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Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...

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Tor geöffnet. Auch wenn wir heute bezüglich Leidensfähigkeit des Tieres wieder an einem<br />

anderen Ort stehen als DESCARTES, so sind die Folgen der cartesischen Behauptungen desaströs.<br />

Man darf davon ausgehen, dass zur Abfassungszeit der untersuchten Texte im Gesamten<br />

das Bewusstsein des Menschen, dass er für die Tiere eine Verantwortung trägt,<br />

noch einiges präsenter war als in der Zeit nach DESCARTES.<br />

Dass wir heute menschheitsgeschichtlich an einem völlig anderen Ort stehen als zur Abfassungszeit<br />

der untersuchten Texte, macht es schwierig, die Texte unreflektiert in die heutige<br />

Zeit übernehmen zu wollen. Wir können unmöglich damit argumentieren, dass in der Bibel<br />

ein verantwortungsvoller Umgang mit dem Tier gefordert wird und darauf vertrauen, dass<br />

die heutigen aufgeklärten und verstandesorientierten Menschen die biblischen Texte als<br />

Autorität anerkennen und ihr Verhalten den Tieren gegenüber ändern werden. Wir können<br />

aber dennoch davon ausgehen, dass die biblischen Texte prägend auf unsere Gesellschaft<br />

wirkten und nach wie vor wirken. Insofern ist auch eine biblische Tierschutzethik, wie ich<br />

sie im Folgenden kurz vorstellen werde, nach wie vor zu begründen.<br />

4.1. Biblische Tierschutzethik<br />

Die biblische Tierschutzethik beruht auf der Sonderstellung des Menschen und dem diese<br />

Sonderstellung begründenden Auftrag Gottes an den Menschen, über die Tiere zu herrschen.<br />

134 Diese aufgrund seiner Gottebenbildlichkeit herausgehobene Stellung des Menschen<br />

muss in Verbindung mit einer durch Verantwortung für das untergebene Tier begrenzten<br />

Treuhandschaft, die der Mensch in Gottes Auftrag ausübt, gesehen werden. Die<br />

Vorstellung, der Mensch sei eine Art Halbgott, wie man aus Ps 8 herauslesen könnte 135 , ist<br />

für die biblische Tierschutzethik in diesem Sinn nicht förderlich, trägt sie nämlich nichts<br />

zur Klärung des Verhältnisses von Mensch und Tier <strong>bei</strong>. Vielmehr muss dort eingesetzt<br />

werden, wo der Mensch als Erhalter der göttlichen Schöpfungsordnung gesehen, d.h. als<br />

Erster innerhalb der grossen Gemeinschaft der Geschöpfe Gottes 136 , werden kann. 137 WOLF<br />

betont, dass der Ansatzpunkt einer Tierethik nicht die Heiligkeit allen Lebens noch die<br />

Verletzlichkeit der Natur, sondern das „Individualwohl von Tieren“ sein muss. 138 Auch sei<br />

weder die blosse Gleichsetzung noch die Konstatierung der Wesensunterscheidung hilf-<br />

134 Gen 1,26.28.<br />

135 S.o. Ps 8, S. 26f.<br />

136 KARL BARTH prägt für diese Überlegung den Begriff „primus inter pares“, KD, Bd III, S. 210.<br />

137 Vgl. TEUTSCH, Lexikon, S. 32ff.<br />

138 Vgl. WOLF, S. 172.<br />

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