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Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

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‛Mensch Meier’ – Arbeiter is Arbeiter 175Um sich von den anderen zu unterscheiden, orientieren sich die Familienmitgliedernach außen am Lebensstil der ‘feinen’ Leute. Die Lebenssituation desArbeiters Otto Meier ändert sich jedoch, als sich in Folge der drohenden Arbeitslosigkeitdie existenzielle Unsicherheit in allen Lebensbereichen zeigt. 112Diese Unsicherheit versucht Otto durch übermäßige Befasstheit mit seinemöffentlichen Image <strong>und</strong> durch Aufstiegssymbole zu überwinden. Als die Arbeitsbedingungensich immer weiter verschärfen, steigt bei ihm die Angst vordem sozialen Absturz <strong>und</strong> entlädt sich in häuslicher Gewalt. Sein Gewaltausbruchführt zum emotionalen Bruch mit Frau <strong>und</strong> Sohn, denen daraus dieKraft zu einer eigenständigen Entwicklung erwächst. Während sich Martha<strong>und</strong> Ludwig eine selbstständige Existenz aufbauen – Martha arbeitet als Verkäuferinin der Schuhabteilung eines Kaufhauses <strong>und</strong> Ludwig beginnt eineMaurerausbildung – kann sich Otto von Wunschträumen nicht lösen <strong>und</strong> verkümmertin seiner Wohnung in sozialer Isolation.110In seiner dritten Produktionsphase Anfang der 1970er Jahre befasst sich Kroetz mit dem‘Durchschnitt’. Diese Entscheidung (zitiert nach Arnold (Hg.) 1979, S. 586) erklärt er so:„Seit etwa Herbst 1971 stört mich das Extreme an meinen Stücken. Mir scheint, es verhindert,daß die Dinge, die der ‘junge Kroetz’ richtig gesehen hat, voll verstanden werdenkönnen, weil die Beispiele, an denen allgemeinmenschliche Mängel angeprangert werden,immer an Extremen abgehandelt werden. So habe ich also begonnen, um der größerenVerständlichkeit willen, mich mit dem Durchschnitt zu befassen <strong>und</strong> ihn zu beschreiben.“Vgl. dazu Jäger (1973, S. 48f.): „Er möchte „weg von den Randerscheinungen, hin zu denMächtigen auf der einen <strong>und</strong> zum Druchschnitt auf der anderen Seite.“ (vgl. auch Ismayr1977, S. 377 <strong>und</strong> Töteberg 1976, S. 168f.). Zur Beurteilung von ‘Oberösterreich’ vgl. auchPanzer (1976, S. 44ff) <strong>und</strong> mit vielen Kritiken Carl (1978a, S. 80).111Der Name Otto Meier, der weitverbreitetet im deutschen Raum vorkommt, erinnert an denin den 1970er Jahren gebräuchlichen Ausdruck Otto Normalverbraucher. „Für die heutigeMarktforschung symbolisiert Otto Normalverbraucher eine vorhersagbare Größe. Er istkonsistent <strong>und</strong> berechenbar in seinem Konsumverhalten. Seit den 1980er-Jahren beobachtetdie Marktforschung jedoch ein unberechenbareres Konsumverhalten in der Bevölkerung.Der Verbraucher pendelt frei zwischen Gruppen, orientiert sich an Trends, oder auchnicht. Alles ist möglich. Die Entwicklung geht vom Otto Normalverbraucher zum MarkusMöglich.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Otto_Normalverbraucher; Stand: 25. März 2011).112Kässens (1985, S. 275) macht auf die in ‘Mensch Meier’ dargestellte Differenz zwischender Aufstiegsorientierung <strong>und</strong> der realen Lebenssituation der Familie Meier aufmerksam.„Der Wohlstand läßt schon den Kauf eines Freitzeitanzugs zu, der ‘den Duft der großenweiten Welt’ verbreitet <strong>und</strong> Otto kann seinem Hobby frönen <strong>und</strong> in einem ‘sehr kleinenKämmerchen’ mit ‘grotesken ›Opfern‹ weiter am großen Flieger für die weite Welt’ arbeiten.Aber die tägliche Realität sieht anders aus. Lehrstellenmangel schafft Ärger in der Arbeiterfamilie,läßt aus dem erhofften besseren Beruf des Sohnes Ludwig nichts werden –<strong>und</strong> Maurer das ist klar, wäre zu wenig.“

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