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Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

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‛Mensch Meier’ – Arbeiter is Arbeiter 189Berufsplanung dient, wird hier zum leuchtenden Vorbild gemacht. Damitmacht Kroetz den Erziehungsdiskurs Marthas zur Farce, in der die Inhaltsleereihrer erzieherischen Anstrengungen offenk<strong>und</strong>ig wird. Mit einer nochmaligenDrohung Mach zu bevor ich grandig werd verlässt Martha das Zimmer<strong>und</strong> drückt mit der Formel Nix wie Sorgen hat man ihre Sorge um LudwigsZukunft aus.In dem kurzen Dialog zwischen Martha <strong>und</strong> Ludwig werden folgende Aspektedeutlich:––Martha zeigt wenig Verständnis für Ludwigs Lebenslage.––Das Inhalts- <strong>und</strong> Ausdrucksrepertoire, das sie bei ihren Erziehungsbemühungenverwendet, hat in der aktuellen Situation keine Relevanz fürden Sohn (Ludwig versteht nicht).––Ihr Rollenverhalten als Mutter entspricht dem in der soziologischen <strong>und</strong>erziehungswissenschaftlichen Literatur für die Welt der Arbeiter beschriebenenRollenverhalten.––Ihre Vorliebe für Formeln im Erziehungskontext verweist auf das in dersoziolinguistischen Literatur beschriebene typische Sprachverhalten vonAngehörigen der sozialen Welt der Arbeiter. 127In literaturwissenschaftlichen Untersuchungen zur Figurensprache in sozialkritischenVolksstücken wird in Bezug auf die Verwendung von Sprichwörternfolgender Zusammenhang festgestellt: Die Verwendung „fertiger Sprachteileaus der Hochsprache wie Sprichwörter oder Floskeln“ kommt für dieFiguren einem „Teilhaben am Fortschritt“ gleich; Sprichwörter wirken als„bewusstseinsverbildende Elemente“. 128 Für die literaturwissenschaftliche127Vgl. die Arbeiten von Bernstein <strong>und</strong> die in seiner Nachfolge erschienenen soziolinguistischenArbeiten; vgl. auch Keim (1995, Kapitel 5 <strong>und</strong> 6).128Die folgende Anschauung von Elm (2004, S. 249f) gilt für Horvath, der Kroetz in seinerrealistischen Orientierung in vielerlei Hinsicht inspirierte. „Weil Horvaths Figuren keinEigen-Bewusstsein haben, leihen sie sich ihre <strong>Sprache</strong> aus, <strong>und</strong> zwar aus gesellschaftlichhöheren Kreisen. Das gibt ihnen ein geborgtes Renommee: Sicherheit <strong>und</strong> Halt. Jedochpasst die ausgeliehene <strong>Sprache</strong> aus höheren Kreisen nicht zum trivialen Leben der Vorstadtbürger.Mit den pathetischen Zitatfloskeln, die Horvath seinen Figuren in den M<strong>und</strong> legt,wird für den Zuschauer das Missverhältnis zwischen Ausdruck <strong>und</strong> Leben deutlich, die Illusionsbefangenheitder Figuren. Aber der Mangel an Eigen-Bewusstsein hindert sie, dieUnangemessenheit der <strong>Sprache</strong> für ihr Leben zu erkennen.“ Vgl. dazu auch Mišovả (1990,S.33; 1980, S. 94).

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