Akzess-Arbeit Altes Testament bei Prof. Dr. Th. Krüger Theologische ...
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Einerseits kann die Verantwortung, welche der Mensch dem Hilfsmittel, Opfertier und<br />
Nahrungslieferant Tier gegenüber wahrgenommen werden muss, mit landwirtschaftlichen<br />
Erfahrungswerten begründet werden. Der Mensch kann nur existieren, wenn seine Nutztiere<br />
voll einsatzfähig sind. Andererseits kann aber auch eine religiöse Komponente angenommen<br />
werden: Das Tier wurde dem Menschen zugedacht, weil der Mensch als Abbild<br />
Gottes die Fähigkeit und die Möglichkeit hat, verantwortungsvoll – artgerecht – über das<br />
Tier zu wachen. Zum <strong>Dr</strong>itten könnte das Tier aber auch als Teil der Gesellschaft betrachtet<br />
werden. Wie immer man auch die Ge- und Verbote begründet – wichtig ist m.E., dass in<br />
diesen Texten nicht die Geschwisterlichkeit von Mensch und Tier betont wird, sondern<br />
ausschliesslich das verantwortungsvolle Umgehen des Menschen mit dem Tier.<br />
1.4. Weisheitstexte<br />
Die untersuchten Texte sind auf den ersten Blick sehr unterschiedlich: Während Spr 12,10<br />
die Kluft zwischen Mensch und (Nutz-)Tier und das Abhängigkeitsverhältnis zwischen<br />
ihnen bestärkt, betont Pr 3,18-21 die Gemeinsamkeit von Mensch und Tier. Das Bewusstsein,<br />
dass <strong>bei</strong>de, Mensch wie Tier von Jhwh geschaffen wurden und von ihm abhängig<br />
sind, prägt – ohne dass dies explizit genannt würde – die <strong>bei</strong>den Texte.<br />
1.5. Gemeinsamkeiten und Unterschiede<br />
Auch wenn die Texte im einzelnen grosse Unterschiede aufweisen, kommt doch <strong>bei</strong> allen<br />
zum Ausdruck, dass der Mensch dem Tier gegenüber Verantwortung trägt. Bei den Schöpfungstexten<br />
wird mit dem Herrschaftsauftrag, bzw. mit der Namensgebung und der Anmerkung,<br />
dass Gott dem Menschen die Schöpfung unter seine Füsse gestellt hat, angezeigt,<br />
dass die Texte „keine unnatürliche Gleichsetzung und (...) keinen sentimentalen Versuch<br />
einer geistigen Gleichstellung von Mensch und Tier“ 113 vornehmen. In allen untersuchten<br />
Textsorten kommt klar zum Ausdruck, dass das Tier das dem Menschen am nächsten stehende<br />
irdische Geschöpf ist, dass aber die Unterscheidung zwischen Mensch und Tier<br />
nicht stark genug betont werden kann. Dies geschieht unter anderem mit der Darstellung<br />
einer klaren Hierarchie: In vielen Texten wird die Hierarchie ‚Gott-Mensch-Tier’ vorausgesetzt.<br />
Es geht in den Texten nicht darum, diese Hierarchie aufzuheben, sondern vielmehr,<br />
sie zu begründen, zu konkretisieren.<br />
113 PETERSEN, S. 16.<br />
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