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Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...

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Dennoch möchte ich den Aussagen über die Mensch-Tier-Beziehung nachgehen, wie sie<br />

zur Zeit der Abfassung der untersuchten Texte bestanden hat. Ich werde nach den Hintergründen<br />

fragen und nach möglichen Impulsen für eine tierethische Diskussion in der Neuzeit.<br />

Diese möglichen Folgerungen sind selbstverständlich mit der nötigen Vorsicht zu geniessen,<br />

leben wir heute doch in einer gänzlich anderen Lebenswelt als die Autoren der biblischen<br />

Texte. Diese Lebenswelt und die damit verbundene Beziehung des Menschen zum<br />

Tier werde ich in meiner <strong>Ar<strong>bei</strong>t</strong> soweit beleuchten, als es für meine Fragestellung relevant<br />

ist.<br />

Damit diese Untersuchungen den heutigen Verhältnissen gegenüber gestellt werden können,<br />

möchte ich nun kurz auf die heutige Situation eingehen: Für uns heute, besonders für<br />

diejenigen unter uns, die in einem städtischen Kontext leben, hat sich die Tierwelt dermassen<br />

unseren alltäglichen Beschäftigungen entzogen, dass wir ein ganzes Leben verbringen<br />

könnten, ohne direkt mit einem Tier konfrontiert zu werden oder gezwungen zu sein, über<br />

die Nachbarschaft von Mensch und Tier nachzudenken. In unserer heutigen – städtischen –<br />

Welt ist das Tier keine ernstzunehmende Konkurrenz. Wenn Tiere überhaupt gefährlich<br />

erscheinen, dann <strong>bei</strong>spielsweise in Form von Insekten- oder Virenplagen. 3<br />

Für viele unserer Zeitgenossen findet die Beziehung zur Tierwelt nur noch auf drei Ebenen<br />

statt, und alle drei Ebenen scheinen mir, im Vergleich zum alttestamentlichen Umgang mit<br />

dem Tier, eine geradezu entartete Beziehung zwischen Mensch und Tier zu bezeugen:<br />

Tiere werden in erster Linie als materielles Gut angesehen, das allein zur Verfügung des<br />

Menschen steht. Es kann hier von einer eigentlichen Verdinglichung gesprochen werden.<br />

Ich denke <strong>bei</strong>spielsweise an Milchkühe auf einem Grossbauernhof, an medizinische Versuchstiere<br />

oder an die Tatsache, dass bis in allerjüngste Zeit das Tier juristisch als Sache<br />

angesehen wurde.<br />

Die zweite Ebene der Mensch-Tier-Beziehung in der heutigen Zeit stellt die Verniedlichung<br />

dar. Tiere, im Besonderen gilt dies für Haustiere, werden zum Mensch-Ersatz gemacht.<br />

Wenn es <strong>bei</strong>spielsweise darum geht, dass in einer Fernsehserie ein Affe wie ein<br />

Mensch gekleidet wird und sich in dieser Aufmachung buchstäblich zum Affen machen<br />

muss, oder wenn Zuchthunde <strong>bei</strong> Schönheitswettbewerben auf unwürdige Art und Weise<br />

vorgeführt werden, hat das wenig mit einer gesunden Mensch-Tier-Beziehung zu tun.<br />

Die dritte und letzte Ebene ist die Manifestation des Exotischen oder, wie ich auch sagen<br />

könnte, die Begegnung mit dem Monströsen. Hier<strong>bei</strong> denke ich besonders an die ausge-<br />

3

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