Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...
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Weltbild, das sich vom Menschen aus betrachtet als chaotisch oder sogar feindselig darstellt,<br />
welches aber fest in Jhwhs Händen ist. 59<br />
4.2.3. Rhetorische Fragen<br />
Die rhetorischen Fragen, wie sie in diesem Text gestellt werden, verfolgen den Zweck darzustellen,<br />
dass Jhwh die Herrschaft über jene Tiere, die vom Menschen als fremd und<br />
feindlich empfunden werden, innehat.<br />
Ein Nebeneffekt dieser Fragen ist der, dass das Unvermögen Hiobs aufgezeigt wird. Dies<br />
ist nicht nur im Rahmen der Hioberzählung interessant, sondern auch im Zusammenhang<br />
mit dieser <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong>: steht Hiob hier für die ganze Menschheit, so zeigt uns diese Gottesrede,<br />
dass der Mensch nicht fähig ist, die Tierwelt als Gesamtheit richtig einzuschätzen und richtig<br />
mit ihr umzugehen. Die Wildheit der Tiere wird in diesem Text stark betont. Das zeigt<br />
das menschliche Gefühl des völligen Ausgeliefertseins. Allerdings wird nicht nur die<br />
Fremdartigkeit dieser Welt betont, sondern auch Jhwhs Herrschaft über sie. Mit Hilfe der<br />
rhetorischen Fragen wird jeder Zweifel darüber beseitigt, die Tiere könnten eine eigene<br />
Herrschermacht über den Menschen darstellen. In einer Welt, in der man sich vor wilden<br />
Tieren so sehr fürchtete wie heute <strong>bei</strong>spielsweise vor einem Autounfall mit Todesfolge, ist<br />
es zentral, daran glauben zu können, dass Jhwh die Herrschaft dieser Tiere im Griff hat.<br />
Die primäre Aussage der rhetorischen Fragen, wie sie hier vorliegen, ist also die, dass ein<br />
anarchisch-chaotisches Element in der Welt spürbar ist, das der Mensch nicht zu bändigen<br />
vermag. 60<br />
4.3. Die Mensch-Tier-Beziehung in der zweiten Gottesrede <strong>bei</strong> Hiob<br />
Der Mensch nimmt in dieser Gottesrede den wilden Tieren gegenüber die Haltung ein, die<br />
er seit Alters her allem Fremden und Feindlichen gegenüber einnimmt: Es wird integriert<br />
oder eliminiert. 61 In diesem Fall soll der Text für eine Integration des Fremden einstehen.<br />
Der Ton, mit welchem von den Wildtieren gesprochen wird, ist respektvoll. Die Tiere werden<br />
nicht verdinglicht oder verniedlicht, sondern als Teile einer zu fürchtenden Gegenwelt<br />
angesehen. Allerdings ist hier sehr deutlich die in der Einleitung erwähnte dritte Ebene der<br />
Mensch-Tier-Beziehung zu sehen: Die „Begegnung mit dem Monströsen“, wie ich sie<br />
nannte. In den Tieren kommt etwas zum Vorschein, was sonst in der Welt nicht erfahrbar<br />
59 Vgl. KEEL, S. 85f.<br />
60 Vgl. KEEL, S. 82.<br />
61 Vgl. KEEL, S. 81.<br />
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