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MOTORRAD 03/2016

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Du bist erst 500 Meter gefahren,<br />

Stadtverkehr, Rushhour. Aber<br />

eines ist schon klar: Wie dieser<br />

großvolumige V2 unter dir<br />

röchelt und röhrt, schmatzt und schlürft,<br />

bebt und lebt – das ist ein monumentales<br />

Erlebnis. Bassiger Sound. Gefühlt sitzt du<br />

auf einem Hauch von Nichts, aus dem links<br />

und rechts wuchtige Zylinder mit nahezu<br />

qua dratischen Ventildeckeln herausragen,<br />

groß wie Wassereimer. Devot bückst du<br />

dich zu den Lenkerstummeln. Hoffentlich<br />

verschwindet deine Jeans nicht auf Nimmerwiedersehen<br />

in den offenen Ansaugtrichtern.<br />

Die Flachschieber in den Keihins<br />

FCR 41 schlürfen und zwitschern in ihren<br />

Führungen. Man glaubt, Kolben und Einlassventilen<br />

bei der Arbeit zuschauen zu<br />

können. Hier sind alle Sinne berührt.<br />

An der Ampel gehen neben dir Autoscheiben<br />

runter und die Daumen der Insassen<br />

hoch, recken sich Köpfe. „Was für ein<br />

Wahnsinnsmotorrad!“, hörst du jemanden<br />

rufen. Diese Guzzi verschiebt die Wahrnehmung.<br />

Beim Spiel mit dem Gasgriff (keine<br />

Sorge, im Leerlauf dreht der Motor schön<br />

stabil, nur die Suche danach kann nerven),<br />

neigt sich die Bella Donna erst nach rechts<br />

und dann wieder zurück nach links in<br />

die Ausgangslage. Ein Gruß in Form von<br />

Rückdrehmoment der längs liegenden,<br />

massigen Kurbelwelle. Ganz Guzzi eben.<br />

Dann springt das Licht vor dir von Rot auf<br />

Grün, die gertenschlanke blaue Maschine<br />

hechtet nach vorn. Fast vergessen, der<br />

1380er drückt 100 Newtonmeter praktisch<br />

ab Standgas. Da geht was!<br />

Der 1,4-Liter-Motor ist fast serienmäßig,<br />

nur die frei programmierbare Zündung<br />

nach Art des Hauses und seine Atemwege<br />

sind komplett neu. Der V2 atmet durch eine<br />

Edelstahl-Auspuffanlage aus, deren Mündungen<br />

wegen der raffinierten Bögen links<br />

wie rechts nach vorne weisen. Keramikbeschichtung<br />

lässt die gesamte Auspuffanlage<br />

mattschwarz „glänzen“. Schwarz,<br />

Blau und Silber gehen hier eine stilvolle<br />

Synthese ein. Dieses Motorrad ist eine<br />

Materie gewordene Vision – was geht,<br />

wenn man sich nur traut. Ein „Muscle Racer“<br />

mit offenem Rahmendreieck und keckem<br />

Heckhöcker nämlich. Ein Café Racer der<br />

Gegenwart, mit stilprägenden, aber ziemlich<br />

schweren „Revtech“-Scheibenrädern.<br />

Der ehemalige BMW-Designer Sylvain<br />

Berneron zeichnete das Styling, in bester<br />

Tradition seines „Holographic Hammers“.<br />

Stefan Bronold junior von Radical Guzzi aus<br />

der Oberpfalz setzte es praktisch eins zu<br />

eins um. <strong>MOTORRAD</strong>-Lesern vielleicht<br />

schon über frühere Umbauten bekannt,<br />

Vollkommen verwegen:<br />

Aus der<br />

extrem schmalen<br />

Silhouette ragen<br />

nur Lenkerstummel<br />

und wassereimergroße<br />

Zylinder<br />

mit offenen<br />

Flachschiebervergasern<br />

raus. Feist!<br />

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