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MOTORRAD 03/2016

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Rallye Dakar <strong>2016</strong><br />

zwei Etappen die Schulter, musste 2015<br />

wegen der Verletzung auslassen und hatte<br />

sich für <strong>2016</strong> viel vorgenommen. Mit einer<br />

neuen KTM 450 Rally Replica hatte er beim<br />

holländischen Memo Tours-Team einen Service-Platz<br />

gemietet, auf dem seine Ersatzteile<br />

und sein Mechaniker Clemens Eicker<br />

mitreisten. Selbst nach dem schweren Sturz<br />

schien eine Schlussplatzierung unter den<br />

Top 50 noch möglich zu sein. Körperlich<br />

fühlte Zahn sich fit, trainiert hatte er unter<br />

anderem bei 24-Stunden-Mountainbike-<br />

Rennen. Auch das Motorrad beflügelte seinen<br />

Optimismus: „Von 2014 auf 2015 hat<br />

KTM dem Production Racer eine Einspritzung<br />

und ein völlig neues Enduro-Fahrwerk<br />

spendiert. Damit ist die Maschine im Vergleich<br />

zum Vormodell viel agiler und leichter<br />

zu fahren – für mich ein großer Wurf.<br />

Ergebnisse <br />

Neben den großen Werksteams von Honda<br />

und KTM zeigten weitere Motorradhersteller<br />

offiziell Flagge. Für Sherco startete<br />

Alain Duclos (links), bestes Etappenergebnis<br />

war Platz drei. Husqvarna wurde mit<br />

Pablo Quintanilla (unten links) und KTM-<br />

Technik Gesamt-Dritter, er gewann die<br />

letzte Wertungsprüfung. Yamaha hatte<br />

Hélder Rodrigues (unten) ins Rennen geschickt,<br />

der ebenfalls eine Etappe gewann<br />

und Gesamt-Fünfter wurde<br />

Zuverlässig ist sie auch, wir haben lediglich<br />

Verschleißteile verbraucht. Und natürlich<br />

das, was beim Sturz kaputtgegangen ist.“<br />

Doch der Sturz sollte sich als irrelevant<br />

herausstellen, das Unheil lauerte an einer<br />

anderen Ecke. Knapp 40 Kilometer vor<br />

dem Ziel der neunten Etappe rund um<br />

die argentinische Stadt Belén blieb Zahn<br />

ohne Sprit liegen. „Da waren riesige Fesh-<br />

Fesh-Felder. In diesem feinen Sand hat<br />

die KTM viel mehr Benzin gebraucht als<br />

vorher“, berichtete Zahn, „ich musste ja<br />

pausenlos Vollgas geben, um nicht stecken<br />

zu bleiben. Da haben wir uns im Team beim<br />

Tanken verkalkuliert.“ Zunächst ließ Ingo<br />

Zahn sich nicht entmutigen, vertraute auf<br />

den viel beschworenen „Spirit of Dakar“,<br />

diesem Grund gedanken der mehr als ein<br />

Vierteljahrhundert alten Rallye, der jedem<br />

Gestrandeten Hilfe verspricht.<br />

Doch auch da hatte Zahn sich verrechnet.<br />

„Keiner hielt an, im Gegenteil, die<br />

haben mich fast über den Haufen gefahren“,<br />

musste er feststellen. „Ein paar Autofahrer<br />

warfen Wasserflaschen raus, aber ich<br />

brauchte ja Benzin.“ Er demontierte den<br />

Tank der KTM und stellte sich wie mit einem<br />

Kanister an den Rand der Piste. „Damit<br />

sie sehen, dass ich nur Sprit brauche und<br />

dass es ganz schnell gehen würde“, so<br />

dachte er sich. Doch die wenigen Rallye-<br />

Autos, die anhielten, konnten nicht helfen:<br />

„Die fahren inzwischen zu 80 Prozent mit<br />

Dieselmotoren.“ Als Höhepunkt der Verzweiflung<br />

entpuppte sich schließlich ein<br />

Hubschrauber der Rennleitung, der nach<br />

fünf Stunden bei ihm landete. Ingo Zahn:<br />

„Die haben mir gesagt, sie könnten mich<br />

bei 48 Grad nicht länger da stehen lassen,<br />

einfach die Balise vom Motorrad abgeschnitten<br />

und mich im Hubschrauber zurück<br />

ins Biwak gebracht.“ Die Balise ist ein<br />

elektronisches Leuchtfeuer, über das im<br />

Notfall per Funk Hilfe gerufen werden kann.<br />

Wer sie auslöst oder verliert, ist aus dem<br />

Rennen. Wem sie abgenommen wird auch<br />

– ob er will oder nicht.<br />

Hat der Deutsche seinen Glauben an<br />

den „Spirit of Dakar“ verloren? „Irgendwie<br />

