Contact Center 2020
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16 Workforce Management Andreas Bopp<br />
16.3. Einordnung in das Gesamtgebilde <strong>Contact</strong> <strong>Center</strong><br />
WFM spielt eine zentrale Rolle im <strong>Contact</strong> <strong>Center</strong>. Die Personalausgaben repräsentieren den größten<br />
Kostenblock im personal-intensiven Betrieb eines <strong>Contact</strong> <strong>Center</strong>s. Ihr Anteil an den Gesamtkosten beträgt<br />
regelmäßig 70-75%. In Zeiten stetig steigenden Kostendrucks kann es sich kein wirtschaftlich arbeitendes<br />
Unternehmen mehr erlauben, sein Personal ineffizient einzusetzen.<br />
Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss der Personaleinsatz konsequent am Bedarf ausgerichtet sein.<br />
Werden zu viele Mitarbeiter eingesetzt, entstehen unproduktive Leerlaufzeiten, die Personalausgaben<br />
steigen unnötig und somit auch die Kosten pro Kontakt (Cost per Call, CPC). Werden zu wenige Mitarbeiter<br />
eingesetzt, wird das Service-Level-Ziel nicht erreicht und die Kundenzufriedenheit sinkt. Das Unternehmen<br />
riskiert, teuer akquirierte Kunden zu verlieren, Umsatz geht verloren. Diese Situation kann<br />
dann nur durch das Anordnen teurer Überstunden oder den Einkauf externer Kapazitäten aufgefangen<br />
werden. In beiden Fällen nicht optimaler Besetzung steigt zudem die Mitarbeiterfluktuation: Sowohl Langeweile<br />
durch fehlende Auslastung als auch Überbelastung sind regelmäßig Gründe, warum sich Mitarbeiter<br />
einen neuen Arbeitgeber suchen. Dies erzeugt wiederum Folgekosten durch Ersatz-Rekrutierung<br />
und Ausbildung neuer Agenten – ein wahrer Teufelskreislauf. Eine nicht zu unterschätzende Auswirkung<br />
ergibt sich letztlich auf das Bild des <strong>Contact</strong> <strong>Center</strong>s als Arbeitgeber – beispielsweise auf einschlägigen<br />
Internet-Portalen mit entsprechend negativem Effekt auf den Markt der potenziellen Bewerber.<br />
Eine bedarfsorientierte, ausgewogene Personaleinsatzplanung kann daher einen wesentlichen Beitrag<br />
zum wirtschaftlichen Erfolg des <strong>Contact</strong> <strong>Center</strong>s leisten. Dabei darf sie nicht isoliert betrachtet und<br />
als Silo-Applikation betrieben werden. Die erfolgreiche Nutzung eines Workforce-Management-Systems<br />
hängt stark davon ab, wie einfach es in die bestehende Systemumgebung integriert werden kann.<br />
Grundlage einer bedarfsorientierten Personaleinsatzplanung ist eine präzise Bedarfsprognose für alle<br />
vom <strong>Contact</strong> <strong>Center</strong> angebotenen Kontaktkanäle, von eingehenden Anrufen über E-Mail und Chat bis hin<br />
zu sozialen Medien. Mit ihr beginnt ein professioneller Planungsprozess.<br />
Liegt man mit der Prognose bereits daneben, kann der beste Einsatzplan die Situation nicht mehr retten<br />
und das Service-Ziel wird mit Ansage verfehlt. Die relevanten historischen Daten, auf denen der Forecast<br />
aufsetzt, liefern vorgelagerte Systeme wie z. B. die ACD (Automatic Call Distribution). Hierzu zählen im<br />
Mindesten die Anzahl der eingehenden Kontakte pro Zeitintervall und deren durchschnittliche Bearbeitungszeit<br />
(Average Handling Time, AHT). Beeinflusst von Präferenzen und Erfordernissen der Kunden<br />
sowie von unternehmensgetriebenen Anlässen (z.B. Rechnungsversandtermine und Verkaufsaktionen)<br />
schwanken die eingehenden Kontakte sowohl über den Tag als auch über die Woche und über saisonale<br />
Zeiträume erheblich. Daher ist eine intervall- und wochenbezogene sowie ggf. saisonbezogene Analyse<br />
und Prognose dieser Bedarfstreiber erforderlich. Auch bei der AHT kann man nur sehr selten von einem<br />
gleichbleibenden Wert ausgehen; die Bearbeitungszeiten schwanken über den Tag zum Teil deutlich.<br />
Daher sollte ebenso für diese Daten ein Forecast erstellt werden. Oft kommt es vor, dass die Bearbeitungszeit<br />
in den Nachtschichten deutlich höher ist als am Tag. Neben den eingehenden Kontakten und der AHT<br />
können weitere Daten für die Prognose und das Monitoring relevant sein. Hierzu zählen u.a. angenommene<br />
und verpasste Anrufe sowie Wahlwiederholer.<br />
Diese Daten sind auch für die Tagessteuerung relevant. Selbst bei einem Einsatzplan, der auf einer präzisen<br />
Prognose fußt, können im Tagesgeschäft unerwartete Ereignisse (z.B. ungeplante Anrufspitzen) auftreten.<br />
Durch den untertägigen Import aller relevanten Kennzahlen und den laufenden Abgleich mit den Prognosewerten<br />
lassen sich solche Abweichungen zeitnah erkennen und es können ausgleichend Gegenmaßnahmen<br />
eingeleitet werden, z.B. eine Re-Optimierung des Tagesplans und/oder der Pausenzeiten.<br />
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