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Du bist erst 500 Meter gefahren,<br />
Stadtverkehr, Rushhour. Aber<br />
eines ist schon klar: Wie dieser<br />
großvolumige V2 unter dir<br />
röchelt und röhrt, schmatzt und schlürft,<br />
bebt und lebt – das ist ein monumentales<br />
Erlebnis. Bassiger Sound. Gefühlt sitzt du<br />
auf einem Hauch von Nichts, aus dem links<br />
und rechts wuchtige Zylinder mit nahezu<br />
qua dratischen Ventildeckeln herausragen,<br />
groß wie Wassereimer. Devot bückst du<br />
dich zu den Lenkerstummeln. Hoffentlich<br />
verschwindet deine Jeans nicht auf Nimmerwiedersehen<br />
in den offenen Ansaugtrichtern.<br />
Die Flachschieber in den Keihins<br />
FCR 41 schlürfen und zwitschern in ihren<br />
Führungen. Man glaubt, Kolben und Einlassventilen<br />
bei der Arbeit zuschauen zu<br />
können. Hier sind alle Sinne berührt.<br />
An der Ampel gehen neben dir Autoscheiben<br />
runter und die Daumen der Insassen<br />
hoch, recken sich Köpfe. „Was für ein<br />
Wahnsinnsmotorrad!“, hörst du jemanden<br />
rufen. Diese Guzzi verschiebt die Wahrnehmung.<br />
Beim Spiel mit dem Gasgriff (keine<br />
Sorge, im Leerlauf dreht der Motor schön<br />
stabil, nur die Suche danach kann nerven),<br />
neigt sich die Bella Donna erst nach rechts<br />
und dann wieder zurück nach links in<br />
die Ausgangslage. Ein Gruß in Form von<br />
Rückdrehmoment der längs liegenden,<br />
massigen Kurbelwelle. Ganz Guzzi eben.<br />
Dann springt das Licht vor dir von Rot auf<br />
Grün, die gertenschlanke blaue Maschine<br />
hechtet nach vorn. Fast vergessen, der<br />
1380er drückt 100 Newtonmeter praktisch<br />
ab Standgas. Da geht was!<br />
Der 1,4-Liter-Motor ist fast serienmäßig,<br />
nur die frei programmierbare Zündung<br />
nach Art des Hauses und seine Atemwege<br />
sind komplett neu. Der V2 atmet durch eine<br />
Edelstahl-Auspuffanlage aus, deren Mündungen<br />
wegen der raffinierten Bögen links<br />
wie rechts nach vorne weisen. Keramikbeschichtung<br />
lässt die gesamte Auspuffanlage<br />
mattschwarz „glänzen“. Schwarz,<br />
Blau und Silber gehen hier eine stilvolle<br />
Synthese ein. Dieses Motorrad ist eine<br />
Materie gewordene Vision – was geht,<br />
wenn man sich nur traut. Ein „Muscle Racer“<br />
mit offenem Rahmendreieck und keckem<br />
Heckhöcker nämlich. Ein Café Racer der<br />
Gegenwart, mit stilprägenden, aber ziemlich<br />
schweren „Revtech“-Scheibenrädern.<br />
Der ehemalige BMW-Designer Sylvain<br />
Berneron zeichnete das Styling, in bester<br />
Tradition seines „Holographic Hammers“.<br />
Stefan Bronold junior von Radical Guzzi aus<br />
der Oberpfalz setzte es praktisch eins zu<br />
eins um. <strong>MOTORRAD</strong>-Lesern vielleicht<br />
schon über frühere Umbauten bekannt,<br />
Vollkommen verwegen:<br />
Aus der<br />
extrem schmalen<br />
Silhouette ragen<br />
nur Lenkerstummel<br />
und wassereimergroße<br />
Zylinder<br />
mit offenen<br />
Flachschiebervergasern<br />
raus. Feist!<br />
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