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Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

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Vergleich der Stücke 273Aus literaturgeschichtlicher Sicht wird vor allem die Ansicht vertreten, dassKroetz mit seinen Stücken dem Publikum ideologische Botschaften vermittle.Kroetz' Anspruch liegt weniger in der Treue zum Herkunftsmilieu, vielmehrgibt er zu verstehen, dass der Mensch durch die realistische Einschätzung seinerSituation einen Weg zur Entwicklung <strong>und</strong> Verwirklichung seiner Fähigkeitenhat. Dieses Bewusstsein vermittelt Kroetz durch Ludwig, den SohnOttos. Ludwig will von Anfang an Handwerker werden <strong>und</strong> wird es am Schlussdes Stückes auch. Er hat eine sehr realistische Selbsteinschätzung, weiß, waser kann, <strong>und</strong> weiß auch, was ihn erwartet, wenn er den Aufstieg versucht, wiedie Eltern ihn sich wünschen. Ludwigs Selbstwahrnehmung spiegelt sich auchin seiner <strong>Sprache</strong>, die durchgehend dialektal <strong>und</strong> ‘bodenständig’ bleibt.Marthas individuelle <strong>und</strong> emanzipatorische Entwicklung wird durch die Distanzzur früheren Haus- <strong>und</strong> Ehefrauenrolle explizit ausgedrückt. Ihre realistischeSicht auf ihre neue Situation, auf ihre Tätigkeit als ungelernte Verkäuferin,spiegelt sich in ihrer <strong>Sprache</strong>. Es gibt keine formelhaften Ausdrücke mehr,keine Sprüche <strong>und</strong> Handlungsmaximen für den Sozialaufstieg, sondern nurnoch schlichte, auf die konkrete Situation bezogene Ausdrucksweisen.Die Analyse der beiden Stücke hat ergeben, dass sich die Texte, obwohl sieschriftlich verfasst sind, an der Mündlichkeit orientieren. Das heißt, dassKroetz Elemente verwendet, die auch in Alltagsgesprächen von Menschen inden dargestellten Situationen vorkommen könnten.Die in der Untersuchung gewonnenen Erkenntnisse über die sozial markiertenSprech- <strong>und</strong> <strong>Kommunikation</strong>sformen der in den dargestellten Sozialweltenagierenden Figuren beziehen sich auf die Stücke ‘Heimarbeit’ <strong>und</strong> ‘MenschMeier’. Ich bin jedoch davon überzeugt, dass auch in den anderen Stücken,die in den entsprechenden Schaffensperioden entstanden sind, ähnlichesozial-stilistische Elemente zu finden sind. So ist meine Annahme, dass Analysenvon anderen Kroetz-Stücken ähnliche Merkmale in Bezug auf Sprechweisen,Gestik, Kleidung, Essen, Wohnungseinrichtung <strong>und</strong> Wohnverhältnisseergeben würden. Die vorgenommene Stilanalyse legt sogar nahe, dass dieMerkmale für die dargestellten sozialen Welten auch in anderen Texttypenstabil bleiben, da sie generell schichtbezogen sind. Aufgr<strong>und</strong> ihrer Allgemeinheitkönnten die aufgezeigten sozial-stilistischen Merkmale auch in Gestaltungenvon türkischen Sozialdramen zu finden sein. Die Überprüfung dieserÜberlegungen könnte Gegenstand weiterer Untersuchungen sein.

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