(nicht die kreisfreie Stadt), die NachbarlandkreiseWeilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchensowie auf einen sich von Nord nachSüd erstrecken<strong>den</strong> Gürtel aneinan<strong>der</strong> angrenzen<strong>der</strong>Landkreise und kreisfreier Städte, bestehendaus Erlangen-Höchstadt, <strong>Für</strong>th (nichtdie kreisfreie Stadt), Roth sowie Eichstätt. Einennoch stärkeren Verlust erlei<strong>den</strong> <strong>der</strong> LandkreisTirschenreuth sowie die kreisfreien Städte Coburgund Hof. Hier liegt <strong>der</strong> Rückgang unterhalb<strong>der</strong> - 40 Prozent Marke.Erneut stellt sich die übergeordnete Frage, obund ggf. in wieweit es bei <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong>getränkeorientierten Betriebe Unterschiedezwischen dem ländlichen Raum einerseits und<strong>den</strong> urbanen Zentren an<strong>der</strong>erseits gibt. AusGrün<strong>den</strong> <strong>der</strong> Vergleichbarkeit wur<strong>den</strong> zur Beantwortungdieser Frage wie<strong>der</strong>um nur diejenigenkreisfreien Städte einbezogen, die voneinem Landkreis komplett umschlossen sindund nicht an mehrere bayerische Landkreiseangrenzen. Es ergibt sich folgendes Bild: Inneun kreisfreien Städten hatte sich die Situationzwischen 2006 und 2011 positiver entwickeltals im angrenzen<strong>den</strong> Landkreis (Bayreuth,Kaufbeuren, Kempten, Passau, Regensburg,Rosenheim, Schweinfurt, Wei<strong>den</strong>, Würzburg),in zwei kreisfreien Städten waren keine Unterschiedefestzustellen (Ansbach, Memmingen),während in sechs kreisfreien Städten dieEntwicklung negativer verlief als im jeweilsangrenzen<strong>den</strong> Landkreis (Amberg, Bamberg,Coburg, Hof, Landshut, Straubing). Das ist zwarkein deutlicher Unterschied, doch im Hinblickauf die Frage, ob die getränkeorientierten Betriebeim ländliche Raum vom Rückgang stärkerals die urbanen Zentren sind, zeichnet sichin <strong>der</strong> Ten<strong>den</strong>z ab, dass <strong>der</strong> städtische Raumim Vergleichszeitraum weniger stark als das‚flache Land’ unter <strong>der</strong> negativen Entwicklunggelitten hat.Fazit. Die Intensität des Rückgangs ist bei <strong>den</strong>getränkeorientierten Betrieben beson<strong>der</strong>sstark, um nicht zu sagen dramatisch ausgeprägt.Hier konnten nur wenige Landkreisezulegen, wobei <strong>der</strong> ‚Speckgürtel‘ im MünchnerUmland sogar noch ein wenig stärker herausragt.Bei <strong>den</strong> speisenorientierten Betrieben istdie rückläufige Entwicklung insgesamt zwarnicht so stark, doch in vielen Landkreisennimmt sie ein durchaus besorgniserregendesAusmaß ein. Beson<strong>der</strong>s negativ gestaltet sichdie Entwicklung in <strong>den</strong> Landkreisen Tirschenreuthund Eichstätt, <strong>den</strong>n hier war die Intensitätdes Rückgangs sowohl bei <strong>den</strong> speisen- alsauch gleichzeitig bei <strong>den</strong> getränkeorientiertenBetrieben auffällig stark negativ ausgeprägt.4.2.2 | Die lokale und regionale Ebene: Dieexemplarische UntersuchungsgemeindeVorra sowie die Altlandkreise Bamberg und Hersbrucker LandMit <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> <strong>bayerischen</strong> <strong>Wirtshauskultur</strong>auf einer räumlich weitgehenddisaggregierten Ebene hat sich Hümmer bereitsin <strong>den</strong> 1980er Jahren intensiv beschäftigt36 | Genuss mit Geschichte?
