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Zur Studie - Für den Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur

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2 | Das Wirtshaus als traditionelle kulturelle Institution und soziale KonstruktionWirtshäuser im ländlichen Raum Bayerns sind– wie einleitend bereits kurz aufgezeigt wer<strong>den</strong>konnte – veritable kulturelle Institutionen,die auf eine weit ausgreifende Geschichte zurückblickenund vielfach auch heute noch einsehr prägendes Element im Kontext dörflicherGemein<strong>den</strong> darstellen. Traditionell wur<strong>den</strong>Wirtshäuser als zentraler weltlicher Versammlungsortgenutzt, als Orte des Zeitvertreibs,<strong>der</strong> politischen Meinungsbildung sowie alsUmschlagplatz für Informationen und wichtigeNeuigkeiten (vgl. Wagner 2008: 29; Mayer1995; Hümmer 1980).Dabei gründet die traditionell große kulturelleBedeutung <strong>der</strong> <strong>bayerischen</strong> Wirtshäusernicht zuletzt auch in <strong>der</strong> Tatsache, dass in ihrenRäumlichkeiten nach wie vor viele Aktivitäten,insbeson<strong>der</strong>e auch von Vereinen durchgeführtwer<strong>den</strong> (vgl. Paukner 2012: 18).In <strong>der</strong> Vergangenheit übernahm das Wirtshausin Gemein<strong>den</strong> ohne Rathaus dessen Funktion.Amtliche Veranstaltungen wie die Gemein<strong>der</strong>atssitzungo<strong>der</strong> auch Bürgerversammlungenwur<strong>den</strong> im Wirtshaus abgehalten. Im Wirtshauskonnte und kann auch heute noch zwanglosund unverbindlich über private, geschäftlicheo<strong>der</strong> die Gemeinde betreffende Angelegenheitendiskutiert wer<strong>den</strong> (vgl. Berger 1860, inDrexler: 1997: 6 ; vgl. auch Zwerenz 2013: 9).Das Wirtshaus wird traditionell gern als das„weltliche Gegenüber“ (Drexler 1997: 6) zurKirche gesehen, wobei dem Wirt häufig eineherausragende gesellschaftliche Stellung zugewiesenwird. Ein Zitat aus dem Jahr 1860mag als Beleg dafür dienen:„Der Wirt auf dem Lande ist unbestritten die angesehensteund einflussreichste Person. In allenBeratungen <strong>der</strong> Gemeinde gibt er <strong>den</strong> gültigenAusschlag und entscheidet in hartnäckigen Diskussionendurch Freigebung eines Eimers Bier dieschweben<strong>den</strong> Fragen in <strong>der</strong> Regel nach seinenAnsichten, wenn auch zum Nachteil <strong>der</strong> Gemeinde“(Berger 1860, in Drexler 1997: 21).Auch heute noch nehmen Wirtinnen und Wirtein <strong>den</strong> Wirtshäusern eine wichtige Schlüsselpositionein. Sie gelten als Mittler zwischeneiner Vielzahl an Akteuren. Sie sammeln Informationenund geben sie entwe<strong>der</strong> im Wirtshauso<strong>der</strong> nach außen weiter (Hümmer 1980).Ein weiterer Aspekt zur Thematik unterstreichtdie nicht unerhebliche soziale Stellung, welchedie Wirtinnen und Wirte innerhalb <strong>der</strong> Dorfgemeinschafteinnehmen:„Freilich soll das Essen mun<strong>den</strong> und das Bier mit<strong>der</strong> richtigen Temperatur kre<strong>den</strong>zt wer<strong>den</strong>, dochebenso wichtig ist in <strong>den</strong> ländlichen Gegen<strong>den</strong>das offene Ohr des Wirts und <strong>der</strong> Wirtin. Man12 | Genuss mit Geschichte?

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