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Devran_Kommunikation_Sprache_und_soziales_Milieu_2013 ... - IDS

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106<strong>Kommunikation</strong>, <strong>Sprache</strong> <strong>und</strong> <strong>soziales</strong> <strong>Milieu</strong> in Dramen von F.X. KroetzSprachgebrauch der Unterschicht beschrieben hat. 69 Auch Burger <strong>und</strong> Mattordnen Kroetz' Sprachstil in den frühen Stücken in diese soziolinguistischeRichtung ein: „Der ansatz von F.X. Kroetz ist soziolinguistischer natur. Derautor geht unverkennbar aus von der gegenwärtigen diskussion um sprachbarrieren<strong>und</strong> schichtenspezifischen sprachgebrauch“ (Burger/Matt 1974,S. 270). 70Auch der Schreibduktus (der Sprachstil <strong>und</strong> die Schreibweise), den Kroetz in‘Heimarbeit’ verwendet, unterstützt diese Interpretation. Außerdem weist derDialogtext einige für den süddeutschen bzw. bairischen Sprachraum typischeEigenheiten auf:––Das Personalpronomen du wird sehr häufig ausgelassen: Mußt die Monikafragen (3).––Das Pronomen wir wird zu mir: Was haben mir zum Essen? (1).––Im Partizip II der starken Verben kann das Präfix ge- wegfallen: hast übriglassen (6).––Verb <strong>und</strong> Personalpronomen in der 2. Person Plural werden verschliffen:müsst ihr wird zu müßts.––Zur Intensivierung wird diese Form mit der hochdeutschen gedoppeltmüßts dann schon ihr machen (11).––Mengenbezeichnungen werden mit Artikel gebraucht: eine Milch (13).––haben kann zu ham verschliffen werden: Das ham mir nicht gelernt (26).––Ob du wird zu obst (29).69Vgl. dazu auch Hess-Lüttich (1985, S. 298): „Diese Theorie [...] postulierte die sozial unterschiedlicheVerteilung sprachlicher Kompetenzen, die sich in dem gesellschaftlich akzeptierten<strong>und</strong> institutionell etablierten ‘elaborierten Code’ der bürgerlichen ‘middle class’ mitseinen spezifischen lingustischen Merkmalen einerseits <strong>und</strong> dem kognitiv defizitären <strong>und</strong>sozial sanktionierten ‘restringierten Code’ der ‘working class’ andererseits niederschlügen,dessen Sprecher sich konsequenterweise durch sprachliche Barrieren am gesellschaftlichenAufstieg gehindert sähen.“70Burger/Matt (1974, S. 270) konnten am Beispiel einer soziolinguistischen Analyse <strong>und</strong> literaturpsychologischenInterpretation des Stückes ‘Oberösterreich’ aufzeigen, so Hess-Lüttich(1985, S. 298), dass im dramatischen Dialog nicht nur ‘zahlreiche Eigenarten desKroetzschen Sprachduktus’ vorkommen, sondern dass er auch ‘von einer alltäglich gesprochenen<strong>Sprache</strong>’ abweicht; er erscheine Burger/Matt (1974, S. 279) „in einem sehr präzisensinne ‘restringiert’ − wenngleich die merkmale nicht in allen teilen mit empirischen soziolinguistischendaten korrelieren“.

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