und hierzu eine erste und fundierte <strong>Studie</strong> zurEntwicklung <strong>der</strong> <strong>bayerischen</strong> <strong>Wirtshauskultur</strong>vorgelegt (vgl. Hümmer 1980). Diese <strong>Studie</strong>ermöglicht es, am Beispiel <strong>der</strong> GroßgemeindeHeiligenstadt im Landkreis Bamberg in dieTiefe zu gehen und Einblick in einen Prozess zubekommen, <strong>der</strong> offenbar bereits vor einigenJahrzehnten begonnen hat. Hümmer konntefür <strong>den</strong> Landkreis Bamberg im Detail aufzeigen,welches Ausmaß die rückläufige Entwicklung<strong>der</strong> Wirtshäuser bereits damals, in <strong>den</strong>Jahrzehnten zwischen 1950 und 1980, angenommenhatte. Dabei zeigte sich, dass die Zahl<strong>der</strong> Dorfwirtshäuser beson<strong>der</strong>s seit etwa 1970stark rückläufig war, <strong>der</strong> Trend danach zwar etwasabflachte, <strong>der</strong> Schrumpfungsprozess sich<strong>den</strong>noch insgesamt fortsetzte – und bis heuteanhält, so könnte aus Sicht <strong>der</strong> vorliegen<strong>den</strong><strong>Studie</strong> ergänzt wer<strong>den</strong>.Hümmer war selbst Bürger in <strong>der</strong> von ihm ausgewähltenBeispielgemeinde. Er war deshalbin <strong>der</strong> Lage, <strong>den</strong> Verlust <strong>der</strong> Dorfwirtshäuserakribisch nachzuvollziehen und in <strong>der</strong> in Abb.4.9 enthaltenen Detailkarte für die Nachweltfestzuhalten. Hümmer war jedoch nicht nurBürger in Heiligenstadt, son<strong>der</strong>n auch Wissenschaftlerund brachte daher die erfor<strong>der</strong>lichenVoraussetzungen mit, um als genauer Beobachterund in einer tiefgründigen Analyse dasBündel an Ursachen und Hintergrün<strong>den</strong> zuerforschen, das schon damals zur rückläufigenEntwicklung <strong>der</strong> Dorfwirtshäuser in seiner Untersuchungsregiongeführt hatte (vgl. hierzuKap. 6).Auch in <strong>der</strong> hier vorliegen<strong>den</strong> aktuellen <strong>Studie</strong>zur Lage <strong>der</strong> Dorfwirtshäuser in Bayern wurdeähnlich wie bei Hümmer ein exemplarischerUntersuchungsansatz gewählt, weil dieser eserlaubt, anhand einer ausgewählten Beispielgemeindeund jenseits aller nüchternen statistischenZahlen und Ziffern in die Tiefe zugehen. Wie mehrfach erwähnt, fiel die systematischdurchgeführte Wahl auf Vorra im OberenPegnitztal <strong>der</strong> Hersbrucker Schweiz (vgl.hierzu Kap. 3).Vorra erwies sich für die Zwecke <strong>der</strong> Untersuchungauch deshalb als ein beson<strong>der</strong>erGlücksfall, als die Autoren <strong>der</strong> vorliegen<strong>den</strong><strong>Studie</strong> bei <strong>den</strong> vor Ort durchgeführten empirischenErhebungen auf eine kleine Gruppevon Personen in <strong>der</strong> Region stieß, die sich auspersönlichem Interesse und aus einem starkenGefühl <strong>der</strong> Heimatverbun<strong>den</strong>heit heraus mit<strong>der</strong> Geschichte und <strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Dorfwirtshäuserin ihrer Herkunftsregion intensivbeschäftigen und hierzu auch ein Buchprojektplanen. Die Karte in Abb. 4.10, in welcherversucht wird, die zahlenmäßige Entwicklung<strong>der</strong> Gaststätten für <strong>den</strong> Altlandkreis HersbruckerLand nachzuzeichnen, ist Ergebnis dieserBemühungen. In räumlicher Differenzierungund für die Zeit ab 1900 macht die Karte fürdie Täler in diesem Landkreis und für die StadtHersbruck deutlich, wie stark die Region vomRückgang <strong>der</strong> traditionellen Gastronomiebetriebeseit jener Zeit betroffen ist.<strong>Wirtshauskultur</strong> im Wandel | 37
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