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Ducati XDiavel<br />
Finish ziehen selbst des Cruisens bislang unverdächtige Sportfahrer<br />
in ihren Bann, zumal die technischen Daten eine deutliche Sprache<br />
sprechen: 156 PS leistet der Desmo-V2 mit variabler Ventilsteuerung.<br />
Der Motor ist im Prinzip bereits aus der Multistrada 1200 bekannt,<br />
bekommt für seinen neuen Verwendungszweck aber mehr Hubraum<br />
– nämlich 1262 cm³ – und einen krassen Antritt: Bereits bei 5000/<br />
min erreicht er das maximale Drehmoment von knapp 129 Newtonmetern,<br />
100 liegen sogar schon bei 2100/min an. Im Vergleich zur<br />
Diavel bleibt angesichts dieser extremen Auslegung ein wenig<br />
Spitzen leistung auf der Strecke, doch das juckt wohl niemanden. Der<br />
Motor steht auch beim Design im Mittelpunkt. Dank der neu positionierten<br />
Wasserpumpe (siehe Interview unten) verschwanden alle<br />
Schläuche und Abdeckungen. „Wir vom Design haben diesen ganzen<br />
Ab deckungen ohnehin den Krieg erklärt“, erklärt Chefdesigner Gianandrea<br />
Fabbro lachend. „Eine so schöne Mechanik wie die unseres<br />
V2-Motors darf man nicht verstecken, sondern muss sie betonen.“<br />
Fahrdynamik und Ausstattung<br />
Die Neue verheißt fast schon sportliche Bodenfreiheit: 40 Grad<br />
Schräglage soll sie ermöglichen, ohne dass Anbauteile schleifen oder<br />
Funken sprühen. Auch die Ergonomie soll die Auslegung als dynamischen<br />
Techno-Cruiser, wie die Entwickler ihre XDiavel definieren,<br />
widerspiegeln: „Klar, die Sitzposition entspricht natürlich einem Cruiser“,<br />
sagt Produktmanager Stefan Tarabusi. „Aber sie ist nicht extrem,<br />
sondern erlaubt immer noch eine sehr gute Kontrolle des Motorrads.“<br />
Die Fußrasten lassen sich serienmäßig um 22,5 Millimeter nach vorn<br />
oder hinten versetzen. Fahrdynamisch können die Entwickler den<br />
nach vorn versetzten Fußrasten sogar einen gewissen Vorteil abgewinnen:<br />
„Anders als bei unseren Sportlern kann sich der Fahrer beim<br />
Beschleunigen nicht auf den Fußrasten abstützen“, erklärt Projektingenieur<br />
Eugenio Gherardi. „Er wird in den Sitz gedrückt, ähnlich wie<br />
bei einem Sportwagen, was dazu führt, dass er Fahrtwind und Beschleunigung<br />
deutlich mehr spürt, ein wirklich emotionales Erlebnis.“<br />
In Sachen Ausstattung und Assistenzsysteme präsentiert sich die<br />
XDiavel voll auf der Höhe der Zeit. Ride-by-Wire und ABS sind bei<br />
Ducati längst selbstverständlich, ebenso eine einstellbare Traktionskon<br />
trolle. Es gibt drei Fahrmodi, von denen der sanfteste namens<br />
Urban die Leistung auf 100 PS limitiert. Neu im Vergleich zur Diavel<br />
sind das einstellbare Kurven-ABS und der Tempomat.<br />
Ein im wahrsten Sinn des Wortes mitreißendes Zusatzvergnügen<br />
ermöglicht der kleine DPL-Schalter (Ducati Power Launch) am Lenker.<br />
Auch von oben<br />
bietet die XDiavel<br />
mit dem breiten<br />
Rohrlenker, dem<br />
sich stark verjüngenden<br />
Tank, der<br />
ausladenden Sitzbank<br />
und dem<br />
kurzen Heck ein<br />
stimmiges Bild<br />
Interview Bart Janssen Groesbeek<br />
„Wohin bloß mit den Fußrasten?“<br />
Der gebürtige Niederländer Bart Janssen Groesbeek ist seit mehr als 14 Jahren Mitglied des Design-Teams von Ducati.<br />
Neben der neuen XDiavel stammt auch die Diavel im Wesentlichen aus seiner Feder.<br />
? Diavel und<br />
XDiavel wirken auf den<br />
ersten Blick ähnlich,<br />
sind aber doch ganz<br />
anders. Welche Unterschiede<br />
sind Ihnen<br />
besonders wichtig?<br />
! Die Diavel war unsere erste Annäherung<br />
an die Cruiserwelt, eigentlich ist sie<br />
ein Streetfighter mit langer Schwinge. Diesmal<br />
sollte es ein hundertprozentiger Cruiser<br />
werden. Rahmen und Schwinge sind kürzer,<br />
den Motor haben wir nach hinten versetzt,<br />
was dem Schwerpunkt zugutekommt. Entscheidend<br />
ist die neue Position der Wasserpumpe.<br />
Die saß bislang auf dem Deckel<br />
der Lichtmaschine, weshalb auf der linken<br />
Seite des Motors Schläuche und Kabel<br />
verliefen. Das hätte diesmal gestört, denn<br />
im absoluten Mittelpunkt steht bei der<br />
XDiavel der Motor. Jetzt sitzt die Wasserpumpe<br />
im V zwischen den beiden Zylindern,<br />
die Schläuche verlaufen innen.<br />
? Haben Sie von Anfang an ein mögliches<br />
Customizing mit einbezogen?<br />
! Ja. Anders als bei der Diavel, bei der<br />
die einzelnen Komponenten ineinander<br />
übergehen, sind bei der XDiavel Teile wie<br />
der Stahltank, Schwinge oder Sitzbank<br />
klar voneinander abgegrenzt. Das macht<br />
ein Customizing einfacher.<br />
? Gab es besondere Probleme?<br />
! Der Zahnriemenantrieb war eine<br />
Herausforderung. Wir haben eine dreigeteilte<br />
Einarmschwinge entwickelt: oben<br />
Gitterrohr, unten Guss, in der Mitte Schmiedeteile,<br />
die lassen sich für die Wartung<br />
aufschrauben. Und dann waren da die vorverlegten<br />
Fußrasten, für uns ja echtes Neuland.<br />
Irgendwann haben wir uns gefragt:<br />
Wohin bloß mit denen, wo kann man die<br />
verankern? Am Ende haben wir eine Extrastrebe<br />
eingebaut, darauf sitzen sie jetzt.