Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...
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In Ps 8 kommt die Vorstellung der Statthalterschaft sehr deutlich zum Tragen: Der Mensch<br />
wurde nach diesem Text nur wenig geringer gemacht als Gott selber 66 und zwar in der Absicht,<br />
über die Welt zu herrschen.<br />
In Hi 38f kommt das Konzept der Statthalterschaft nur sehr versteckt zum Vorschein: In<br />
der vorliegenden Gottesrede wird betont, dass Gott der Herrscher über die Tiere ist, welche<br />
der Mensch domestizieren kann. Es werden aber in diesem Zusammenhang nur diejenigen<br />
Tiere aufgezählt, welche für den Menschen wirklich bedrohlich wirken. Die Haustiere,<br />
über welche der Mensch ohnehin ‚herrschen‘ kann, wird nichts gesagt. Es könnte also der<br />
Schluss gezogen werden, dass in diesem Text die liebevolle Fürsorge Gottes für die Tiere<br />
im Vordergrund steht. Der Mensch, der über einen Teil der Tierwelt die Statthalterschaft<br />
Gottes übernommen hat, kann an dieser Gottesrede zweierlei sehen: Einerseits wird ihm<br />
bewusst gemacht, dass er nur über einen Teil der Tierwelt herrschen kann, dass aber der<br />
andere Teil, der, welcher ihm so bedrohlich scheint, von Gott selbst beherrscht und gelenkt<br />
wird. Andererseits wird dem Menschen auch bewusst gemacht, wie er über den Teil der<br />
Tierwelt ‚herrschen‘ soll, über den er Gewalt hat: Nämlich ebenso fürsorglich und aufmerksam.<br />
5.5. Schlussbemerkung<br />
Es kann also formuliert werden, dass in den untersuchten Schöpfungstexten einerseits die<br />
Geschöpflichkeit von Mensch und Tier im Vordergrund steht, andererseits aber auch die<br />
Statthalterschaft des Menschen betont wird. Diese Vertretung Gottes, welche der Mensch<br />
zu übernehmen aufgetragen bekam, ist geprägt von Verantwortung, liebevoller Fürsorge<br />
und klarem Ordnungsdenken. Angesichts der heutigen tier- und umweltschützerischen<br />
Probleme scheint diese liebevolle Fürsorge in weite Ferne gerückt: In unzumutbar kleinen<br />
Delphinarien, in Listen der ausgestorbenen Tierarten, in der Zerstörung von natürlichen<br />
Lebensräumen wilder Tiere findet man den verantwortungsvollen Umgang nicht wieder.<br />
Mit STARKLOFF kann ich sagen: „Ich empfinde es als Blasphemie, wenn in Gottesdiensten<br />
und anderswo Gottes gute Schöpfung gepriesen wird und weiterhin Tiere zu lebenden<br />
Fleischbergen und Messinstrumenten degradiert werden dürfen. Wo bleibt der einhellige<br />
und scharfe Protest der traditionellen Kirchen und ihrer Gemeinden gegen die erbarmungs-<br />
66<br />
Je nach Übersetzung wurde er auch wenig geringer gemacht als die göttlichen Wesen/Engel. Dazu s.o.<br />
B.3.2.1. ~yhil{a/me j[;M, S. 27f.<br />
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