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Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

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Kroetz' Werdegang 31matischen Dialog seiner Figuren an, in deren innerfamiliären <strong>Kommunikation</strong>s-<strong>und</strong> Handlungsweisen er die fraglos verinnerlichten Muster, Routinen<strong>und</strong> Regeln für die Bewältigung von Alltagsproblemen aufzeigt. 12 Dabei stützter sich auf seine Alltagserfahrungen in der niederbayrischen Provinz, die erals Arbeiter, Krankenpfleger, Gärtner, Lagermeister, Hausmeister, Lastwagenfahrer,Bananenschneider <strong>und</strong> Gelegenheitsarbeiter auf dem Bau <strong>und</strong> in Fabrikengemacht hat, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.Ein großer Teil meines Lebens war harte Arbeit, entbehrungsreich, schwer <strong>und</strong>wenig erträglich. [...] Je mehr das proletarische <strong>und</strong> subproletarische Arbeitenmein eigentliches Leben wurde, umso weniger war ich bereit, in der Kunstdarüber zu schweigen. Langsam kam das Pendel in Gang. Da ich immer ungelernterArbeiter blieb, hatte ich vor allem Kontakt mit anderen, die es wie ichnicht geschafft hatten, einen ‘ordentlichen’ Beruf zu erlernen, in einer Firmalänger auszuhalten, irgendwo sich ‘nutzbringend’ einzugliedern im kapitalistischenProduktionsprozeß; erbärmlicher Menschenschutt der damaligen bun-12Kroetz' Ziel ist es, die soziale Lebensrealität <strong>und</strong> die darin gültigen Werte der dargestelltenLebenswelt durch die dramatischen Dialoge <strong>und</strong> Handlungen seiner Figuren zu zeigen.Lukacs (1963, S. 194f.) vertritt in seiner Abhandlung ‘Die Eigenart des Ästhetischen’ eineähnliche Sicht, indem er betont, der Autor lege den Schwerpunkt seiner dramatischen Gestaltungauf die Wirkung, die er beim Zuschauer erzielen möchte: „Das Ästhetische dermimetischen Widerspiegelung entsteht auf einem komplizierten Umwege: die schon an sichmimetischen Bewegungen, Verhaltensarten in den täglichen Verrichtungen des Menschen,in ihrem Verkehr miteinander werden nochmals nachgeahmt; die Widerspiegelungen [!] vonin Handlung umgesetzten Widerspiegelungen [...] gruppieren [!] ihre Abbilder nach völligneuen Prinzipien: sie konzentrieren sich darauf, bestimmte Gedanken, Überzeugungen, Gefühle,Leidenschaften etc. im Zuschauer wachzurufen.“ So heißt es weiter: „Natürlichkommt eine solche evokativ-mimetische Intention auch im Alltagsleben vor [...]. Sie ist aberdort nur ein Teil, ein Moment des menschlichen Verkehrs, ist in Handlungen, Mitteilungsformenetc. unauflöslich eingebettet. Erst hier wird sie zum Zentrum, zum organisierendenPrinzip der Widerspiegelung.“ Vgl. dazu auch die Sicht Goffmans (1983, S. 18), bei dem esheißt: „Eine Darstellung kann als Gesamttätigkeit eines bestimmten Teilnehmers an einerbestimmten Situation definiert werden, die dazu dient, die anderen Teilnehmer, [...] Publikum,Zuschauer oder Partner [...] in irgendeiner Weise zu beeinflussen.“ Goffman (1983,S. 69) macht keinen Unterschied zwischen einer szenischen Darstellung auf der Bühne <strong>und</strong>einer Darstellung im normalen gesellschaftlichen Verkehr <strong>und</strong> setzt für eine realistische Darstellungvoraus, dass „dramatische Figuren oder reale Personen aus einer bestimmten sozialenGruppe durch die Beherrschung einer bestimmten <strong>Sprache</strong> Attribute wie Alter, Geschlecht,geographische Herkunft <strong>und</strong> sozialen Status auf eine bestimmte Weise ausdrücken<strong>und</strong> dass im jeden Fall die bloßen Attribute durch eine komplexe kulturelle Konfigurationrichtiger Verhaltensweisen ausgeschmückt werden. Für eine realistische Darstellung gilt esdemnach, die Regeln für Verhalten <strong>und</strong> Erscheinung einzuhalten, die eine bestimmte sozialeGruppe mit diesen Attributen verbindet.“

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