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Reif und erfahren: Daniel mit seiner 1200er GS. Jung und neugierig: Madeleine mit ihrer flinken Yamaha XT 660 R<br />
DER ALTE<br />
MANN<br />
UND DAS<br />
GÖR<br />
Erfahrener Globetrotter<br />
nimmt sich einer jungen<br />
Studentin für ihre erste<br />
Südamerika-Tour an. Ein<br />
Abenteuer an sich – und<br />
zwar für beide. Wenn das<br />
ungleiche Gespann dann<br />
noch quer durch Bolivien<br />
fährt, ist in jedem Fall für<br />
Hochspannung gesorgt.<br />
Text und Fotos von Madeleine Becker<br />
und Daniel Lengwenus<br />
Tintenschwarze Dunkelheit wird<br />
jäh zerrissen von einem gleißend<br />
hellen Lichtstrahl. Was zum Teufel<br />
ist das?!? Ein Ufo, das da gerade im<br />
bolivianischen Busch landet? Dieses grelle,<br />
stark blendende Licht scheint jedenfalls<br />
nicht von dieser Welt. Im zweiten Gang kurz<br />
über Standgas, eine Hand schützend vor<br />
den Augen, ist es gar nicht leicht, die vollbepackten<br />
Motorräder auf grobem Schotter<br />
so in der Balance zu halten. Noch ein paar<br />
blinde Meter und wir haben es geschafft,<br />
die Quelle des außerirdischen Blendwerks<br />
passiert und …<br />
Laute Rufe, irgendetwas bewegt sich<br />
im Schatten. Nur langsam gewöhnen sich<br />
die Augen und erkennen Soldaten in Camouflage-Uniformen.<br />
Ein Trupp bis auf die<br />
Zähne bewaffneter Männer zwingt uns<br />
mit vorgehaltenen Waffen zum Anhalten.<br />
In zwei Gruppen umstellen sie uns, hindern<br />
uns mit groben Berührungen daran, von<br />
unseren Motorrädern abzusteigen. Geblendet<br />
von einer in die Augen gehaltenen<br />
kräftigen Taschenlampe, sind im Umfeld<br />
nur noch Gewehrläufe zu erkennen, als die<br />
schroffe Aufforderung ertönt: „Pasaporte!“<br />
Die Jungs der Drogenpolizei sind echt<br />
schlecht drauf. Was aber schlimmer wiegt,<br />
sie sind nervös! Das überträgt sich leider<br />
auch auf die Gestellten! Und das sind wir,<br />
Madi und ich!<br />
Nachdem ich meinen Pass wieder in<br />
den Händen halte, überlassen die Soldaten<br />
mich auf dem Motorrad sitzend der Dunkelheit,<br />
die mich sofort umschließt. Nicht mal<br />
der Tankrucksack direkt vor mir ist zu sehen.<br />
Genervt möchte ich einfach losschreien …<br />
Aber als ich nach oben sehe, erstickt dieses<br />
fantastische Sternenzelt meine Wut und<br />
lässt alles ringsherum vergessen.<br />
Ach ja, Madi hinter mir wird ja immer<br />
noch verhört. Wahrscheinlich übt sie bei<br />
der Gelegenheit ein bisschen Spanisch.<br />
„Hey Madi“, rufe ich, „schau mal nach oben<br />
in diesen genialen Sternenhimmel!“<br />
LEBEN 93