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Zur Studie - Für den Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur

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6 | Rahmenbedingungen, Ursachen und Hintergründe des ,Wirtshaussterbens‘Um eine Antwort auf die Frage nach einer Erklärungfür die in Kapitel 4 beschriebene, aufallen räumlichen Maßstabsebenen durchausbe<strong>den</strong>kliche Entwicklung <strong>der</strong> <strong>Wirtshauskultur</strong>in Bayern zu versuchen, wird im Folgen<strong>den</strong>nach <strong>den</strong> Ursachen und Hintergrün<strong>den</strong> fürdieses Phänomen gesucht. Dieser Versuch fälltinsofern nicht leicht, als angenommen wer<strong>den</strong>kann, dass für <strong>den</strong> Rückgang nicht eine bzw.einige wenige Ursachen als Erklärung herangezogenwer<strong>den</strong> können, son<strong>der</strong>n dass voneinem komplexen und vielfältig miteinan<strong>der</strong>verflochtenen Ursachenbündel auszugehenist.Bereits im Jahr 1980 hatte Hümmer im Rahmeneiner Fallstudie über <strong>den</strong> Verlust <strong>der</strong> Wirtshäuserin Dörfern <strong>der</strong> nördlichen Frankenalb eineReihe von Entwicklungsprozessen herausgearbeitet,die für ihn <strong>den</strong> Kontext des ‚Wirtshaussterbens’darstellten und unter <strong>den</strong> zentralenGesichtspunkten „Verän<strong>der</strong>te Bedingungen in<strong>der</strong> Arbeitswelt“, „Anstieg <strong>der</strong> Mobilität“ sowie„Än<strong>der</strong>ungen im Konsum- und Freizeitverhalten“subsumiert wer<strong>den</strong> können. Von übergeordneterBedeutung ist für Hümmer jedoch<strong>der</strong> Verlust <strong>der</strong> Funktionsvielfalt des ländlichenRaumes (vgl. Abb. 6.1). Mit Bezug zur damalsheftig diskutierten Gebietsreform formulierter die Quintessenz seiner Untersuchung zumVerlust <strong>der</strong> Dorfwirtshäuser in <strong>der</strong> Beispielregionfolgen<strong>der</strong>maßen: „Diese Entwicklung istzu sehen vor dem Hintergrund einer allgemeinenfunktionalen Entleerung des ländlichen Raumes… Durch die Zentralisierung <strong>der</strong> Verwaltung alsErgebnis von Rationalisierung und Gebietsreformverloren zahlreiche Dörfer ihre politischeSelbständigkeit. Im Zuge <strong>der</strong> Reform des Schulwesenswur<strong>den</strong> sogenannte ‚Mittelpunktschulen’und ‚Schulzentren’ geschaffen und entsprechenddazu in vielen Orten einklassige ‚Zwergschulen’geschlossen. Das verän<strong>der</strong>te Konsumverhaltenund die verän<strong>der</strong>te Arbeitswelt im Dorf sowiedie gestiegene Mobilität <strong>der</strong> Bevölkerung führtenzum Verlust bzw. zur Zentralisierung weitererEinrichtungen des tertiären Bereichs. Die zunehmendeIndustrialisierung und Mechanisierungverdrängte das in <strong>den</strong> Dörfern ansässige traditionelleHandwerk und kleinere Gewerbebetriebe.Mit dem Wirtshaus ging in vielen Fällen die bisdahin letzte noch im Dorf verbliebene zentraleEinrichtung verloren“ (ebd. S. 115).Eine <strong>Studie</strong> des Bayerischen Staatsministeriumsfür Landwirtschaft und Forsten (2006)zur ländlichen Entwicklung in Bayern kommthinsichtlich Ursachen und Hintergrün<strong>den</strong> des‚Wirtshaussterbens’ zu etwas an<strong>der</strong>en Ergebnissenals Hümmer, stellt jedoch ebenso <strong>den</strong>Verlust <strong>der</strong> Funktionsvielfalt im ländlichenRaum Bayerns in <strong>den</strong> Vor<strong>der</strong>grund. Überdieswer<strong>den</strong> die Faktoren „Arbeitsplatz“ und „Le-54 | Genuss mit Geschichte?

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