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MOTORRAD 03/2016

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B L I C K P U N K T<br />

Zeitvorgaben bei Reparaturen<br />

MIT<br />

DER<br />

ZEIT<br />

– NERVT DAS!<br />

Bei Verschleißreparaturen zahlen Motorradfahrer beim Händler meist das, was die Hersteller<br />

dafür vorgeben. Zeit ist dabei Geld. Und meist zu wenig, klagen die Händler. Denn oft dauert’s<br />

in der Werkstatt real viel länger als auf dem Papier. Eine echte Zwickmühle. Aber nicht überall.<br />

Von Brigitte Haschek; Fotos: Rossen Gargolov, jkuenstle.de, Illustration: Holger Aue<br />

Es gibt Dinge, da kommt man ganz<br />

schön ins Grübeln. So geht es<br />

<strong>MOTORRAD</strong>-Werkstattchef Gerry<br />

Wagner, als er sich daran macht, den<br />

Dauertester Honda Crosstourer zu demontieren.<br />

Es gehört bekanntlich zum redaktionseigenen<br />

Prinzip der Gründlichkeit, dass<br />

nach dem 50 000 Kilometer-Dauerlauf die<br />

Maschine in ihre Einzelteile zerlegt wird, um<br />

Verschleißspuren auf die Schliche zu kommen.<br />

Wagner, weiß Gott kein Greenhorn<br />

an der Werkbank, braucht allein rund einen<br />

halben Tag, bis das Triebwerk ausgebaut ist<br />

– vom Zerlegen ist da noch nicht die Rede.<br />

Spaßeshalber erkundigt sich Gerry bei<br />

Honda, was für einen Motortausch – also<br />

Aus- und Einbau – beim Crosstourer an<br />

Arbeitszeit veranschlagt wird. Und staunt<br />

nicht schlecht, als Honda nur viereinhalb<br />

Stunden kalkuliert. Eine Diskrepanz, die<br />

Grund genug ist, das Thema Arbeitszeitvorgaben<br />

grundsätzlich zu hinterfragen.<br />

„Mechaniker,<br />

die noch nie<br />

Ventile bei der<br />

S 1000 RR eingestellt<br />

haben,<br />

schrauben den<br />

ganzen Tag“<br />

BMW-Händer aus Bayern<br />

Eine Liste mit Verschleißreparaturen ist<br />

schnell erstellt und an die Hersteller übersandt.<br />

Aus praktischen Gründen fragen wir<br />

die jeweiligen Positionen für Modelle ab,<br />

die sich größtenteils ohnehin im MOTOR-<br />

RAD-Dauertest-Fuhrpark befinden. „Insgesamt<br />

ziemlich sportlich“, urteilt Chefschrauber<br />

Wagner, als die Ergebnisse der Umfrage<br />

vorliegen (siehe Tabelle). Da dürfe aber<br />

rein gar nichts dazwischenkommen. „Um<br />

diese Zeiten einhalten zu können, muss<br />

die Maschine bereits tipptopp sauber in der<br />

Werkstatt stehen und der Arbeitsplatz optimal<br />

vorbereitet sein.“<br />

Schwingenlagertausch bei der BMW R<br />

1200 R in 55 Minuten? Angesichts des erforderlichen<br />

Ausbaus von Kardanantrieb<br />

und Hinterrad hält unser Werkstattchef dies<br />

für ziemlich unrealistisch. Und wer einen<br />

Kettensatzwechsel bei der KTM Super Duke<br />

R in einer halben Stunde hinbekomme, der<br />

müsse fliegende Hände haben, meint Wagner.<br />

Die angegebenen Zeiten seien zu erreichen,<br />

wenn man die Reparatur zum fünften<br />

oder zehnten Mal ausführe.<br />

Das bestätigen auch die zum Thema<br />

Arbeitszeitwerte befragten Händler. „Der<br />

Austausch des Gabeldichtungsrings bei der<br />

54 BLICKPUNKT<br />

3/<strong>2016</strong>

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