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MOTORRAD 03/2016

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Wellness auf Bolivianisch: Einfach mal mit frischem<br />

Wasser das Gesicht waschen kann ja so schön sein!<br />

Das Ende einer Dienstfahrt: Nach 38 Stunden auf dem Bock hilft auch das letzte Coca-<br />

Blatt im Mund nicht mehr. Der Fahrer hatte großes Glück, dass die Böschung so sanft war<br />

mit gedämmter Straßenbeleuchtung und<br />

einem kleinen Hotel, welches nach dem<br />

gerade Erlebten wie eine Festung Schutz zu<br />

bieten scheint. Die Einfahrt in den Innenhof<br />

ist wie Eintauchen in einen Hort der Sicherheit.<br />

Erst einmal durchatmen und langsam<br />

wieder runterkommen. Am nächsten Morgen<br />

diskutieren wir, wie wir weiterfahren.<br />

Nach der Mammut etappe von über 500<br />

Kilometern, eigentlich viel zu lang für Südamerika,<br />

wird der Vormittag zur Erholungspause.<br />

Es geht ja nur bis nach Tarija, der<br />

Provinzhauptstadt, die bereits in den Ausläufern<br />

der Anden liegt, jedoch noch auf<br />

verträglichen 1873 Metern. Das sind gerade<br />

mal 240 Kilometer, die schaffen wir locker.<br />

Denkste! Wie kommt man aus einer<br />

Stadt heraus, wenn Verkehrsschilder nicht<br />

existieren, das Navi sich nicht auskennt und<br />

auch sonst keine Karten vorhanden sind?<br />

Durchfragen! Und das dauert.<br />

Der erste kleine Anstieg führt direkt steil<br />

an der Felswand entlang in einen engen<br />

Canyon. Keine Vegetation, eine kochend<br />

heiße, staubige Steinwüste, Temperaturen<br />

um die 42 Grad im Schatten.<br />

Aber kein Schatten! Nur grober Schotter<br />

auf der Piste und ein tief eingeschnittenes<br />

Rinnsal ganz weit unten in der Schlucht.<br />

Keinerlei Streckenbegrenzung. Der Camino<br />

de la Muerte, die Straße des Todes, von La<br />

Paz nach Coroico, ist berüchtigt in der<br />

ganzen Welt – und macht Angst. Das macht<br />

diese Piste von Villamontes nach Entre Rios<br />

ebenfalls. Hier in Bolivien verdienen offenbar<br />

so gut wie alle Bergstraßen das Prädikat<br />

„Straße des Todes“. Denn jeder kleine Fehler<br />

kann tödlich enden. Kein Spaß. Ich frage<br />

meine junge Begleiterin, wie es ihr geht.<br />

Die Antwort kommt aus dem Helm wie das<br />

Fauchen eines wütenden Pumaweibchens:<br />

„Fahr einfach!“<br />

Was will der jetzt schon wieder von mir?<br />

Ich habe hier genug mit mir selbst zu tun.<br />

„Lass dich jetzt bloß nicht ablenken, konzentriere<br />

dich lieber auf diese Straße!“, versucht<br />

mir meine innere Stimme zu sagen. Ich bin<br />

schon den ganzen Tag auf 180, weil er mir<br />

versprochen hat, dass es heute leichter wird<br />

zum Fahren. Und jetzt steht da ein riesiger<br />

Lkw quer. Am Abhang ist gerade noch eine<br />

Lenkerbreite Platz. Dani fährt vor, hält für ein<br />

paar Sekunden inne, gibt Gas und schafft es.<br />

Ach du meine Güte!<br />

www.motorradonline.de LEBEN 95

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