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Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

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146<strong>Kommunikation</strong>, <strong>Sprache</strong> <strong>und</strong> <strong>soziales</strong> <strong>Milieu</strong> in Dramen von F.X. Kroetznicht zur Familie gehörig ausweist, nicht annehmen. Martha akzeptiert dasKind in der Hoffnung, dass es ges<strong>und</strong> wird. Beiden ist bewusst, dass sie mitdem ‘nicht dazu passenden’ Kind in der Öffenlichkeit gebrandmarkt sein würden.Dadurch, dass Willy seine Tochter über den wahren Vater des Babys informierthat, hat er sein Selbstbild als (erb)ges<strong>und</strong>er Vater gesichert, ist abergleichzeitig das Risiko eingegangen, dass die Schande vom außerehelichenKind über Monika zum Gegenstand des öffentlichen Geredes werden könnte.5.4.2 Scheinübereinkunft: Gegen ein Kind kann man nix habenBild 9 (Kroetz 2006, S. 23f.) findet − analog zu Bild 3 − im Schlafzimmer desEhepaares statt. In beiden Fällen ist Sexualität Gegenstand der Dialoge, siewird aber nicht explizit thematisiert. In der dritten Szene verweigert Marthaden Beischlaf mit dem Argument der arbeitsmäßigen Überlastung. In dieserSzene ist Willy wegen des kranken, wimmernden Kindes nicht mehr zum Beischlaffähig. Die Szene beginnt mit den Eheleuten im Bett <strong>und</strong> dem im Hintergr<strong>und</strong>schreienden Kind:1 WILLY Ich bin keine Kämpfernatur2 MARTHA Zwingt dich niemand, eine zum sein.3 WILLY Du verstehst nix.4 MARTHA Dann mußt still sein.5 WILLY Red ich was. (Pause) Er schreit, Meine Kinder haben nichtso viel geschrien.6 MARTHA Weil er krank ist. Das is klar.7 WILLY Er schreit dauernd, <strong>und</strong> das ist unnormal. (Großes Intervall)Willy stellt fest, dass er keine Kämpfernatur sei (1), was in der aktuellen Situationfolgendermaßen verstanden werden kann: Er fühlt sich durch denFremdling tiefgreifend gestört <strong>und</strong> kann dagegen nicht ankämpfen. Da Marthaihm versichert, dass keiner von ihm erwarte, ein Kämpfer zu sein, wirft er ihrvor, dass sie nicht verstehe, wovon er spricht (3). Das zeigt, dass für Willy dieEingangsäußerung eine zweite, übertragene Bedeutungsebene hatte, auf dieMartha nicht reagiert; sie bleibt auf der wörtlichen Bedeutungsebene: Auchauf den Vorwurf, dass sie ihn nicht verstehe, reagiert sie ‘wörtlich’ im Sinne

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