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Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...

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5.2. Hierarchie und Machtmissbrauch<br />

Dass es in der Geschichte des Menschen mit den Tieren nicht <strong>bei</strong> dieser „Scheu vor dem<br />

rein nutzenden Gebrauch“ geblieben ist, macht uns – als ein Beispiel unter vielen möglichen<br />

– die Nachricht aus jüngster Zeit bewusst, welche zum Inhalt hatte, dass es momentan<br />

zu wenig Rhesusaffen gäbe, welche für die Versuchstierforschung gebraucht werden könnten.<br />

Die Forschung stehe vor einem grossen Problem, sehe sie doch ihren Fortschritt dadurch<br />

massiv gefährdet. Hört man solche Meldungen, fragt man sich: Was wurde aus der<br />

alttestamentlichen Achtung des Menschen gegenüber dem Tier?<br />

Der Herrschaftsauftrag in Gen 1,28 lässt einen solch missbräuchlichen Umgang des Menschen<br />

mit dem Tier nicht zu. Es ist da zwar von ‚unterwerfen‘ und ‚herrschen‘ die Rede.<br />

Doch dass daraus ein derartiger Machtmissbrauch entstehen muss, wie er sich in der Geschichte<br />

zeigte und zeigt, kann nicht mit diesen Texten begründet werden. Dass in den<br />

Schöpfungsberichten eine klare Hierarchie vorgestellt wird, heisst nicht, dass diese Hierarchie<br />

zwangsläufig in einen Machtmissbrauch münden muss.<br />

Meines Erachtens ist es jedoch nicht im Sinn dieser Texte, sie ausschliesslich auf ihr<br />

Mensch-Tier-Verhältnis hin zu lesen. Auch ist es wohl nicht im Sinn dieser Texte, sie in<br />

einem übersteigert anthropozentrischen Sinn zu sehen. Vielmehr geht es hier wohl darum,<br />

die menschliche Abhängigkeit von Gott zu erkennen. Ohne diese Erkenntnis gerät der<br />

Mensch leicht in Selbstgefälligkeit und strebt in einem ungesunden Mass nach Unabhängigkeit.<br />

Das heisst aber nicht, dass die eigenen Fähigkeiten nicht geschätzt werden sollten,<br />

sondern im Gegenteil geht es in dieser theozentrischen Lebenshaltung darum, die geschenkten<br />

Fähigkeiten und Möglichkeiten für Gott und mit Gott vor Augen zu gebrau-<br />

chen. 64<br />

In diesem Zusammenhang müssen denn wohl auch die Herrschaftsaufträge und die Segnungen<br />

der <strong>bei</strong>den Schöpfungsberichte in Gen 1 und Gen 2 gelesen werden: Gott gibt dem<br />

Menschen die Fähigkeit, über die feindliche Tierwelt zu herrschen. Doch dies geschieht in<br />

einer Form, in der sich der Mensch bewusst sein muss, dass er in einem grösseren Ganzen<br />

eingebettet ist. Es geschieht in einer Form, die klar theozentrisch ist: Der Mensch hat von<br />

Gott einen Auftrag bekommen, den es auszuführen gilt.<br />

5.3. Mitgeschöpflichkeit<br />

Ist heute von Mitgeschöpflichkeit die Rede, so ist damit oft die Vorstellung verbunden, die<br />

Tiere würden als ‚Mitbrüder und Mitschwestern‘ gesehen und der Mensch müsse sein<br />

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