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MOTORRAD 03/2016

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Reif und erfahren: Daniel mit seiner 1200er GS. Jung und neugierig: Madeleine mit ihrer flinken Yamaha XT 660 R<br />

DER ALTE<br />

MANN<br />

UND DAS<br />

GÖR<br />

Erfahrener Globetrotter<br />

nimmt sich einer jungen<br />

Studentin für ihre erste<br />

Südamerika-Tour an. Ein<br />

Abenteuer an sich – und<br />

zwar für beide. Wenn das<br />

ungleiche Gespann dann<br />

noch quer durch Bolivien<br />

fährt, ist in jedem Fall für<br />

Hochspannung gesorgt.<br />

Text und Fotos von Madeleine Becker<br />

und Daniel Lengwenus<br />

Tintenschwarze Dunkelheit wird<br />

jäh zerrissen von einem gleißend<br />

hellen Lichtstrahl. Was zum Teufel<br />

ist das?!? Ein Ufo, das da gerade im<br />

bolivianischen Busch landet? Dieses grelle,<br />

stark blendende Licht scheint jedenfalls<br />

nicht von dieser Welt. Im zweiten Gang kurz<br />

über Standgas, eine Hand schützend vor<br />

den Augen, ist es gar nicht leicht, die vollbepackten<br />

Motorräder auf grobem Schotter<br />

so in der Balance zu halten. Noch ein paar<br />

blinde Meter und wir haben es geschafft,<br />

die Quelle des außerirdischen Blendwerks<br />

passiert und …<br />

Laute Rufe, irgendetwas bewegt sich<br />

im Schatten. Nur langsam gewöhnen sich<br />

die Augen und erkennen Soldaten in Camouflage-Uniformen.<br />

Ein Trupp bis auf die<br />

Zähne bewaffneter Männer zwingt uns<br />

mit vorgehaltenen Waffen zum Anhalten.<br />

In zwei Gruppen umstellen sie uns, hindern<br />

uns mit groben Berührungen daran, von<br />

unseren Motorrädern abzusteigen. Geblendet<br />

von einer in die Augen gehaltenen<br />

kräftigen Taschenlampe, sind im Umfeld<br />

nur noch Gewehrläufe zu erkennen, als die<br />

schroffe Aufforderung ertönt: „Pasaporte!“<br />

Die Jungs der Drogenpolizei sind echt<br />

schlecht drauf. Was aber schlimmer wiegt,<br />

sie sind nervös! Das überträgt sich leider<br />

auch auf die Gestellten! Und das sind wir,<br />

Madi und ich!<br />

Nachdem ich meinen Pass wieder in<br />

den Händen halte, überlassen die Soldaten<br />

mich auf dem Motorrad sitzend der Dunkelheit,<br />

die mich sofort umschließt. Nicht mal<br />

der Tankrucksack direkt vor mir ist zu sehen.<br />

Genervt möchte ich einfach losschreien …<br />

Aber als ich nach oben sehe, erstickt dieses<br />

fantastische Sternenzelt meine Wut und<br />

lässt alles ringsherum vergessen.<br />

Ach ja, Madi hinter mir wird ja immer<br />

noch verhört. Wahrscheinlich übt sie bei<br />

der Gelegenheit ein bisschen Spanisch.<br />

„Hey Madi“, rufe ich, „schau mal nach oben<br />

in diesen genialen Sternenhimmel!“<br />

LEBEN 93

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