Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...
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tet und gegessen. Ein weiterer Punkt, der eine Rolle zu spielen scheint, ist der, dass der<br />
Schöpfer jedem Menschen das ihm zustehende Mass an Lebenskraft zugemessen hat. Es ist<br />
darum nicht nur wirkungslos, eigenmächtig die Energie einer anderen Kreatur in sich aufzunehmen,<br />
sondern stellte eine Anmassung und Verfehlung gegenüber Gott, dem Schöpfer,<br />
dar. 77<br />
2.3.4. Respekt vor dem Tier<br />
So sehr das Schächten an sich als Tierquälerei gesehen werden kann, in der biblischen Urintention<br />
hat das Schächten viel mit Respekt zu tun. Es geht nicht darum, die Tiere zu quälen<br />
und lange leiden zu lassen, sondern im Gegenteil, die Achtung vor dem Leben zu bewahren.<br />
Die Texte selbst äussern sich nur sehr spärlich zur Begründung und zur genaueren Ausführung<br />
dieser Schlachtmethode. Trotzdem denke ich, nicht falsch zu liegen, wenn ich das<br />
Schächten mit den Stichworten Respekt und Achtung vor dem Leben zusammenbringe. Ist<br />
das <strong>Th</strong>ema der Schächtfrage doch die Seele des Tieres nicht zu essen, sondern sich nur des<br />
leb- und seelenlosen Fleisches zu bemächtigen. „Man wird angesichts der gegenwärtigen<br />
Wirklichkeit gar nicht unterschätzen können, in wie hohem Masse hier vpn, Leben, ausschliesslich<br />
in Gottes Hand gehört, so dass sogar die Tiertötung die Respektierung der<br />
Gottzugehörigkeit des Lebens enthalten muss.“ 78<br />
2.4. Fazit<br />
Mit dem Verbot, das Blut – und damit die Seele, bzw. das Leben – der Tiere nicht essen zu<br />
dürfen, wird dem Bewusstsein Ausdruck verliehen, dass Tiere zu respektierende und zu<br />
achtende Wesen sind. Der Mensch macht sich auf diese Weise bewusst, dass er nicht über<br />
das Leben eines Tieres verfügen kann, sondern dass nur Gott über dieses Leben bestimmt.<br />
Indem der Mensch also das Tier, bevor er es isst, von seinem Blut und damit auch von<br />
dem, was sein Leben ausmacht ‚befreit‘, nimmt er nur das Material ein. Das individuelle<br />
Leben des Tieres aber bleibt trotz der Schlachtung und dem Fleischverzehr für den Menschen<br />
unantastbar. Obwohl das Tier <strong>bei</strong> der Schlachtung stirbt, ist der wichtigere Aspekt<br />
der, dass das, was dieses Tier zum lebenden Wesen macht, nicht angetastet wird.<br />
Auch wenn <strong>bei</strong> der aktuellen Diskussion um das <strong>Th</strong>ema Schächten immer wieder das<br />
Stichwort Tierquälerei gefallen ist, so ist <strong>bei</strong> diesen biblischen Texten trotz ihrer Kürze<br />
76 Vgl. ZENGER, S. 149.<br />
77 Vgl. ANDELSHAUSER, S. 35.<br />
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