Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...
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Herrschersein über die Tierwelt, bzw. seine Gottebenbildlichkeit, aufgeben und sich mit<br />
den Tieren auf ein und dieselbe Stufe stellen.<br />
Die untersuchten Texte legen eine Vorstellung der Tiere als ‚Mitbrüder und Mitschwestern‘<br />
nicht nahe. Es ist in diesen Texten auch nicht zu erkennen, dass der Mensch seine<br />
Herrschaftsposition über die Tiere aufgeben sollte. Vielmehr wird hier das Herrschen des<br />
Menschen über die Tiere begründet und definiert. So wird mit dem Konzept der Mitgeschöpflichkeit<br />
der verantwortungsbewusste Umgang mit dieser Macht begründet. 65<br />
Missbraucht der Mensch die Schöpfung Jhwhs, stellt er sich gegen die Grossartigkeit<br />
Jhwhs selbst. Der Mensch kann also – ist er sich dessen bewusst, dass die Tiere Teil der<br />
Schöpfung Gottes sind – gar nicht anders, als dieser Schöpfung mit Achtung zu begegnen.<br />
Und dies nicht primär um der Schöpfung, sondern um des Schöpfers willen.<br />
5.4. Statthalterschaft als gemeinsame Aussage der untersuchten Texte<br />
Die untersuchten Texte weisen alle auf ihre Art das <strong>Th</strong>ema der Statthalterschaft auf. Der<br />
Mensch hat den Auftrag, Gott auf der Erde zu vertreten, bzw. seine Herrschaft stellvertretend<br />
auszuüben. Diese Überlegung wird in unterschiedlichen Formen durchgedacht:<br />
In Gen 1 wird durch den Herrschaftsauftrag, der sehr deutlich mit dem Segen Gottes gekoppelt<br />
ist, gezeigt, dass der Mensch als Zielpunkt der Schöpfung zugleich auch die Vertretung<br />
Gottes auf der Erde übernehmen soll.<br />
In Gen 2 zeigen sowohl Herrschaftsauftrag als auch Namensgebung die Vorstellung, dass<br />
der Mensch Gott vertreten soll. Da<strong>bei</strong> ist es keineswegs so, dass der Mensch an die Stelle<br />
Gottes treten soll und Allmachtsgefühle entwickeln soll. Es geht dagegen vielmehr darum,<br />
dass der Mensch mit seinen Fähigkeiten dafür eingesetzt wird, Gottes Idee in der Welt zu<br />
vertreten. Im Bezug auf den Herrschaftsauftrag ist das einleuchtend. Im Bezug auf die<br />
Namensgebung ist es möglicherweise nicht so eindeutig. Doch kann der Akt der Namensgebung<br />
m.E. als abgeschwächte Form des Schöpfungsaktes selbst gesehen werden. D.h.<br />
der Mensch hat nicht die Macht und alle Möglichkeiten, welche Gott besitzt, doch hat er<br />
im kleineren Ausmass die Möglichkeit, Gott ähnlich dessen Taten fortzusetzen.<br />
64<br />
Vgl. RÖCKLINSBERG, S. 358.<br />
65<br />
Richtet man den Blick über die besprochenen Texte hinaus, so sieht man <strong>bei</strong>spielsweise in Gen 9, dass<br />
Gott die Tiere in seinen Bund aufnimmt, den er mit den Menschen und der ganzen Schöpfung schliesst. Daraus<br />
aber eine Degradierung des menschlichen Herrscherseins ableiten zu wollen, ist m.E. nicht im Sinn dieser<br />
Texte.<br />
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