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Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

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104<strong>Kommunikation</strong>, <strong>Sprache</strong> <strong>und</strong> <strong>soziales</strong> <strong>Milieu</strong> in Dramen von F.X. KroetzDer Vater kann der Tochter nicht bei den Schularbeiten helfen, die Mutterzeigt sich nicht zuständig für solche Bereiche. Außerdem unterbrechen beideElternteile die <strong>Kommunikation</strong> zwischen dem jeweils anderen <strong>und</strong> der Tochter,sobald der Austausch über die engen Zuständigkeitsgrenzen hinaus zu gehendroht. Beide Elternteile haben ihre festen Zuständigkeitsbereiche, <strong>und</strong>jeder setzt der Tochter gegenüber die Relevanz des eigenen durch. Gleichzeitigwacht jeder Elternteil darüber, dass keine spontane Interaktion zwischendem jeweils anderen <strong>und</strong> der Tochter zustande kommt. Die Tochter wird sofortunterbrochen mit der Aufforderung zu schweigen <strong>und</strong> sich in ihre Rolleeinzufügen.In seinem Artikel ‘Heranwachsen in einer Arbeiterfamilie’ stellt Ortmann(1978, S. 47f.) fest:Die zentrale Forderung an das Verhalten eines Kindes in einer Arbeiterfamilieist die nach ‘Bravheit’, nach dem Gehorsam gegenüber den von den Elternaufgestellten Forderungen. [...] Ein braves Kind richtet sich ganz <strong>und</strong> gar nachden „Vorschriften“, die die Eltern setzen, dadurch aber nach den allgemein inder Arbeiterschicht anerkannten sozialen Normen. [...] Wo Normen des sozialenVerhaltens eher ‘empfangen’ als ‘interpretiert’ werden [...], liegt die Betonungauf dem imperativen Charakter dieser Normen, deren Legitimation nichterst durch rationale Begründungen hergestellt zu werden braucht. Auf die Fragenach dem ‘Warum’ gilt nur die Antwort: Weil es so richtig ist.Kurz danach schaltet sich Martha wieder als Kontrollinstanz ein <strong>und</strong> fragt dieTochter, ob sie das von ihr verordnete Geschirrspülen erledigt hat (27, 29).Monika, die wieder in die Hausaufgaben vertieft ist, gibt erst beim zweitenMal eine positive Rückmeldung (30). Nach einer längeren Pause kommt dieReaktion von Martha als verstecktes Lob, das die Form einer impliziten Entschuldigunghat (zu ergänzen ist hier Danke, es ist schön:) Dass ich nicht auchnoch abwaschen muss, wenn ich heimkomm (31). In dieser Form des Lobessetzt sie nicht Monikas Leistung in den Vordergr<strong>und</strong> (zum Beispiel durchschön, dass du das gemacht hast, sondern die dadurch für sie selbst entstandeneArbeitsentlastung. Diese Art des Lobens, bei dem nicht die Leistung desanderen im Vordergr<strong>und</strong> steht, sondern der Vorteil, der für einen selbst durchdie Leistung des anderen entsteht, hat sozialspezifische Qualität. Sie kommtauch bei den in Mannheim beschriebenen Arbeiterfrauen vor: Im Zentrumsteht die Eigenperspektive bzw. der Eigennutzen. Von dieser Art des Lobenskann man jedoch nicht auf die Qualität der emotionalen Beziehung zwischendem Lobenden <strong>und</strong> dem Gelobten schließen, in unserem Fall auf eine eher

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