<br />
Schöpfungswelt, wirkt. ‚Wirken‘ steht <strong>bei</strong> P für das stetige Stiften und Vollziehen der<br />
Ordnung im Zusammenleben der Lebewesen. ‚Ordnung‘ ist für P „nie ein fremdbestimmendes,<br />
lebensminderndes oder gar knechtendes Reglement, sondern der Rahmen, in dem<br />
Eigenleben zu seinem wie zum Wohle und Bestand der Gesamtheit entfaltet, aber auch<br />
begrenzt wird.“ 36 Sprechen wir demnach vom Zusammenleben des Menschen mit seiner<br />
Umwelt <strong>bei</strong> P, dann sprechen wir immer auch von der göttlichen Schöpfungsordnung, welche<br />
zu erhalten er dem Menschen aufgetragen hat.<br />
Der Mensch steht also als Garant der lebenskontinuierlichen Ordnung des Ganzen. Der<br />
Sachverhalt, dass der Mensch als Zielpunkt der Schöpfung angesehen wird, macht deutlich,<br />
dass die göttliche Ordnung, die Pflanzen und Tiere nicht ausschliesslich um ihrer<br />
selbst Willen geschaffen wurden. 37 Im vorliegenden priesterschriftlichen Schöpfungsbericht<br />
kommt dies zwar nicht sehr deutlich zum Ausdruck, ist hier doch von einer scheinbar<br />
zweckfreien Erschaffung der Welt und von der Artenvielfalt zu lesen. Doch im Kontext<br />
dessen betrachtet, dass der Mensch als Zielpunkt der ganzen Schöpfung zu sehen ist,<br />
scheint mir STECKS <strong>Th</strong>ese, dass nämlich die Welt von Gott um allen Lebens willen und<br />
nicht um des Menschen willen geschaffen wurde, diskussionswürdig.<br />
34<br />
Der Begriff ‚Mitgeschöpf’ war insbesondere im Pietismus heimisch, ist also ein Wort des späten 18. Jahrhunderts.<br />
Vgl. TEUTSCH, S. 139.<br />
35<br />
Vgl. TEUTSCH, S. 139f.<br />
36<br />
STECK, S. 79.<br />
17