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B L I C K P U N K T<br />
Zeitvorgaben bei Reparaturen<br />
MIT<br />
DER<br />
ZEIT<br />
– NERVT DAS!<br />
Bei Verschleißreparaturen zahlen Motorradfahrer beim Händler meist das, was die Hersteller<br />
dafür vorgeben. Zeit ist dabei Geld. Und meist zu wenig, klagen die Händler. Denn oft dauert’s<br />
in der Werkstatt real viel länger als auf dem Papier. Eine echte Zwickmühle. Aber nicht überall.<br />
Von Brigitte Haschek; Fotos: Rossen Gargolov, jkuenstle.de, Illustration: Holger Aue<br />
Es gibt Dinge, da kommt man ganz<br />
schön ins Grübeln. So geht es<br />
<strong>MOTORRAD</strong>-Werkstattchef Gerry<br />
Wagner, als er sich daran macht, den<br />
Dauertester Honda Crosstourer zu demontieren.<br />
Es gehört bekanntlich zum redaktionseigenen<br />
Prinzip der Gründlichkeit, dass<br />
nach dem 50 000 Kilometer-Dauerlauf die<br />
Maschine in ihre Einzelteile zerlegt wird, um<br />
Verschleißspuren auf die Schliche zu kommen.<br />
Wagner, weiß Gott kein Greenhorn<br />
an der Werkbank, braucht allein rund einen<br />
halben Tag, bis das Triebwerk ausgebaut ist<br />
– vom Zerlegen ist da noch nicht die Rede.<br />
Spaßeshalber erkundigt sich Gerry bei<br />
Honda, was für einen Motortausch – also<br />
Aus- und Einbau – beim Crosstourer an<br />
Arbeitszeit veranschlagt wird. Und staunt<br />
nicht schlecht, als Honda nur viereinhalb<br />
Stunden kalkuliert. Eine Diskrepanz, die<br />
Grund genug ist, das Thema Arbeitszeitvorgaben<br />
grundsätzlich zu hinterfragen.<br />
„Mechaniker,<br />
die noch nie<br />
Ventile bei der<br />
S 1000 RR eingestellt<br />
haben,<br />
schrauben den<br />
ganzen Tag“<br />
BMW-Händer aus Bayern<br />
Eine Liste mit Verschleißreparaturen ist<br />
schnell erstellt und an die Hersteller übersandt.<br />
Aus praktischen Gründen fragen wir<br />
die jeweiligen Positionen für Modelle ab,<br />
die sich größtenteils ohnehin im MOTOR-<br />
RAD-Dauertest-Fuhrpark befinden. „Insgesamt<br />
ziemlich sportlich“, urteilt Chefschrauber<br />
Wagner, als die Ergebnisse der Umfrage<br />
vorliegen (siehe Tabelle). Da dürfe aber<br />
rein gar nichts dazwischenkommen. „Um<br />
diese Zeiten einhalten zu können, muss<br />
die Maschine bereits tipptopp sauber in der<br />
Werkstatt stehen und der Arbeitsplatz optimal<br />
vorbereitet sein.“<br />
Schwingenlagertausch bei der BMW R<br />
1200 R in 55 Minuten? Angesichts des erforderlichen<br />
Ausbaus von Kardanantrieb<br />
und Hinterrad hält unser Werkstattchef dies<br />
für ziemlich unrealistisch. Und wer einen<br />
Kettensatzwechsel bei der KTM Super Duke<br />
R in einer halben Stunde hinbekomme, der<br />
müsse fliegende Hände haben, meint Wagner.<br />
Die angegebenen Zeiten seien zu erreichen,<br />
wenn man die Reparatur zum fünften<br />
oder zehnten Mal ausführe.<br />
Das bestätigen auch die zum Thema<br />
Arbeitszeitwerte befragten Händler. „Der<br />
Austausch des Gabeldichtungsrings bei der<br />
54 BLICKPUNKT<br />
3/<strong>2016</strong>