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Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

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56<strong>Kommunikation</strong>, <strong>Sprache</strong> <strong>und</strong> <strong>soziales</strong> <strong>Milieu</strong> in Dramen von F.X. KroetzDie „stilisierende Übersteigerung des Entwurfs oder des ihm Entgegenstehendenins beinahe Irreale ist, so paradox das klingen mag, ein realistisches Mittel;sie treibt etwas als wirklich Angesehenes in seine äußerste Konsequenz <strong>und</strong>macht so die Diskrepanz zwischen der Erwartung <strong>und</strong> dem ihr Widerstehendenerst ganz sichtbar.“ (Pietzcker 1980, S. 96).Mit diesen Stilmitteln stellt der Dramatiker also nicht nur unterschiedlicheSprechstile <strong>und</strong> verschiedene Lebenswelten dar, wodurch die dramatischenFiguren stilistisch abgestuft werden, er hinterfragt auch kritisch die in der Gesellschaftgängige <strong>Sprache</strong> <strong>und</strong> die mit ihr verb<strong>und</strong>enen Vorstellungen, Verhaltensweisen<strong>und</strong> Zustände, die bereits als sozial kategorisiert erscheinen.Inwieweit der Dramatiker zwischen den „personen-, gruppen- oder emotionsspezifischenHandlungsweisen“ (Asmuth 1984, S. 72) unterscheidet, hängtvon seiner dramatischen Intention ab. Dazu äußert sich Betten (1985, S. 45)mit den Worten: „Auch eine Ästhetik des Realismus ist auf Wirkungen berechnet<strong>und</strong> ahmt nicht Wirklichkeit um ihrer selbst willen nach.“2.7 Der Realismus des sozialen DramasBereits für den Dramatiker Büchner galt in der Kunst das Prinzip, das „Leben,als Möglichkeit des Daseins“ wahrzunehmen, wenn er Lenz in den M<strong>und</strong> legt:„Der Dichter <strong>und</strong> Bildende ist mir der Liebste, der mir die Natur am wirklichstengibt, so daß ich über seinem Gebild fühle.“ 52 Durch diese Anschauungmacht Büchner seinen Anspruch auf eine ästhetische Wirklichkeit offensichtlich,in der die dramatische Darstellung als Lebensausschnitt eine Summe vonMöglichkeiten eröffnet <strong>und</strong> nicht etwas Endgültiges <strong>und</strong> Fertiges vermittelt.Das soziale Drama hat als Ausdruckspoetik zum Ziel, die Wirklichkeit realistisch<strong>und</strong> somit auslegungsoffen als „Möglichkeitsentwurf“ darzustellen. Dadurch erlebt<strong>und</strong> erfährt das Publikum die Vorstellung des „Daseins als einen Möglichkeitsentwurf“,dessen Gegenstand nicht das fertige Urteil über ein Leben, sonderneine realitätsnahe Perspektivierung des Lebens ist (Elm 2004, S. 35).52Elm (2004, S. 31): Büchner „verbindet seine Zuneigung für die Antihelden, für die kleinenLeute, für die Zukurzgekommenen, für die Geringsten mit einem formalästhetischen Gebot.“Im Kunstgespräch zwischen Lenz <strong>und</strong> dem Kaufmann verdeutlicht er seine Empathiefür das Leben der Geringsten, die ihm zur Poesie werden sollen. Dadurch unterscheidet sichBüchner von den Idealisten der Art des klassischen Schillers. Vgl. Büchner zitiert nach Elm(2004, S. 32): „Ich verlange in allen Leben, Möglichkeit des Daseins, <strong>und</strong> dann ist'sgut; wir haben dann nicht zu fragen, ob es schön, ob es häßlich ist, das Gefühl, daß was geschaffensei, Leben habe, stehe über diesen Beiden, <strong>und</strong> sei das einzige Kriterium inKunstsachen.“

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