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Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

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6. ‘Mensch Meier’ – Arbeiter is Arbeiter6.1 Handlungsverlauf <strong>und</strong> -struktur des Stückes‘Mensch Meier’ entstand 1978 – also ein Jahrzehnt später als ‘Heimarbeit’ –<strong>und</strong> wurde im gleichen Jahr uraufgeführt. Es ist – ebenso wie ‘Heimarbeit’ –ein Familienstück. 105 Im Gegensatz zu ‘Heimarbeit’ ist es nicht in eine Abfolgevon einzelnen Bildern, sondern in drei Akte gegliedert, die insgesamt 27Szenen umfassen. Die einzelnen Szenen hat der Autor mit Überschriften versehen,die Bezug auf deren Inhalt nehmen. 106 Der zentrale Unterschied bestehtnun darin, dass die Handlung in reichhaltigen dialogischen Szenen <strong>und</strong> nichtwie in ‘Heimarbeit’, dem nach Kroetz (2006, S. 10) „antidialogischen“ Stückin Bildern mit spärlich ausgestatteten Dialogen entwickelt wird. In beidenStücken steht ein sozialer Konflikt im Mittelpunkt. Während es in ‘Heimarbeit’um die Vorführung <strong>und</strong> Wiederherstellung traditioneller Normen geht,steht nun die Konfrontation unterschiedlicher sozialer Schichten <strong>und</strong> die Fragenach dem Aufstieg in der sozialen Hierarchie des Kapitalismus imMittelpunkt. 107Aust et al. (1989, S. 327), einer der wenigen Autoren, der sich literaturwissenschaftlichmit dem Realismus <strong>und</strong> den Werken von Franz Xaver Kroetz beschäftigthat, äußert sich dazu auch.Die Darstellung der Auswirkungen ökonomischen <strong>und</strong> gesellschaftlichenDrucks auf die ‘kleinen Leute’ in ihren Zweier- bzw. Kleinfamilien-Beziehungenist in den frühen wie in den späteren Stücken gleich geblieben, doch habensich die Figuren ‘entwickelt’, können sich mitteilen, die sozialen Widersprüchezum Ausdruck bringen.105Kroetz (zitiert nach Töteberg 1985b, S. 287) definiert sich selbst so: „Ich bin ein Familienschreiber.In all meinen Stücken gehe ich von der Familie aus, beschütze immer die Einheitder Familie (Ausnahme: Mensch Meier). Ich will, daß die Familie hält.“ (Töteberg 1985b,S. 286): „Kroetz skizziert Innenräume des Familienlebens. Er zeigt Bilder aus dem Ehealltag:Dialoge nach Feierabend, während des Sonntagsausflugs, beim Fernsehen, in derWohnküche <strong>und</strong> im Ehebett. Er beschränkt sich [...] auf eine dreiköpfige Familie.“106Schregel (1980, S. 115) „Mit den Titeln, die zum Inhalt der einzelnen Szenen meist ironisch<strong>und</strong> distanzierend in Bezug stehen, rückt Kroetz seinen Text in die Nähe eines Lehrstückes,das dadurch Elemente des epischen Theaters aufweist.“107Töteberg (1985b, S. 287): „Mit der Abkehr von subproletarischen Schicksalen, angesiedeltam Rande der Gesellschaft <strong>und</strong> in zurückgebliebenen Regionen, findet Kroetz das Personalseiner Theaterstücke im Kleinbürgertum. [...] Nun erleben wir, allen Alltagskonflikten <strong>und</strong>gesellschaftlichen Deformationen zum Trotz, ein recht intaktes Familienleben.“

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