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MOTORRAD 03/2016

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Ducati XDiavel<br />

Finish ziehen selbst des Cruisens bislang unverdächtige Sportfahrer<br />

in ihren Bann, zumal die technischen Daten eine deutliche Sprache<br />

sprechen: 156 PS leistet der Desmo-V2 mit variabler Ventilsteuerung.<br />

Der Motor ist im Prinzip bereits aus der Multistrada 1200 bekannt,<br />

bekommt für seinen neuen Verwendungszweck aber mehr Hubraum<br />

– nämlich 1262 cm³ – und einen krassen Antritt: Bereits bei 5000/<br />

min erreicht er das maximale Drehmoment von knapp 129 Newtonmetern,<br />

100 liegen sogar schon bei 2100/min an. Im Vergleich zur<br />

Diavel bleibt angesichts dieser extremen Auslegung ein wenig<br />

Spitzen leistung auf der Strecke, doch das juckt wohl niemanden. Der<br />

Motor steht auch beim Design im Mittelpunkt. Dank der neu positionierten<br />

Wasserpumpe (siehe Interview unten) verschwanden alle<br />

Schläuche und Abdeckungen. „Wir vom Design haben diesen ganzen<br />

Ab deckungen ohnehin den Krieg erklärt“, erklärt Chefdesigner Gianandrea<br />

Fabbro lachend. „Eine so schöne Mechanik wie die unseres<br />

V2-Motors darf man nicht verstecken, sondern muss sie betonen.“<br />

Fahrdynamik und Ausstattung<br />

Die Neue verheißt fast schon sportliche Bodenfreiheit: 40 Grad<br />

Schräglage soll sie ermöglichen, ohne dass Anbauteile schleifen oder<br />

Funken sprühen. Auch die Ergonomie soll die Auslegung als dynamischen<br />

Techno-Cruiser, wie die Entwickler ihre XDiavel definieren,<br />

widerspiegeln: „Klar, die Sitzposition entspricht natürlich einem Cruiser“,<br />

sagt Produktmanager Stefan Tarabusi. „Aber sie ist nicht extrem,<br />

sondern erlaubt immer noch eine sehr gute Kontrolle des Motorrads.“<br />

Die Fußrasten lassen sich serienmäßig um 22,5 Millimeter nach vorn<br />

oder hinten versetzen. Fahrdynamisch können die Entwickler den<br />

nach vorn versetzten Fußrasten sogar einen gewissen Vorteil abgewinnen:<br />

„Anders als bei unseren Sportlern kann sich der Fahrer beim<br />

Beschleunigen nicht auf den Fußrasten abstützen“, erklärt Projektingenieur<br />

Eugenio Gherardi. „Er wird in den Sitz gedrückt, ähnlich wie<br />

bei einem Sportwagen, was dazu führt, dass er Fahrtwind und Beschleunigung<br />

deutlich mehr spürt, ein wirklich emotionales Erlebnis.“<br />

In Sachen Ausstattung und Assistenzsysteme präsentiert sich die<br />

XDiavel voll auf der Höhe der Zeit. Ride-by-Wire und ABS sind bei<br />

Ducati längst selbstverständlich, ebenso eine einstellbare Traktionskon<br />

trolle. Es gibt drei Fahrmodi, von denen der sanfteste namens<br />

Urban die Leistung auf 100 PS limitiert. Neu im Vergleich zur Diavel<br />

sind das einstellbare Kurven-ABS und der Tempomat.<br />

Ein im wahrsten Sinn des Wortes mitreißendes Zusatzvergnügen<br />

ermöglicht der kleine DPL-Schalter (Ducati Power Launch) am Lenker.<br />

Auch von oben<br />

bietet die XDiavel<br />

mit dem breiten<br />

Rohrlenker, dem<br />

sich stark verjüngenden<br />

Tank, der<br />

ausladenden Sitzbank<br />

und dem<br />

kurzen Heck ein<br />

stimmiges Bild<br />

Interview Bart Janssen Groesbeek<br />

„Wohin bloß mit den Fußrasten?“<br />

Der gebürtige Niederländer Bart Janssen Groesbeek ist seit mehr als 14 Jahren Mitglied des Design-Teams von Ducati.<br />

Neben der neuen XDiavel stammt auch die Diavel im Wesentlichen aus seiner Feder.<br />

? Diavel und<br />

XDiavel wirken auf den<br />

ersten Blick ähnlich,<br />

sind aber doch ganz<br />

anders. Welche Unterschiede<br />

sind Ihnen<br />

besonders wichtig?<br />

! Die Diavel war unsere erste Annäherung<br />

an die Cruiserwelt, eigentlich ist sie<br />

ein Streetfighter mit langer Schwinge. Diesmal<br />

sollte es ein hundertprozentiger Cruiser<br />

werden. Rahmen und Schwinge sind kürzer,<br />

den Motor haben wir nach hinten versetzt,<br />

was dem Schwerpunkt zugutekommt. Entscheidend<br />

ist die neue Position der Wasserpumpe.<br />

Die saß bislang auf dem Deckel<br />

der Lichtmaschine, weshalb auf der linken<br />

Seite des Motors Schläuche und Kabel<br />

verliefen. Das hätte diesmal gestört, denn<br />

im absoluten Mittelpunkt steht bei der<br />

XDiavel der Motor. Jetzt sitzt die Wasserpumpe<br />

im V zwischen den beiden Zylindern,<br />

die Schläuche verlaufen innen.<br />

? Haben Sie von Anfang an ein mögliches<br />

Customizing mit einbezogen?<br />

! Ja. Anders als bei der Diavel, bei der<br />

die einzelnen Komponenten ineinander<br />

übergehen, sind bei der XDiavel Teile wie<br />

der Stahltank, Schwinge oder Sitzbank<br />

klar voneinander abgegrenzt. Das macht<br />

ein Customizing einfacher.<br />

? Gab es besondere Probleme?<br />

! Der Zahnriemenantrieb war eine<br />

Herausforderung. Wir haben eine dreigeteilte<br />

Einarmschwinge entwickelt: oben<br />

Gitterrohr, unten Guss, in der Mitte Schmiedeteile,<br />

die lassen sich für die Wartung<br />

aufschrauben. Und dann waren da die vorverlegten<br />

Fußrasten, für uns ja echtes Neuland.<br />

Irgendwann haben wir uns gefragt:<br />

Wohin bloß mit denen, wo kann man die<br />

verankern? Am Ende haben wir eine Extrastrebe<br />

eingebaut, darauf sitzen sie jetzt.

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