Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...
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en, nämlich der Fruchtbarkeit. 18 Vor diesem Hintergrund ist auch die Beobachtung erklärbar,<br />
dass die Landtiere nicht gesegnet werden: Während die Tiere des Wassers und die<br />
Tiere der Luft ihren Lebensraum (weiterhin) bevölkern sollen, fühlen sich die Menschen<br />
von der Vermehrung der Landtiere bedrängt. Im 6. Jh. v. Chr., zur ungefähren Entstehungszeit<br />
dieses Textes, wurden die Landtiere als direkte Konkurrenten des Menschen <strong>bei</strong><br />
der Besiedlung des Landes gesehen. Die wilden Tiere des Landes, so z.B. Löwen, Wildesel<br />
und Geier, stellten eine echte Bedrohung für den Menschen dar: 19 Das mühsam urbar gemachte<br />
Kulturland konnte jederzeit wieder zur unbewohnbaren Wildnis werden. Herrschaft<br />
20 und Kontrolle, welche Lebensräume für den Menschen schuf, galten in dieser Situation<br />
als hoher Wert. 21 Diese Lebenssituation darf nicht ausser Acht gelassen werden,<br />
wenn die Feststellung, dass die Landtiere nicht gesegnet werden und keinen Fruchtbarkeitsauftrag<br />
erhalten, diskutiert wird. Hier im ethischen Sinn davon zu sprechen, dass die<br />
Landtiere missachtet würden, wäre m.E. verfehlt.<br />
1.2.3. bAj, ‚gut’<br />
Die Diskussion um die ethische Kernfrage „Was ist gut?“ werde ich an dieser Stelle nicht<br />
führen. Dennoch werde ich in diesem Abschnitt darauf eingehen, was die Aussage des Satzes<br />
ist, der in deutscher Übersetzung heisst „und Gott sah, dass es gut war“. Im Weiteren<br />
möchte ich hier kurz auf die Bedeutung des Sachverhaltes eingehen, dass die Erschaffung<br />
des Menschen, im Gegensatz zu den Wasser-, Luft- und Landtieren, nicht mit bAj, ,gut’,<br />
quittiert wird.<br />
bAj hat im Hebräischen den Schwerpunkt auf dem funktionalen Aspekt. Im Mittelpunkt<br />
steht die Eignung und der Nutzen einer Sache oder einer Person. Da<strong>bei</strong> geht es vor allem<br />
darum, dass die rechte Ordnung eingehalten wird, d.h. die Funktionalität der Sache oder<br />
der Person wird daran gemessen, wie sehr sie der zu bewältigenden Aufgabe entspricht.<br />
Bezüglich der Schöpfungswerke heisst das also, dass sie gut sind zu dem Zweck, für den<br />
sie angefertigt wurden. Im Bereich der Landwirtschaft ist im Zusammenhang mit bAj der<br />
Aspekt der Fruchtbarkeit nicht ausser Acht zu lassen. Sicher spielt die Fruchtbarkeit in<br />
diesem Zusammenhang auch eine nicht zu verachtende Rolle. 22 Hinter der Quittierung<br />
„Gott sah, dass es gut war“ steckt keine objektive Beurteilung, sondern vielmehr die Feststellung,<br />
dass das Erschaffene fruchtbar ist und seinem Zweck entspricht.<br />
18 Vgl. KEEL/SCHROER, S. 94.<br />
19 S.u. A.4.2.1. Auswahl der aufgezählten Tiere, S. 32.<br />
20 S.u. A. 1.4.3. Gen 1,26ff Herrschaft des Menschen, S. 18.<br />
21 Vgl. KEEL/SCHROER, S. 182.<br />
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