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Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

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202<strong>Kommunikation</strong>, <strong>Sprache</strong> <strong>und</strong> <strong>soziales</strong> <strong>Milieu</strong> in Dramen von F.X. Kroetzder Mann die außerhäuslichen Aufgaben (Verdienen des Lebensunterhalts derFamilie, Vertretung der Familie nach außen). Nach den Erkenntnissen der familiensoziologischenForschung sind Familienmodelle mit fest geregeltenAufgaben <strong>und</strong> Pflichten besonders in den unteren Sozialschichten zu finden(siehe Kapitel 3.3.2 <strong>und</strong> 5). 143Der Erziehungswissenschaftler <strong>und</strong> Soziolinguist Basil Bernstein zum Beispielunterscheidet zwei Familientypen:––Zum einen die statusorientierte Familie mit einem geschlossenen Rollensystem,das mit festen Aufgaben <strong>und</strong> Verpflichtungen verb<strong>und</strong>en ist <strong>und</strong>von den Familienmitgliedern bei der Bewältigung täglicher Aufgaben nureinen geringen Verbalisierungsaufwand erfordert; die Mitglieder wissen,was sie zu tun haben.––Zum anderen die personenorientierte Familie mit einem offenen Rollenmodell,das immer wieder Aushandlungen über Aufgaben <strong>und</strong> Pflichtennotwenig macht <strong>und</strong> wesentlich höhere Verbalisierungsanforderungen andie Familienmitglieder stellt.Den Typ der statusorientierten Familie ordnet Bernstein tendenziell den unterenSozialschichten zu; den Typ der personenorientierten Familie den mittlerenSozialschichten. Marthas strikte Orientierung an einem im Sinne Bernsteinsstatusorientierten Familienmodell <strong>und</strong> ihre apodiktische Absage an eineflexiblere Rollenhandhabung charakterisiert sie als Angehörige einer unterenSozialschicht.Nachdem Martha mit Vorwürfen auf die Arbeitslosigkeit des Sohnes reagiert<strong>und</strong> sein Arbeitsangebot mit rollengeb<strong>und</strong>enen Regeln zurückgewiesen hat,gibt der Sohn einen detaillierten Bericht über seinen Besuch beimArbeitsamt:143Zur Rollenverteilung in Familienmodellen der unteren Schichten vgl. Steiner et al. (1975,S. 89): „In den innerfamiliären Beziehungen orientiert man sich an traditionellen Rollenvorstellungen(zum Beispiel der Geschlechterrollen), die Beziehungen sind autoritär (vorallem zwischen Eltern <strong>und</strong> Kindern), das Familienleben ist eltern-, nicht kinderzentriert. Sieverfügen im Allgemeinen nur über ein wenig umfangreiches Rollenrepertoire <strong>und</strong> eine beschränkteFähigkeit, soziale Rollen individuell auszugestalten. Sie halten sich deshalb rigidean Rollenvorschriften <strong>und</strong> reagieren scharf auf Abweichungen von Normen.“ Vgl. dazuauch die Untersuchung von Bott (1956).

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