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Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

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Theoretische Anknüpfungspunkte 75cher symbolischer Verhaltensformen in Kontakt treten <strong>und</strong> sich in ihren Einstellungen<strong>und</strong> ihrem Selbstbewusstsein wechselseitig bestärken.Daraus folgt eine Distinktion gegenüber allen, die diese ästhetische Einstellungnicht haben, mit der Konsequenz einer Verfeinerung des Lebensstils.Diese Verfeinerung hat Max Weber als „Stilisierung des Lebens“ bezeichnet(Weber 1947, S. 637). Bourdieu überträgt diesen Gedanken auf die Strategieder tonangebenden Klassen, die sich durch „Beherrschung von Spielregeln<strong>und</strong> verfeinerte Spiele“ bewusst oder unbewusst von den anderen zu unterscheidensuchen (Bourdieu 1970 zitiert nach Abels 2007a, S. 317).Bourdieu lenkt den Blick auf zwei Prozesse beim Kampf um den sozialenStatus: auf den raffinierten internen kulturellen Klassenkampf der oberenKlasse <strong>und</strong> auf die Aufstiegsorientierung der unteren Klasse. Im Aufstiegskampfspielt die Art der Aneignung von <strong>und</strong> des Umgangs mit kulturellemKapital eine entscheidende Rolle; daran machen sich die feinen Unterschiedefest. Von zentraler Bedeutung ist dabei das Prinzip der Anciennität: Derjenige,der sein Bildungskapital schon im Elternhaus erworben <strong>und</strong> sein kulturellesKapital von Kind auf akkumuliert hat, kann gelassen damit umgehen. Es istihm selbstverständlich <strong>und</strong> es zu erwerben war nicht mit einer großen Anstrengungverb<strong>und</strong>en. Ganz anders ergeht es dem Aufsteiger, dem die Vorgeschichtein der Kindheit fehlt. Er wird diese Gelassenheit nicht erreichen, <strong>und</strong>die Plackerei des Aufstiegs wird man ihm immer ansehen (vgl. Zimmermann1983, S. 136).In seiner Annäherung ‘Die Distanz zur Notwendigkeit’ beschreibt Bourdieu,dass Distinktion mit einer „ästhetischen Einstellung“ zu kulturellen Symbolengepaart ist. Damit ist gemeint, dass diese nicht auf ihre praktische Funktionoder realistische Wiedergabe geprüft, sondern dass der Stil, die Form <strong>und</strong> ihrhintergründiger Sinn geschätzt werden. Das erinnert an Veblens Ansatz des„demonstrativen Müßiggangs“ (siehe Kapitel 3.2.1): Ein überlegener Statuswird umso mehr zum Ausdruck gebracht, je weniger die Tätigkeiten an profaneArbeit erinnern!Im Lebensstil der breiten Mittelklasse spielen sich – wie in keiner anderenKlasse – der Auf- <strong>und</strong> Abstieg <strong>und</strong> die feinsten Abstufungen sozialer Differenzam deutlichsten ab, <strong>und</strong> der Kampf um den sozialen Status wird hier besondersverbissen ausgetragen. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> des kulturellen Kanons,wie er in der Schule gelehrt wird, definieren die Angehörigen, was gut <strong>und</strong>schön ist <strong>und</strong> was sich schickt. Im ängstlichen Bemühen, nichts falsch zu ma-

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