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Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

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228<strong>Kommunikation</strong>, <strong>Sprache</strong> <strong>und</strong> <strong>soziales</strong> <strong>Milieu</strong> in Dramen von F.X. KroetzDer akribische Umgang mit Geld <strong>und</strong> die Angst vor Verlust auch geringsterBeträge ist wegen der knappen finanziellen Mittel der Familie verständlich, 167doch steht er in Kontrast zu Ottos Wunsch nach einem großzügigeren Lebensstil.168 Die Divergenz zwischen gehobenen Ansprüchen <strong>und</strong> äußerst geringenMitteln wird in der gesamten Szene deutlich. Als bei der Überprüfung derRechnung ein Restbetrag von 10,50 DM offen bleibt, entwickelt Otto detektivischeFähigkeiten. Kroetz lässt die Figur des Otto bei der Lösung des Rätsels(wo die 10,50 DM geblieben sind) folgendermaßen argumentieren:(Pause)Und da war mein Problem: Wie kommt der Rest zustande. Betrug? Hatsich der Kellner beim Zamzähln absichtlich zu seinen Gunsten verrechnet?Das wäre des Rätsels Lösung. Und da hab ich mich so geärgert,daß ich es gar nicht sagn kann. Nichts hat mich mehr gefreut.MARTHA Das is auch eine Gemeinheit, wenns uns um zehn Mark beschissnham.OTTO Wäre, wäre – weil ich es hab! (Lacht)(Pause) Ein Tip, ich sagnur: Radi! Außertourlich!MARTHA Genau.(Kroetz 1999, S. 29).167Der Mainzer Soziologe Hradil (1999, S. 24) definiert den alten Begriff der „sozialen Ungleichheit“unter neuen Gesichtspunkten: Die konkreten Verhaltensweisen, konkreten Umstände<strong>und</strong> der Lebenstil der Individuen in ihrem Alltag spielen dabei eine wichtige Rolle.Dabei bezieht sich der Begriff soziale Ungleichheit „auf bestimmte Güter“, die im Rahmeneiner Gesellschaft als „wertvoll“ gelten: „Alle Menschen, die über ‘wertvolle Güter’ verfügen,haben Vorteile, dass sie besser- oder höhergestellt als andere erscheinen. [...] ‘Wertvoll’sind bestimmte ‘Güter’, weil in jeder Gesellschaft ‘Werte’ bestehen. Das sind ‘Vorstellungenvom Wünschenswerten’ (Kluckhohn 1951), wie zum Beispiel Wohlstand, Sicherheit,Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> individuelle Autonomie. Diese Zielvorstellungen eines ‘guten Lebens’ lassensich [...] durch die Verfügung über bestimmte ‘Güter’ verwirklichen (zum Beispieldurch Geld, eine unkündbare Stellung, ges<strong>und</strong>e Arbeitsbedingungen), bei deren Fehlen jedochnicht.“168Vgl. dazu auch Veblens Sicht auf den demonstrativen Konsum (1971, S.109): „Dies lässtvermuten, dass das Ausgabenniveau, von dem wir uns im allgemeinen leiten lassen, nichtunserer durchschnittlichen, normalen <strong>und</strong> bereits erreichten Lebenshaltung entspricht, sonderneinem Konsumideal, das gerade außerhalb unserer Reichweite liegt oder das zu erlangenmindestens Mühe verursacht.“

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