Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...
Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...
Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
4.4. Fazit<br />
Aus welchen Gründen auch immer die Menschen der damaligen Zeit auf die Idee kamen,<br />
dass man dem dreschenden Ochsen das Maul nicht verbinden soll – der verantwortungsvolle<br />
Umgang des Menschen mit dem Tier wird deutlich.<br />
Dies ist es auch, was wir aus dem Text für uns heute nutzbar machen können: Es geht nicht<br />
darum, dass wir diese Anweisung unadaptiert übernehmen sollen. Das macht keinen Sinn,<br />
sind doch die Lebenswelten so verschieden. Doch können wir den allgemeinen Umgang<br />
mit dem Tier betrachten und daran unseren eigenen reflektieren: Der alttestamentliche<br />
Mensch sollte sich um das Wohlergehen seines Nutzviehs kümmern. Dies können wir heutigen<br />
mitteleuropäischen Menschen durchaus übernehmen. Auch wenn nicht mehr in jeder<br />
Familie eine Handvoll Nutztiere leben, können wir uns doch dafür einsetzen, dass ein Tier,<br />
das für uns ar<strong>bei</strong>tet, nicht unnötig leiden muss. Ich denke z.B. an die Milchproduktion:<br />
Wenn die Kühe für unseren Konsum Milch produzieren müssen, sollten sie wenigstens<br />
möglichst artgerecht leben können. Für uns städtischen, mitteleuropäischen, heutigen Menschen<br />
heisst das, dass wir darauf achten können, Produkte zu kaufen, <strong>bei</strong> denen wir davon<br />
ausgehen können, das die Tiere so gehalten werden, wie es ihren Bedürfnissen entspricht.<br />
5. Fazit zu den Gesetzestexten<br />
Die untersuchten Gesetzestexte zeigen eine deutliche Kluft zwischen Mensch und Tier. Sie<br />
zeigen aber auch deutlich den verantwortungsvollen Umgang des Menschen mit dem Tier.<br />
Was jedoch für meine <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> ein Problem darstellt, ist die Frage nach dem Grund dieses<br />
Umgangs: Die Ge- und Verbote werden kaum oder gar nicht begründet. Dies zu interpretieren<br />
kann jedoch relativ schwierig sein, da man verschiedene Interpretationsmöglichkeiten<br />
hat.<br />
5.1. Unterschiedliche Interpretationsmöglichkeiten<br />
Die eine Art der Begründungssuche ist die des landwirtschaftlichen Wissens und der Lebenserfahrung.<br />
Die andere Art der Begründungs- und Interpretationssuche geht in die<br />
Richtung des Tierschutzes um des Tieres, weniger um der <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong>skraft, Willen und des<br />
Bewusstseins, dass Mensch und Tier in einem grösseren – religiösen – Rahmen stehen.<br />
Betont man die tierschützerische Sichtweise der Texte, so muss dafür nicht zwangsläufig<br />
vorausgesetzt werden, dass das Tier personalisiert oder gar vermenschlicht werden muss.<br />
Man kann vielmehr von der Grundintention der Mitgeschöpflichkeit und der dem Menschen<br />
von Gott übertragenen Verantwortung für das Tier ausgehen.<br />
58