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MOTORRAD 03/2016

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John Surtees mit der 350er-Vierzylinder bei<br />

der TT 1959. Arturo Magni hat den Tankdeckel<br />

geöffnet und den Rüssel des Kanisters<br />

zum Nachtanken angesetzt (links)<br />

Von Ralf Schneider; Fotos: Schwab, Cathcart, Giorgio Nada Editore<br />

Arturo Magni selbst beschrieb seine besondere Stellung<br />

in aller Bescheidenheit. Ein besserer Mechaniker sei<br />

er gewesen, erzählte er einst in einem Gespräch mit<br />

<strong>MOTORRAD</strong>-Korrespondentin Eva Breutel. Wichtige<br />

Entscheidungen die Renneinsätze betreffend, habe Conte Domenico<br />

Agusta, der Chef von MV, stets in glanzvoller Despotie selbst<br />

gefällt. Diese Selbsteinschätzung verschweigt vornehm die Tatsache,<br />

dass wenig erreicht und noch lange nichts gewonnen ist,<br />

wenn eine Rennmaschine frisch aufgebaut auf den Rädern steht.<br />

Die handwerkliche Umsetzung einer Konstruktion, die präzise<br />

Bearbeitung von Motor- und Fahrwerksteilen, die penible Einstellung<br />

aller Komponenten und all die Detailarbeit, die mit dem<br />

Begriff Abstimmung mehr verschleiert als beschrieben wird,<br />

oblag Arturo Magni, seit er im Jahr 1950 bei MV Agusta anfing.<br />

Als einfacher, aber wohl schon damals besserer Mechaniker.<br />

Er war zarte 25 Jahre alt. Begeisterter Erbauer von Flugzeugmodellen<br />

und italienischer Meister im Langstreckenflug in einem<br />

selbst gebauten Segelflieger, hatte Magni seine berufliche Laufbahn<br />

beim Flugzeughersteller Bestetti Aeronautica in Arcore begonnen,<br />

wo er noch während des Krieges die Motoren von Militärflugzeugen<br />

wartete. Diese stellen höchste Anforderungen an die<br />

Sorgfalt der Mechaniker, und was Magni im Umgang mit ihnen<br />

lernte, prägte ihn fürs Leben. Den letzten Schliff erhielt er, als er<br />

1947 zu Gilera wechselte, einem der ältesten italienischen Motorradhersteller,<br />

der ebenfalls in Arcore ansässig war. Für die Entwicklung<br />

eines 500er-Vierzylinder-Rennmotors suchte Ingegnere Pietro<br />

Remor ausdrücklich einen jungen Mechaniker, den er in seinem<br />

Was im oberen Foto in<br />

Sachen Motorengebrüll<br />

gerade abgeht, zeigt<br />

der mittlere Zuschauer<br />

in der Box. Links von<br />

ihm der Conte Agusta.<br />

Im Foto nebenan feiert<br />

das stolze MV-Team<br />

einen der zahlreichen<br />

Siege Giacomo Agostinis<br />

am Sachsenring<br />

Die erste 500er von MV: 1950 noch als Turismo ausgeführt.<br />

Mit Telegabel, Parallelogrammschwinge und Reibungsdämpfer<br />

1953 trug die Rennmaschine immer noch Parallelogramm, jetzt<br />

aber mit hydraulischer Dämpfung. Vorn federt eine Earles-Gabel<br />

Sinn ausbilden wollte. Die Wahl fiel auf Magni, und als Remor im<br />

Frühjahr 1950 von Gilera zu MV Agusta wechselte, zog er ihn mit.<br />

Mit leichten Modifikationen konstruierte und realisierte Remor<br />

seinen Vierzylinder für MV gleich noch einmal. Weil der Conte<br />

Agusta die neue 500er zunächst als Straßenmotorrad geplant<br />

hatte, erhielt sie einen Kardanantrieb und zur Verringerung der<br />

Kardanreaktionen eine Parallelogrammschwinge. Als Magni Jahrzehnte<br />

später Moto Guzzi-Motoren in seine Fahrwerke einbaute,<br />

nahm er diese Technik wieder auf. Die zwei Fotos der ersten<br />

MV-Vierzylinder aus den Jahren 1950 und 1953 zeigen bei genauem<br />

Hinsehen, wie viel die Techniker damals mit verschiedenen<br />

Federungssystemen, Dämpfungsvarianten, ja sogar Schaltmechawww.motorradonline.de<br />

LEBEN 1<strong>03</strong>

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