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MOTORRAD 03/2016

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Bolivien<br />

kann solch ein Segen sein. Wir genießen<br />

den unbeschwerten Kurvenswing. So<br />

schön die Anfahrt war, so grausam empfängt<br />

uns die nach und nach verkommende<br />

Minenstadt Potosí. Auf über 4000<br />

Metern kriegt man hier schon der Höhe wegen<br />

starke Kopfschmerzen. Und die werden<br />

noch schlimmer, wenn man begreift, mit<br />

welch primitiven Mitteln die verarmten<br />

Bergleute versuchen, aus den bereits ausgebeuteten<br />

und längst verlassenen Minen<br />

das Letzte herauszuholen. Entsprechend<br />

verhärmt geben sich die Einwohner, die<br />

Stimmung ist schlecht. Fremde sind hier<br />

nicht wirklich willkommen. Das merken<br />

wir ganz deutlich auf dem Indio-Markt.<br />

Wenn wir fotografieren wollen, werden wir<br />

beschimpft. Also nichts wie weg. Aber das<br />

sagt sich so leicht. Meine GS springt nicht<br />

an! Ausgerechnet hier!<br />

Dani schnappt sich mein Motorrad und<br />

versucht, eine Ersatz-Batterie aufzutreiben.<br />

Na toll, jetzt stehe ich alleine und verlassen<br />

mit seiner fetten GS hier herum und soll auch<br />

noch Wache spielen. Einige Bolivianer bleiben<br />

stehen und starren mich an. Haben die<br />

noch nie ’ne blonde Frau gesehen? Oder liegt<br />

es an der dicken BMW?<br />

Aber ich habe bis hierher schon Schlimmeres<br />

überstanden. Ich setze meinen bösesten<br />

Blick auf und checke das mal kurz im<br />

GS-Spiegel. Wow! Nicht schlecht, denke ich,<br />

und schaue den vielen gaffenden Männern<br />

entschlossen in die Augen. Nach einer halben<br />

Stunde „Böse-Blicke-Posen“ höre ich<br />

meine treue XT anbrausen. Daniel hat eine<br />

kleine Roller-Batterie mitgebracht. Ich traue<br />

ihr nicht viel zu, aber sie gibt alles, und tat-<br />

sächlich springt der Boxer dann auch an.<br />

Endlich können wir aus dieser gruseligen<br />

Stadt verschwinden - und meine Gesichtsmuskeln<br />

sich wieder entspannen.<br />

Was krabbelt denn da hinten so gemächlich<br />

über die vor Hitze flimmernde<br />

Straße? Bei Tempo 100 erkenne ich viel zu<br />

spät, dass es sich um eine riesige Vogelspinne<br />

handelt, der ich gerade noch ausweichen<br />

kann. In der Wirbelschleppe meiner<br />

Koffer wird das Vieh hoch in die Luft gesogen<br />

und fliegt handtellergroß ausgebreitet<br />

auf Madis Kopf zu!<br />

Frühstück mal anders: mit Kartoffeln gefüllte<br />

Empanadas mit Zwiebeln und Chilisoße<br />

„UNBESCHWERT UND FLOTT<br />

IM KURVENSWING. ASPHALT<br />

KANN JA SO SCHÖN SEIN“<br />

98 LEBEN

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