13.07.2015 Aufrufe

Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

54<strong>Kommunikation</strong>, <strong>Sprache</strong> <strong>und</strong> <strong>soziales</strong> <strong>Milieu</strong> in Dramen von F.X. KroetzDiese sprachliche Reduktion bzw. dieses Schweigen der Figuren hat beiKroetz eine zentrale Bedeutung. Pfister (2001, S. 201) sieht beides als Hinweisfür „gestörte <strong>Kommunikation</strong>, auf ein monologisches Eingeb<strong>und</strong>enseinder Figur in die eigene Vorstellungswelt, auf Kontaktunfähigkeit, auf sprachlicheOhnmacht“. 49Auch Elm (2004, S. 25) hat eine ähnliche Sicht. Er versteht solche knappen,formelhaften <strong>Kommunikation</strong>sformen als Zeichen „sozialer Entfremdung“,die der Dramatiker entweder durch detaillierte Anweisungen <strong>und</strong> reichhaltigausgestattete Kulissen (wie bei Hauptmann) kompensiert, oder aber durchknappe Regiehinweise <strong>und</strong> sparsame bühnenbildnerische Ausstattungen (wiebei Kroetz) demonstriert.2.6 Stilmittel im DramengeschehenAus Sicht der Stilistik gilt der knappe Dialog als Indiz für ein Sprechen, dasgemeinsames Wissen voraussetzt. Der Dramatiker verdeutlicht durch das verkürzte,knappe Sprechen seiner Figuren ein gemeinsames Wissen <strong>und</strong> einengemeinsamen Erfahrungshintergr<strong>und</strong>, den die Figuren über alltägliche Ereignissebzw. Handlungen haben <strong>und</strong> den sie sich über einen längeren Zeitraumhinweg gemeinsam erarbeiten. Dieses geteilte Wissen kommt durch den dramatischenDialog, vor allem durch verschiedene formelhafte Sprechweisender Figuren zum Ausdruck. Der Dramatiker macht durch dieses <strong>und</strong> weitereGestaltungsmittel das gruppen- bzw. milieuspezifische Ambiente seiner Figurendeutlich (siehe B. Analytischer Teil in dieser Arbeit).„Wenn Brechts volkstümlich derber Richter Azdak sich vorübergehend die‘geklippte, zackige Sprechweise’ der Herrschenden zu eigen [macht], die denZuschauer an den preußischen Offizierston erinnern“ (Asmuth 1984, S. 71),wird dadurch die soziale Typologie der Figur kenntlich gemacht. Das heißt,durch die Hervorstreichung der Charakterzüge von „typischen Eigenschaften<strong>und</strong> Handlungsweisen von Personen <strong>und</strong> zur Charakterisierung von sozialenBeziehungen <strong>und</strong> Konstellationen“ (Keim 1995, S. 421) wird die Person sozi-49Pfister (2001, S. 202): „Zwar kennt auch das klassische Drama das Schweigen, es hat dortaber die primär rhetorische Funktion eines „beredten Schweigens“ – die Funktion der Spannungsweckung,der Emphase, der Zeitaussparung für die Reaktion des Publikums. Die funktionierendesprachliche <strong>Kommunikation</strong> erscheint als die Norm, die durch solches Schweigennicht in Frage gestellt wird, während im Schweigen im modernen Drama oft dieUnmöglichkeit des Sprechens implizit thematisiert wird.“

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!