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Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

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270<strong>Kommunikation</strong>, <strong>Sprache</strong> <strong>und</strong> <strong>soziales</strong> <strong>Milieu</strong> in Dramen von F.X. KroetzEntgegen der weit verbreiteten Sicht der Literaturkritik <strong>und</strong> -wissenschaft,dass die Knappheit der <strong>Sprache</strong> der Figuren der frühen Kroetz-Stücke auf diesprachliche Rückständigkeit der Figuren verweist, vertritt Allkemper/Eke dieAnsicht, dass Kroetz sie vielmehr als Ausdrucksmittel einsetzt, um die psychologischeBeschädigung der Figuren der dargestellten Lebenswelt zu verdeutlichen.215 Das heißt, Kroetz markiert durch die konsequente Reduktionder <strong>Sprache</strong> auf besondere Merkmale insgesamt einen <strong>Kommunikation</strong>sstil,der auf einem weit geteilten Normen- <strong>und</strong> Wertewissen basiert <strong>und</strong> charakteristischfür soziale Gruppen ist, die in engmaschigen <strong>und</strong> geschlossenen Weltenleben.Durch den Einsatz der genannten Stilmittel auf unterschiedlichen Ebenen erzeugtKroetz kommunikative Nähe zu den Rezipienten. Er erzeugt nicht nurMitleid mit seinen Figuren, sondern macht sich mit hohem sozialem Engagementdie Analyse von „Ursache, Hintergründen <strong>und</strong> Zusammenhängen“ (Carl1978b, S. 3) der Probleme im Alltag der Personen aus den unteren Sozialschichtenzur eigentlichen Aufgabe.Im Gegensatz zu ‘Heimarbeit’, in dem die zu Beginn gestörte Familienordnungam Ende wieder hergestellt wird, gibt es in ‘Mensch Meier’ eine Auflösungder traditionellen Familienstruktur, die sich im Sprachverhalten der Figurenniederschlägt. Am Anfang des Stückes ‘Mensch Meier’ besteht, wieauch in ‘Heimarbeit’, eine strenge Arbeitsteilung, in der die Hausarbeit in denBereich der Frau fällt. Die finanziellen Verhältnisse sind ebenfalls äußersteng; der halbwüchsige Sohn ist arbeitslos <strong>und</strong> lebt bei den Eltern. Doch imKontrast zu ‘Heimarbeit’ drücken die Eltern in ‘Mensch Meier’ ihren starkenWunsch nach sozialem Aufstieg aus.215Allkemper/Eke (2002, S. 780) widerlegen ebenso die weit verbreitete Ansicht, dass Kroetz„Figuren als getreues Bild sozialer Rückständigkeit intellektuell <strong>und</strong> sprachlich nicht kommunikationsfähigwären; sie sind nicht schlicht dumm <strong>und</strong> sprachlos, denn ihre <strong>Sprache</strong> ist„kurz“, „prägnant“ <strong>und</strong> „präzise“; Kroetz will vielmehr ein gesellschaftlich vermitteltes„Krankheitsbild“ demonstrieren: die zurückgenommene, knappe <strong>und</strong> karge <strong>Sprache</strong> sollihrerseits Ausdruck der Unfähigkeit der Figuren sein, ihre Probleme, an denen sie leiden, zuverbalisieren. Ihre Introvertiertheit ist daher keine primär sprachliche, sondern psychischeBeschädigung, in deren Folge die Figuren selbst in ihrer Körperlichkeit zum einzigen Ausdruckihres Leidens geworden sind; die <strong>Sprache</strong> vermag daran nicht mehr zu rühren, alleinder körperliche Ausdruck ist stummer Zeuge ihrer Probleme.“

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