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Elektronische Fahrwerke<br />
nächste Evolutionsschritt war dann das<br />
aktuelle Dynamic ESA, die erste semiaktive<br />
Dämpfung von BMW. Dahinter verbirgt sich<br />
ein Fahrwerkssystem, das permanent auf<br />
Fahrwerksbewegungen reagiert, die über<br />
Wegsensoren vorn und hinten gemessen<br />
werden. Dynamic ESA ist mit dem ABS und<br />
der Stabilitätskontrolle ASC vernetzt und<br />
passt anhand von hinterlegten Kennfeldern<br />
über elektromagnetische Ventile die Dämpfung<br />
an – und zwar vorn wie hinten. Für<br />
jede Voreinstellung ist ein Bereich zur Regulierung<br />
der Dämpfung hinterlegt und nicht<br />
wie beim früheren ESA II ein starrer Wert.<br />
Dadurch kann das System sensibler auf<br />
unterschiedlichste Fahrmanöver reagieren.<br />
Auch beim Dynamic ESA kann der Fahrer<br />
Dämpfungscharakteristik sowie Beladungszustand<br />
vorwählen. Noch ausgeklügelter<br />
wird es bei BMW mit DDC, der Dynamic<br />
Damping Control. Dieses semiaktive Fahrwerk<br />
der S 1000-Modelle bezieht die Daten<br />
aus der Sensorbox ein, adaptiert zum<br />
Beispiel das Fahrwerk je nach Schräglage.<br />
Doch zurück zur R 1200 GS, die erst ab<br />
Modelljahr <strong>2016</strong> über eine Schräglagensensorik<br />
verfügen wird. Sind die Vorteile ihres<br />
Dynamic ESA zu spüren? Eine holprige<br />
Landstraße muss für einen Test herhalten.<br />
Dicht hintereinander fegen die zwei R 1200<br />
GS über die Rüttelpiste. Tester Georg Jelicic<br />
auf der mit normalen Dämpfern ausgestatteten<br />
BMW hält das Tempo hoch, versucht<br />
die Federbeine der GS an ihre Grenzen zu<br />
bringen. Die lassen bei forschem Tempo<br />
unter diesen extremen Bedingungen viel<br />
Bewegung zu. Die GS bleibt dabei noch<br />
einigermaßen stabil auf Kurs. Spürbar ist<br />
jedoch, dass die Grundabstimmung der<br />
Basisfederung eher komfortbetont ist. Weshalb<br />
speziell das Telelever bei sportlicher<br />
Fahrweise und/oder groben Unebenheiten<br />
früher an Grenzen kommt. Ansprechverhalten<br />
und Fahrkomfort auf guten Straßen<br />
liegen aber auf einem recht hohen Niveau.<br />
Auf jeden Fall eine gelungene Abstimmung<br />
für touristische Fahrweise im Solobetrieb.<br />
Anzumerken wäre in diesem Zusammenhang,<br />
dass die Vorderradaufhängung<br />
Telelever unabhängig von der Fahrwerksausstattung<br />
einen prinzipiellen Vorteil hat:<br />
Sie besitzt einen Anti-Dive-Effekt, hält auf<br />
der Bremse die Front oben, was die Federung<br />
selbst bei harten Bremsmanövern<br />
nicht durchschlagen lässt. Das ermöglicht<br />
eine relativ komfortbetonte Abstimmung.<br />
Damit das Basisfahrwerk die optimale<br />
Performance bringt, muss es manuell auf<br />
Fahrerwünsche und Streckenbedingungen<br />
eingestellt werden. Per Handrad lässt sich<br />
die Vorspannung über einen Bereich von<br />
31 Umdrehungen justieren. Zehn Umdrehungen<br />
– gemessen vom komplett entspannten<br />
Zustand – haben sich hier als<br />
ideal herausgestellt, ergänzt um eine um<br />
fünf Klicks geöffnete Zugstufe.<br />
Was kann die GS mit Dynamic ESA<br />
besser? In puncto Einstellkomfort ist sie<br />
auf jeden Fall im Vorteil. Läuft der Motor,<br />
ge nügen wenige Tastendrücke am<br />
Lenker ende, um die hintere Federbasis<br />
an die Beladung anzupassen.<br />
Ähnlich simpel kann die Dämpfung<br />
geregelt werden. Bei gleichem<br />
Tempo im Fahrmodus „normal“<br />
über die Rüttelbahn bewegt, lässt<br />
die semiaktive Variante ebenfalls<br />
deutliche Fahrwerksbewegungen<br />
zu. Unterschiede zwischen<br />
den Dämpfungsoptionen<br />
„soft“, „normal“<br />
und „hard“<br />
sind allenfalls in<br />
Nuancen zu spüren.<br />
Bei reduziertem,<br />
also eher<br />
normalem Tempo<br />
lassen sich die<br />
Dämpfungsunterschiede<br />
der verschiedenen<br />
Modi<br />
deutlicher spüren.<br />
In der Einstellung<br />
„soft“ bügelt das<br />
Fahrwerk mit<br />
hohem Komfort<br />
über den Flickenteppich<br />
hinweg. Die Bandscheiben freut’s,<br />
die Fahrpräzision leidet. Die gewinnt wieder,<br />
wenn die Modi „normal“ oder „hard“ aktiviert<br />
sind, allerdings nimmt der Komfort<br />
dann ab. In jedem Fall wirkt das Dynamic<br />
ESA verbind licher, bietet mehr Reserven und<br />
einen breiteren Bereich in der Abstimmung.<br />
32 TEST+TECHNIK