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Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

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‛Mensch Meier’ – Arbeiter is Arbeiter 233entfremdeten Arbeitsprozess durch seine schöpferische Tätigkeit als aktivesSubjekt; er befriedigt dadurch nicht nur seine Bedürfnisse, sondern entwickeltauch neue Bedürfnisse <strong>und</strong> Interessen; er verwandelt sich selbst. Die von ihmgeschaffenen Objekte <strong>und</strong> Produkte reflektieren nicht nur seine Natur, sondernermöglichen es ihm auch, sich selbst zu bewerten. Im Gegensatz dazu lässt„Arbeitsteilung [...] die menschliche Arbeit zu einer Ware unter anderen Warenwerden. Der Mensch erfährt sich als passives Objekt ohne eigenen Willen, dasseine Fähigkeiten nicht verwirklichen kann“ (Israel 1972 zitiert nach Hildebrandt2007, S. 89). Er wird instrumentalisiert, seiner Fähigkeiten beraubt.Marx sieht die Beschränktheit <strong>und</strong> Stumpfheit der Arbeit als entfremdet an,welche aus Menschen möglichst abstrakte Wesen macht <strong>und</strong> sie bis zur geistigen<strong>und</strong> physischen Missgeburt umwandelt. Vor allem Massenarbeitslosigkeitentwürdigt die Menschen (vgl. Kronauer 2005, S. 232ff.). Als Folge sind ständigArbeitskräfte vorhanden, die bereit sind, die langweiligsten, unsichersten<strong>und</strong> unangenehmsten Jobs zu erledigen. Massenarbeitslosigkeit erfüllt dieFunktion einer Lohnpolitik, da sie dazu führt, dass Arbeitslose um die Jobs derBeschäftigten konkurrieren <strong>und</strong> es daher den Arbeitgebern möglich wird, dieLöhne zu senken <strong>und</strong> die Arbeitsbedingungen weiter zu verschlechtern.Auf Ottos Schilderung über die bedrohliche Situation im Betrieb reagiertMartha mit Unverständnis <strong>und</strong> ohne Empathie für seine Angst vor Arbeitslosigkeit.Sie wiegelt ab (Sei froh, dass du es ned bist) <strong>und</strong> versucht oberflächlichihren Mann zu beruhigen, dass er, da er nicht zu den Älteren gehört, nichtszu befürchten hat: Die sieben jetzt eben die Älteren aus. Da bist du nicht dabei.Anstatt Ottos Angst <strong>und</strong> Wut über die erschwerten Arbeitbedingungen zuteilen, rät sie ihm, sich den neuen Umständen anzupassen: Man muß sich nachder Decke strecken. Sie vertritt damit die weit verbreitete Auffassung über dieNotwendigkeit sozialer Hierarchien, wonach soziale Ungleichheiten als natürlich<strong>und</strong> gut betrachtet werden (vgl. dazu auch Davis/Moore 1973, S. 398).Sozialer Erfolg reflektiert das Überleben der Stärksten über ‘natürliche Auslese’(Survival of the Fittest). Die Konsequenz ist, dass nur die unproduktivenArbeitnehmer entlassen <strong>und</strong> die Arbeitsplätze mit den fähigsten Personen besetztwerden, wodurch unterschiedliche Hierarchieebenen entstehen. In derProduktionsplanung bedeutet das, dass leistungsschwache ältere Arbeiter selektiertwerden, um sie durch junge dynamische Arbeitskräfte zu ersetzen. 175175Wiswede (1998, S. 41): „Eine Anwendung des ökonomischen Erklärungsansatzes auf <strong>soziales</strong>Handeln bietet das ‘Rational-choice- Konzept’ nach dem es rational wäre, zunächst dieArbeitnehmer zu entlassen, welche den geringsten Beitrag zur Erreichung des Unterneh-

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