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Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...

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esagt aber, dass eine Handlung, die um des Menschen willen unternommen wird, Vorrang<br />

vor einer ähnlichen Handlung hat, die um etwas anderes willen geschieht. 62<br />

Es geht also in den untersuchten Texten weder darum, Mensch und Tier auf eine Stufe zu<br />

stellen, noch ist es das Ziel der Texte, den Menschen als einzig wertvolles Wesen darzustellen.<br />

Vielmehr wird in diesen Texten die Position des Menschen an der Spitze der<br />

Schöpfung begründet. Ob das damit geschieht, dass er als Zielpunkt der Schöpfung geschaffen<br />

wird (Gen1), oder eben gerade umgekehrt, dass die Schöpfung für ihn geschieht<br />

(Gen2), spielt da<strong>bei</strong> eigentlich keine Rolle. Der entscheidende Punkt ist – so ganz besonders<br />

im Psalm 8 –die Begründung des menschlichen „Herr-Sein“ über die Schöpfung. Eine<br />

etwas andere Färbung hat allerdings der Hiob-Text: Hier wird dargestellt, dass Jhwh Herr<br />

über die Tierwelt ist, welche der Mensch als bedrohlich und chaotisch empfindet. Doch<br />

auch in diesem Text geht es letztlich darum, das Verhältnis zwischen Mensch und Tier zu<br />

klären – und zwar auf den Menschen hin.<br />

In allen Texten spielt also das Herrschen über die Tierwelt die zentrale Rolle. Dieses wird<br />

in allen Texten so verstanden, dass der Mensch als ‚Abbild‘ Gottes versuchen muss, sich<br />

der ihm anvertrauten Natur gegenüber so zu verhalten, wie Jahwe selbst sich zum Menschen<br />

und zur Schöpfung verhält: Ja sagend, barmherzig, gerecht. Der Hiob-Text, welcher<br />

hier scheinbar etwas aus der Reihe fällt, macht genau diese Haltung deutlich: Jhwh kümmert<br />

sich selbst um die Tierwelt, die dem Menschen feindlich erscheint. Und Jhwh kümmert<br />

sich liebevoll, würdevoll und gerecht um diese Tiere, von denen der Mensch ein<br />

schlechtes Bild hat, vor denen er sich fürchtet. So, wie sich Jhwh auch um die ‚negativen‘<br />

Tiere kümmert, soll sich nun der Mensch um diejenigen Tiere kümmern, welche ihm als<br />

‚Nutztiere‘ zugedacht wurden. Dies steht so zwar nicht im Hiob-Text und auch nicht mit so<br />

explizitem Bezug zu Hiob in den übrigen drei untersuchten Texten. Doch es scheint, als ob<br />

man diese Texte gut aufeinander beziehen könnte, ist es doch genau diese Haltung Jhwhs<br />

der Tierwelt gegenüber, welche vom Menschen gefordert wird.<br />

Es ist folglich nicht die Intention der Texte, die Schöpfung zur blossen Lebensgrundlage<br />

des Menschen zu degradieren, sondern das <strong>Th</strong>ema ist vielmehr, das Leben als etwas ‚Heiliges‘<br />

zu verstehen, dem achtungs- und würdevoll zu begegnen ist. Mit TEUTSCH möchte<br />

ich sagen, dass die untersuchten Texte dem Menschen eine „Scheu vor dem rein nutzenden<br />

Gebrauch“ 63 der Tierwelt nahelegen.<br />

62 Vgl. RÖCKLINSBERG, S. 85.<br />

63 TEUTSCH in RÖHRIG, S. 121.<br />

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