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Zur Studie - Für den Erhalt der bayerischen Wirtshauskultur

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Was ist ein ‚Wirtshaus’?Exkurs zur Problematik einer Definition.Die statistischen Berechnungen und die Begriffe, dieTab. 4.1 sowie <strong>den</strong> Abb. 4.1 und 4.2 zu Grunde liegen,bieten die Gelegenheit, noch einmal die Problematik<strong>der</strong> Definition eines Wirtshauses ins Blickfeld zunehmen, wie es bereits in Kapitel 3 versucht wurde.Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass die Tabelle einerseitsauf <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Steuerpflichtigen aufbaut, an<strong>der</strong>erseitsfür diese jedoch eine Erfassungsgrenze gilt.Letztere ist zudem über die Jahre hinweg nicht gleichgeblieben ist. Vor 1996 lag die Grenze bei 12.782 Euro,zwischen 1996 und 2002 bei 16.617 Euro und seit 2003liegt sie bei 17.500 Euro Jahresumsatz des Steuerpflichtigen.Im Hinblick auf die Definition eines Wirtshauses unddie dahinterstehende Problematik bedeutet das, dassvon <strong>der</strong> amtlichen Statistik keine Betriebe erfasst wer<strong>den</strong>,<strong>der</strong>en steuerpflichtiger Inhaber einen Umsatzunterhalb <strong>der</strong> jeweiligen Erfassungsgrenze erzielt.Mit Sicherheit gibt es auf dem flachen Land in Bayerno<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en Bundeslän<strong>der</strong>n kleinere Kneipen o<strong>der</strong>Wirtshausbetriebe, die unterhalb <strong>der</strong> Erfassungsgrenzeliegen und damit zumindest in <strong>der</strong> statistischenBetrachtung außen vor bleiben – ein Aspekt, <strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en<strong>Studie</strong>n zum ‚Wirtshaussterben’ nicht o<strong>der</strong> nichtausreichend bedacht wird.Zudem enthält die Tabelle die Umsätze <strong>der</strong> Branche,die qua Lieferungen und Leistungen berechnet wer<strong>den</strong>und ihrerseits auf Unternehmen bezogen sind. Unternehmenkönnen jedoch über eine o<strong>der</strong> auch mehrereBetriebsstätten verfügen, was für das Gastronomie-Segment ‚Wirtshaus’ eher selten relevant sein mag,aber durchaus vorkommen kann. Wichtig ist weiterhin,dass es statistisch betrachtet <strong>den</strong> Typus ‚Wirtshaus’bzw. ‚Kneipe’ nicht gibt, son<strong>der</strong>n die BegriffeSchankwirtschaft, getränke- o<strong>der</strong> speisenorientierterBetrieb o<strong>der</strong> auch Trinkhalle verwendet wer<strong>den</strong>. DieVerwendung dieser Begriffe und Bezeichnungen ist in<strong>den</strong> amtlichen Statistiken jedoch keineswegs über dieJahre hinweg unverän<strong>der</strong>t geblieben, vielmehr wurdedie Systematik einige Male verän<strong>der</strong>t und mit ihr dieBegriffe und Bezeichnungen. Ein <strong>der</strong>artiger Wechselerfolgte zuletzt 2008, doch auch 2003 sowie einigeJahren zuvor waren bereits Verän<strong>der</strong>ungen vorgenommenwor<strong>den</strong>. Forscher, die sich mit dem Komplexdes ‚Wirtshaussterbens’ auseinan<strong>der</strong>setzen, sind deshalbgut beraten, die jeweils verfügbare Datenbasisgenauer und vor allem auch kritisch zu hinterfragenund nicht ausschließlich auf ein quantitativ ausgerichtetesUntersuchungsdesign zu setzen.Bleibt man auf <strong>der</strong> gesamtdeutschen Ebene, richtetseinen Blick aber auf die Kategorie ‚Schankwirtschaft’,die in <strong>der</strong> Statistik des Bundesamtes dem Typus ‚Wirtshaus’o<strong>der</strong> ‚Kneipe’ noch am besten nahekommendürfte, erscheint die eingangs abgedruckte, als reißerischtitulierte Überschrift in dem zitierten Bericht <strong>der</strong>„Welt“ eher noch als verharmlosend. Vergleicht mandie neuesten Daten des Statistischen Bundesamtes,die für das Jahr 2011 für die Schankwirtschaften verfügbarsind, mit <strong>den</strong> Daten aus dem Jahr 2000, stelltsich die Entwicklung als noch dramatischer dar: Es istnicht jede vierte, wie „Die Welt“ titelte, son<strong>der</strong>n es istfast schon jede dritte Wirtschaft o<strong>der</strong> Kneipe, die ihrenBetrieb in dieser Zeitspanne einstellen musste (vgl.Abb. 4.3).26 | Genuss mit Geschichte?

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