schon. Selbst Leute, die ganz hinten und<br />

nicht mehr um eine Platzierung gefahren<br />

sind, haben nicht geholfen. Jeder schaut<br />

nur noch auf sich selbst.“<br />

War das also seine letzte Dakar? „So<br />

weit würde ich nicht gehen“, sagt Ingo<br />

Zahn, „das kann einen schnell wieder einholen.“<br />

Helden, so sagt eine Definition des<br />

Begriffs, sind außergewöhnliche Menschen,<br />

die durch ihre Taten und ihr Schicksal zum<br />

Vorbild werden können. Wenn das stimmt,<br />

dann sind sie wohl alle Helden: Toby Price<br />

und Stefan Svitko, Paulo Gonçalves und<br />

Kevin Benavides, Ingo Zahn. Und natürlich<br />

die vielen Ungenannten, die <strong>2016</strong> starteten,<br />

nur um das Ziel zu erreichen. Und die im<br />

nächsten Jahr wieder starten werden.<br />

www.motorradonline.de/sport<br />

Prolog: Buenos Aires/ARG – Rosario/ARG, 182 km,<br />

davon 11 km Sonderprüfung. Sieger: Joan Barreda<br />

Bort (E/Honda); … 78. Ingo Zahn (D/KTM). 136 Motorräder<br />

gewertet.<br />

1. Etappe: Rosario/ARG – Villa Carlos Paz/ARG, abgesagt<br />

aufgrund extremer Wetterverhältnisse.<br />

2. Etappe: Villa Carlos Paz/ARG – Termas de Río Hondo/ARG,<br />

786 km, davon 339 km Sonderprüfung. Sieger:<br />

Toby Price (AUS/KTM); … 94. Zahn; Gesamtführung:<br />

Price; … 91. Zahn. 133 Motorräder gewertet.<br />

3. Etappe: Termas de Río Hondo/ARG – Jujuy/ARG,<br />

663 km, davon 190 km Sonderprüfung. Sieger: Kevin<br />

Benavides (ARG/Honda); … 87. Zahn; Gesamtführung:<br />

Stefan Svitko (CZ/KTM); … 87. Zahn. 132<br />

Motorräder gewertet.<br />

4. Etappe: Jujuy/ARG – Jujuy/ARG, 629 km, davon<br />

429 km Sonderprüfung. Sieger: Paulo Gonçalves<br />

(POR/Honda); … 73. Zahn; Gesamtführung: Gonçalves;<br />

… 77. Zahn. 130 Motorräder gewertet.<br />

5. Etappe: Jujuy/ARG – Uyuni/BOL, 642 km, davon<br />

327 km Sonderprüfung. Sieger: Price; … 96. Zahn;<br />

Gesamtführung: Gonçalves; … 75. Zahn. 123 Motorräder<br />

gewertet.<br />

6. Etappe: Uyuni/BOL – Uyuni/BOL, 723 km, davon<br />

542 km Sonderprüfung. Sieger: Price; … 79. Zahn;<br />

Gesamtführung: Gonçalves; … 74. Zahn. 117 Motorräder<br />

gewertet.<br />

7. Etappe: Uyuni/BOL – Salta/ARG, 793 km, davon<br />

230 km Sonderprüfung. Sieger: Antoine Méo (F/<br />

KTM); … 71. Zahn; Gesamtführung: Gonçalves; …<br />

69. Zahn. 112 Motorräder gewertet.<br />

8. Etappe: Salta/ARG – Belén/ARG, 766 km, davon<br />

394 km Sonderprüfung. Sieger: Price; … 83. Zahn;<br />

Gesamtführung: Price; … 74. Zahn. 1<strong>03</strong> Motorräder<br />

gewertet.<br />

9. Etappe: Belén/ARG – Belén/ARG, 436 km, davon<br />

285 km Sonderprüfung. Sieger: Price; … 75. Zahn;<br />

Gesamtführung: Price; … 72. Zahn. 100 Motorräder<br />

gewertet.<br />

10. Etappe: Belén/ARG – La Rioja/ARG, 561 km, davon<br />

245 km Sonderprüfung. Sieger: Stefan Svitko<br />

(SVK/KTM); Gesamtführung: Price. 86 Motorräder<br />

gewertet.<br />

11. Etappe: La Rioja/ARG – San Juan/ARG, 712 km,<br />

davon 243 km Sonderprüfung. Sieger: Méo; Gesamtführung:<br />

Price. 85 Motorräder gewertet.<br />

12. Etappe: San Juan/ARG – Villa Carlos Paz/ARG,<br />

931 km, davon 481 km Sonderprüfung. Sieger:<br />

Hélder Rodrigues (POR/Yamaha); Gesamtführung:<br />

Price. 84 Motorräder gewertet.<br />

13. Etappe: Villa Carlos Paz/ARG – Rosario/ARG, 699<br />

km, davon 180 km Sonderprüfung. Sieger: Pablo<br />

Quintanilla (CHL/Husqvarna). Gesamtsieger: Price<br />

in 48:09.15 h, 2. Svitko, 39.41 min zurück; 3. Quintanilla,<br />

+ 48.48 min; 4. Kevin Benavides (ARG/Honda),<br />

bester Rookie; … 15. Laia Sanz (E/Honda, Siegerin<br />

Frauenwertung); 31. Jürgen van den Goorbergh (NL/<br />

KTM), bester Fahrer ohne Serviceteam. 84 Motorräder<br />

gewertet.<br />

120 SPORT<br />

3/<strong>2016</strong>

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