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Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

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‛Mensch Meier’ – Arbeiter is Arbeiter 253Die Differenz zwischen Marthas <strong>und</strong> Ottos Perspektive wird gleich zu Beginndes Abschnitts deutlich. Ottos Frage Und wie gehts jetzt weiter? bezieht Marthaauf die anstehende berufliche Veränderung (Ich soll im nächsten Monat inandere Abteilung kommen), während Otto die Frage auf die gemeinsame Zukunftbezieht. Otto hat kein Interesse an Marthas Arbeitssituation, für sie jedochhat sie Priorität (Aber mir is es wichtig). Darauf wechselt Otto das Thema:Hast nie eine Sehnsucht nach daheim?, <strong>und</strong> nachdem Martha die Frage bejahthat (Doch), drängt er: Brauch dich. Martha versteht Ottos Äußerung im Rahmenihrer Hausfrauenrolle, das heißt, dass er sie als Haushälterin braucht. Dasweist sie zurück (Stimmt ned) <strong>und</strong> begründet ihre Meinung durch: Du bist einsauberer Mensch <strong>und</strong> machst nicht viel Arbeit. Und der Ludwig, der hat in derletzten Zeit eh bloß noch Mäuschen gespielt <strong>und</strong> sich sogar die Unterhosn selberwaschn wolln, wenn ich es lassn hätt. Wenn aber alle weg sind, is die Hausarbeitsinnlos. Diese Begründung ist interessant: Da aus ihrer Perspektive sowohlOtto als auch Ludwig fähig sind, alleine zu leben, ist ihre Rolle alsHausfrau sinnlos geworden. Sie stellt ihre herkömmliche Rolle in der Familiein Frage, in der sie sich (wie in den ersten Szenen dargestellt) den täglichenAufgaben (putzen, waschen, nähen, einkaufen) mit einer hohen Arbeitsethikgewidmet hatte. 201 In dieser Rolle hatte sie früher ihre Identität gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong>konnte an der Vorstellung einer heilen kleinbürgerlichen Welt festhalten. 202 Ausihrer jetzigen Perspektive ist die Hausfrauentätigkeit sinnlos <strong>und</strong> leer, da siereduzierte, entfremdete Arbeit ist. Das beschreibt Martha mit Ganze Vormittagebin ich dagsessen <strong>und</strong> hab plärrt wie ein Schoßh<strong>und</strong>, ned wegn was, da war201Beier (2001, S. 43): Diese durch das Kleinbürgertum entwickelte Form der „geschlechtsspezifischenArbeitsteilung [postuliert] die völlige Trennung männlicher <strong>und</strong> weiblicherTätigkeitsbereiche als natürliche Existenz. [...]. ‘Männliche’ Leistung [manifestiert] sichdemnach im öffentlichen Raum des Arbeitskraftverkaufes, ‘weibliche’ Leistung in der privatenSphäre der Wohnung.“ Vgl. Horkheimer (1936 [1988], S. 43); vgl. dazu auch Schlumbohm(1983).202Schildt (1993, S. 128) stellt fest: „Die Hausfrauenarbeit [ist] nicht übermäßig schwer, sie[ist] relativ sauber, vergleichsweise abwechslungsreich, <strong>und</strong> sie [ist] selbstbestimmt <strong>und</strong>angesehen. Beier (2001, S. 53) widerspricht dem jedoch: „Das Problematische solcher Feststellungenbesteht darin, daß es sich letztendlich um eine im allgemeinen euphemistischeDarstellung der kleinbürgerlichen Form geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung handelt,wobei weder die existentiellen Schwierigkeiten der 'Nur-Hausfrauen' noch ihr individuellerUmgang mit ihren reduzieren Tätigkeiten thematisiert werden. Ferner bleibt bei Schildtunbeachtet, daß Hausarbeit gar nicht als Arbeit anerkannt wird. Was allenfalls gesellschaftlichangesehen ist, ist die individuelle Einengung der Frauen auf die Funktion der Haus-<strong>und</strong>Ehefrau sowie Mutter.“

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