Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Bolivien<br />
kann solch ein Segen sein. Wir genießen<br />
den unbeschwerten Kurvenswing. So<br />
schön die Anfahrt war, so grausam empfängt<br />
uns die nach und nach verkommende<br />
Minenstadt Potosí. Auf über 4000<br />
Metern kriegt man hier schon der Höhe wegen<br />
starke Kopfschmerzen. Und die werden<br />
noch schlimmer, wenn man begreift, mit<br />
welch primitiven Mitteln die verarmten<br />
Bergleute versuchen, aus den bereits ausgebeuteten<br />
und längst verlassenen Minen<br />
das Letzte herauszuholen. Entsprechend<br />
verhärmt geben sich die Einwohner, die<br />
Stimmung ist schlecht. Fremde sind hier<br />
nicht wirklich willkommen. Das merken<br />
wir ganz deutlich auf dem Indio-Markt.<br />
Wenn wir fotografieren wollen, werden wir<br />
beschimpft. Also nichts wie weg. Aber das<br />
sagt sich so leicht. Meine GS springt nicht<br />
an! Ausgerechnet hier!<br />
Dani schnappt sich mein Motorrad und<br />
versucht, eine Ersatz-Batterie aufzutreiben.<br />
Na toll, jetzt stehe ich alleine und verlassen<br />
mit seiner fetten GS hier herum und soll auch<br />
noch Wache spielen. Einige Bolivianer bleiben<br />
stehen und starren mich an. Haben die<br />
noch nie ’ne blonde Frau gesehen? Oder liegt<br />
es an der dicken BMW?<br />
Aber ich habe bis hierher schon Schlimmeres<br />
überstanden. Ich setze meinen bösesten<br />
Blick auf und checke das mal kurz im<br />
GS-Spiegel. Wow! Nicht schlecht, denke ich,<br />
und schaue den vielen gaffenden Männern<br />
entschlossen in die Augen. Nach einer halben<br />
Stunde „Böse-Blicke-Posen“ höre ich<br />
meine treue XT anbrausen. Daniel hat eine<br />
kleine Roller-Batterie mitgebracht. Ich traue<br />
ihr nicht viel zu, aber sie gibt alles, und tat-<br />
sächlich springt der Boxer dann auch an.<br />
Endlich können wir aus dieser gruseligen<br />
Stadt verschwinden - und meine Gesichtsmuskeln<br />
sich wieder entspannen.<br />
Was krabbelt denn da hinten so gemächlich<br />
über die vor Hitze flimmernde<br />
Straße? Bei Tempo 100 erkenne ich viel zu<br />
spät, dass es sich um eine riesige Vogelspinne<br />
handelt, der ich gerade noch ausweichen<br />
kann. In der Wirbelschleppe meiner<br />
Koffer wird das Vieh hoch in die Luft gesogen<br />
und fliegt handtellergroß ausgebreitet<br />
auf Madis Kopf zu!<br />
Frühstück mal anders: mit Kartoffeln gefüllte<br />
Empanadas mit Zwiebeln und Chilisoße<br />
„UNBESCHWERT UND FLOTT<br />
IM KURVENSWING. ASPHALT<br />
KANN JA SO SCHÖN SEIN“<br />
98 LEBEN