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MOTORRAD 03/2016

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Elektronische Fahrwerke<br />

Federelemente von relativ schlich ter Bauart<br />

sind. Die semiaktiv ausgerüstete GS basiert<br />

auf hochwertigeren Teilen und erledigt<br />

diesen Job besser, sammelt außerdem Pluspunkte<br />

bei der Handhabung. Mit ihren wenigen<br />

Setup-Wahlmöglich keiten (drei Voreinstellungen<br />

für Federvorspannung und<br />

Dämpfung in Abhängigkeit vom gewählten<br />

Fahrmodus) holt sie nahezu das Optimum<br />

aus dem Fahrwerk heraus, ohne dass sich<br />

der Fahrer die Finger schmut zig machen<br />

muss. Der Vergleich zeigt, dass das Dynamic<br />

ESA seinen Aufpreis wert ist. Vor allem, weil<br />

sich ohne besonderes Fahrwerks-Knowhow<br />

schnell gute Ergebnisse in der Abstimmung<br />

erzielen lassen. Das gilt besonders<br />

für alle, die oft mit viel Gepäck unterwegs<br />

sind und gerne einen Sozius mitnehmen.<br />

Und nicht zuletzt bringt das Dynamic ESA<br />

auch ein Plus an Fahrsicherheit. Da es einfach<br />

richtig, aber nur schwer falsch zu bedienen<br />

ist, werden mit Sicherheit weniger<br />

Fahrer mit schlechter Fahrwerkseinstellung<br />

unterwegs sein. Ein konventionelles Fahrwerk<br />

erfordert mehr Erfahrung und Kenntnisse.<br />

Wer hier etwas falsch macht, kann<br />

leicht weit daneben liegen.<br />

Motorräder fahren aber nicht nur,<br />

sondern stehen für den Service dann und<br />

wann in der Werkstatt des Vertrauens.<br />

Po sitiv ist in diesem Fall, dass die Federbeine<br />

– egal ob normale oder Dynamic ESA-<br />

Ausführung – ohne Folgekosten Dienst<br />

schieben. Sie sind laut BMW wartungsfrei.<br />

Da die R 1200 GS in Sachen Fahrwerk mit<br />

Paralever und Duolever einen Sonderfall<br />

darstellt, sind in der Tabelle auf Seite 36<br />

auch die Gabelservice-Vergleichswerte einer<br />

BMW S 1000 XR mit und ohne semiaktives<br />

Fahrwerk aufgelistet. Kilometervorgabe<br />

und Zeitaufwand sind gleich. BMW-Kunden<br />

müssen sich im Zuge einer Entscheidung<br />

pro semiaktives Fahrwerk also nicht über<br />

versteckte Extraausgaben ärgern. Etwas<br />

anders sieht das bei einem Defekt aus. Der<br />

schlichte vordere Dämpfer der GS ist nach<br />

kurzer Internetrecherche für 360 Euro zu<br />

haben, das Dynamic ESA-Bauteil reißt mit<br />

mehr als 1000 Euro ein großes Loch ins<br />

Portemonnaie. Bei anderen Herstellern<br />

dürfte die Differenz ähnlich aussehen.<br />

Wobei der Vergleich mit anderen Fahrzeugen<br />

– etwa Ducatis Multistrada 1200 sowie<br />

KTMs 1190 Adventure und 1290 Super<br />

Adventure (die Gabel-Wartungsvorgaben<br />

sind ebenfalls in der Tabelle zu finden) –<br />

zeigt, dass die Abstimmungen der Federelemente<br />

zwischen konventionellem und<br />

semigedämpftem Bauteil sehr verschieden<br />

ausfallen können.<br />

Beispiel Ducati: Die Multistrada 1200<br />

mit semiaktivem Fahrwerk – die Hardware<br />

stammt ebenfalls von Zulieferer ZF – sorgte<br />

2013 für Furore. Die Begeisterung legte sich<br />

Technik erklärt<br />

Bei herkömmlichen Federelementen<br />

ist alles fix. Vorspannung und Dämpfung<br />

werden einmal eingestellt, Änderungen<br />

während der Fahrt sind nicht<br />

möglich. Die justierten Werte müssen<br />

dann für alles passen: vom Sahne-<br />

Asphalt bis hin zum Rübenacker dritter<br />

Ordnung. Klar, absteigen und die Einstellungen<br />

verändern ginge auch. Aber wer<br />

macht das schon? Das hört sich schwer<br />

nach einem Kompromiss an. Ist es auch.<br />

Elektronisch einstellbare Fahrwerke haben<br />

hier schon einen Komfortgewinn<br />

gebracht, noch besser sollen das semiaktive<br />

Fahrwerkskomponenten machen.<br />

Sensoren erkennen die Geschwindigkeit<br />

der ins Fahrwerk eingeleiteten Impulse.<br />

In Millisekunden werden die Daten mit<br />

weiteren Infos aus dem Fahrzeug-Daten-<br />

Bus abgeglichen (woher diese stammen,<br />

veranschaulicht die Grafik unten am<br />

Beispiel einer S 1000 RR). Der Abgleich<br />

von Ist- und Sollwert ergibt dann, wie<br />

das elektromagnetische Regelventil Zugoder<br />

Druckstufe beeinflusst – und das bis<br />

zu 500-mal pro Sekunde.<br />

Instrumenten-Kombi<br />

DDC-Steuergerät<br />

Telegabel mit<br />

Dämpferventil<br />

ABS-Sensorring<br />

Verstellmöglichkeiten BMW R 1200 GS<br />

Druckstufe Zugstufe Vorspannung<br />

Ohne ESA<br />

vorn – – –<br />

hinten – 14 Klicks 1 stufenlos (31 Umdrehungen)<br />

Mit ESA<br />

vorn<br />

hinten<br />

Gasgriff<br />

Federwegsensor<br />

drei Modi (soft, normal, hard) 2<br />

Links ein herkömmlicher Dämpfer,<br />

rechts das Pendant mit elektromagnetischem<br />

Regelventil (oben im Dämpfer)<br />

Motorrad-Steuergerät<br />

ABS-Steuergerät<br />

Federbein mit<br />

Dämpferventil<br />

Sensorbox<br />

ABS-Sensorring<br />

drei Voreinstellungen (eine Person, eine<br />

Person mit Gepäck, zwei Personen)<br />

1<br />

am Testfahrzeug, laut BMW sind zwölf Klicks normal;<br />

2<br />

Die zur Verfügung stehenden Fahrmodi (Rain/Road/Dynamic/Enduro) beeinflussen ebenfalls die Dämpfungsvoreinstellung.<br />

In diesen kann dann individuell die Dämpfung noch in den drei Modi (soft, normal, hard) angepasst werden<br />

Bei der Basis-GS gibt es nur hinten etwas zu verstellen, die semiaktive Variante greift<br />

auch vorn beim Federbein des Telelever in die Dämpfung ein<br />

34 TEST+TECHNIK 3/<strong>2016</strong>

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