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MOTORRAD 03/2016

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KTM 1190 Adventure ist für die Werkstatt<br />

ein Problem“, sagt ein Markenhändler aus<br />

Baden-Württemberg. 40 Minuten werden<br />

von KTM einschließlich Probefahrt angesetzt,<br />

realistisch sei die doppelte Zeit. Ist der<br />

Lichtmaschinen-Rotor einer KTM Duke 125<br />

zu wechseln, fallen in der Regel mit 80<br />

Minuten sogar viermal mehr an, als vom<br />

Hersteller vorgegeben. Im Prinzip bleibt<br />

die Werkstatt auf dem Mehraufwand sitzen,<br />

was sich aber niemand leisten kann. In den<br />

krassesten Fällen wird nachjustiert: Einen<br />

Teil nimmt der Händler auf seine Kappe,<br />

einen anderen versucht man beim Kunden<br />

zu holen. Zudem lässt sich mit geschickter<br />

Mischkalkulation noch die eine oder andere<br />

Kostenschraube drehen. Der KTM-Händler<br />

beklagt zudem, dass bei Rückrufen die<br />

Arbeitszeiten extrem knapp bemessen sind.<br />

„Da reicht die Zeit nie und man legt gleich<br />

zigfach drauf.“<br />

Davon kann ein Triumph-Händler aus<br />

dem Fränkischen ebenfalls ein Lied singen:<br />

„Die Zeitvorgaben bei Rückrufen sind sehr<br />

knapp kalkuliert, weil in der Regel eine große<br />

Zahl von Maschinen betroffen ist“, sagt<br />

er. Als Beispiel nennt er den Austausch des<br />

Zylinderkopfs bei der Tiger Explorer – selbst<br />

bei mehrmaliger Ausführung dauere dies<br />

zwölf Stunden und nicht acht Stunden, wie<br />

vorgegeben. In Sachen Verschleißreparaturen<br />

hingegen gebe es bei Triumph nur<br />

vereinzelt Diskrepanzen zwischen Vorgabe<br />

und tatsächlichem Zeitaufwand.<br />

Marktführer BMW verfolgt dagegen in<br />

jedem Fall die Linie der knapp bemessenen<br />

Arbeitszeiten. „Die Vorgaben sind nur mit<br />

viel Erfahrung und Routine zu schaffen“,<br />

sagt ein Markenhändler aus Bayern. „Ein<br />

Mechaniker, der noch nie eine Kupplung<br />

bei der R 1200 R getauscht hat, benötigt<br />

beim ersten Mal locker die dreifache Zeit.“<br />

Knifflig seien beispielsweise auch Bremssattelreparaturen.<br />

„Ab dem fünften Mal<br />

geht es dann schneller.“ Die schmalen Zeitfenster<br />

habe BMW wohl mit Blick auf die<br />

Kunden gesetzt. Ventile bei der S 1000 RR<br />

zu prüfen und einzustellen, schafften nur<br />

zwei seiner neun Leute in der vorgegebenen<br />

Zeit. „Die haben das aber auch schon<br />

x-mal gemacht“, sagt der Chef. Wie löst<br />

er das Dilemma, ohne dauernd draufzuzahlen?<br />

„Wir haben den realistischen Mehraufwand<br />

auch bei Routinearbeiten mit<br />

einkalkuliert.“<br />

Die Konstruktion spielt natürlich auch eine<br />

Rolle dabei, wie hoch der Arbeitsaufwand<br />

ausfällt. So ist Ventile prüfen und einstellen<br />

bei der Suzuki GSX-R für den damit unerfahrenen<br />

Mechaniker ebenfalls kein Kinderspiel.<br />

Doch bei der japanischen Marke gibt<br />

es sozusagen Vertrauensarbeitszeit – es gibt<br />

keine Vorgaben. „Feste Arbeitszeitwerte<br />

gibt es nur für Inspektionen und bei Garantiefällen“,<br />

bestätigt ein Markenhändler aus<br />

dem Ruhrgebiet. „Und die kommen hin.“<br />

Er lobt die Kooperation mit dem Suzuki-<br />

Außendienst. „Die sind sehr gut aufgestellt,<br />

helfen wirklich, wenn es ein Problem<br />

gibt und kommen dafür auch mal in den<br />

Betrieb“, sagt er.<br />

Ein Marken-Kollege aus Süddeutschland,<br />

der gleichzeitig Kawasaki-Händler ist,<br />

sieht das genauso: „Bei Suzuki und Kawasaki<br />

stimmen die Vorgaben.“ Bei Yamaha scheint<br />

es auch ohne Druck auf die Arbeitszeit gut<br />

zu laufen. „Die Kundendienst-Leute kommen<br />

alle aus der Praxis, das hilft“, sagt ein<br />

schwäbischer Yamaha-Händler.<br />

Beim <strong>MOTORRAD</strong>-Dauertester BMW R 1200 R<br />

halten sich die Inspektionskosten während<br />

der ersten Halbzeit im Rahmen<br />

Bei der Yamaha MT-07 beanspruchen Kerzenwechsel<br />

und Ventileinstellung mehr Zeit<br />

als bei der Dreizylinder-Schwester MT-09<br />

Schrauben im Minutentakt<br />

Was die Hersteller als Arbeitszeiten für Verschleißreparaturen veranschlagen<br />

BMW<br />

R 1200 R<br />

Ducati<br />

1199 Panigale<br />

Harley-<br />

Davidson<br />

Sportster XL<br />

Honda<br />

NC 700 X<br />

KTM<br />

Super Duke R<br />

Yamaha<br />

YZF-R1<br />

1<br />

ride by wire; ²hydraulische Kupplung; 3 Kardanantrieb; 4 Hydrostößel; 5 nur eine Drosselklappe; 6 Antriebsräder vorn + 42 min, Antriebsräder hinten + 48 min<br />

Yamaha<br />

MT-07<br />

Yamaha<br />

MT-09<br />

Ventilspiel prüfen<br />

450 min entfällt 4 48 min 80 min 126 min 114 min 42 min<br />

Ventile einstellen<br />

25 min; Ein-<br />

stellen 15 min<br />

pro Zylinder<br />

Lenkkopflager tauschen (beide) 60 min 90 min 114 min 144 min 95 min 168 min 186 min 150 min<br />

Schwingenlager tauschen 55 min 126 min 120 min 102 min 75 min 144 min 84 min 240 min<br />

Kupplung tauschen 70 min 24 min 78 min 72 min 30 min 24 min 36 min 54 min<br />

Gabelöl tauschen 70 min 90 min 60 min 42 min 45 min 156 min 132 min 108 min<br />

Drosselklappen-<br />

entfällt 1 entfällt 1 entfällt 5 entfällt 5 entfällt 1 60 min 72 min 96 min<br />

Synchronisation<br />

Zündkerzenwechsel 5 min 106 min 12 min 6 min 30 min 48 min 42 min 30 min<br />

Kupplungszug tauschen entfällt 2 entfällt 2 18 min 12 min entfällt 2 12 min 36 min 48 min<br />

Kettensatz-Wechsel entfällt 3 120 min 42 min 6 60 min 30 min 114 min 138 min 138 min<br />

Erneuerung Leuchtmittel 15 min 24 min 18 min 6 min 5 min 18 min 6 min 6 min<br />

Hauptscheinwerfer<br />

Luftfilterwechsel 20 min 42 min 12 min 12 min 15 min 30 min 30 min 30 min<br />

www.motorradonline.de BLICKPUNKT 55

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