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Contact Center 2020

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08 Sprachdialog-Systeme Frank Heintz / Uwe Tang<br />

Der „Leitfaden“ nennt mögliche Indikatoren für die Qualität der Systeme, zwei davon werden hier vorgestellt:<br />

• Wörter-Rate außerhalb des Erkennungswortschatzes (out of vocabulary): Es handelt sich um den<br />

prozentualen Anteil der geäußerten Wörter, die das System nicht verstehen konnte, weil sie nicht im<br />

„User Lexikon“ gelistet waren (out of vocabulary).<br />

• No-Match-Rate: Bei diesem Indikator wird die Zahl der Nutzeräußerungen erfasst, die nicht zu einem<br />

Fortschritt im Dialog geführt haben (gewertet werden üblicherweise nur kooperative Aussagen). Die<br />

Formel lautet:<br />

No-Match-Rate = Zahl der Äußerungen ohne Fortschritt / Gesamtzahl der Äußerungen.<br />

Daneben gibt es natürlich eine Reihe weiterer Indikatoren. Dazu zählt das Kriterium der „Syntaktischen<br />

Flexibilität“: Zu bewerten ist, wie sich das Sprachdialogsystem an verschiedene Ausdrucksweisen der<br />

Anrufer anpassen kann.<br />

Laut „Leitfaden“ geschieht das in vier Schritten: Das System versteht Äußerungen des Anrufers, die in<br />

einem Telegramm- oder Kommandostil vorgetragen werden. Es gibt keine Redundanz, nur knappe Informationen<br />

wie „1“ oder „Kontostand“ (1). Auch kleine, elliptische Äußerungen erkennt das System, zum<br />

Beispiel „nach Bochum“ (2). Dann wird es komplexer: Die Spracherkennung entwickelt ein Verständnis für<br />

ganze Sätze, wobei Permutationen, linguistische Variation und Redundanz kein Problem darstellen (3).<br />

Auf der höchsten Stufe der „syntaktischen Flexibilität“ gilt: Umgangssprachliche Phänomene lassen sich<br />

bewältigen, etwa Hesitationen (Verzögerungen im Sprachfluss) (4). Für jedes erfüllte Kriterium kann es<br />

einen Punkt geben, wobei dieser Indikator laut „Leitfaden“ nicht die Zuverlässigkeit, sondern die „grundsätzliche<br />

Möglichkeit der Erkennung“ bewertet.<br />

8.3. Rolle der Spracherkennung im <strong>Contact</strong> <strong>Center</strong><br />

„Große Versicherungsunternehmen erhalten am Tag rund 100.000 Anrufe“, berichtet Uwe Tang, Consultant<br />

bei der Sikom Software GmbH. Eine nicht zu bewältigende Flut … Es sei denn, eine automatisierte<br />

Vorqualifizierung der Anrufer findet statt, wie es Sikom mit seinem „Voice Application Management System“<br />

möglich macht. Die Software heißt kurz „VoiceMan®“. Ziel ist es, die Anrufer auf die schnellste und<br />

beste Bahn zu lenken, damit ihr Anliegen effizient bearbeitet wird - von dem Mitarbeiter, der gerade frei<br />

ist und die passenden Skills für die Aufgabe hat. Dazu sind alle Kenntnisse und Fähigkeiten der Mitarbeiter<br />

im System gespeichert, damit sich ein rascher Abgleich realisieren lässt (Fremdsprachen, spezielle<br />

Produktkenntnisse usw.). „Unser Spracherkenner ignoriert Füllwörter und dialektale Floskeln, um direkt<br />

die entscheidenden Keywords im Redefluss zu identifizieren“, erklärt Tang. Ein „Last Agent Routing“ ist<br />

ebenfalls denkbar. Dann wird der Anrufer erneut mit dem Agenten verbunden, der ihn bereits im Laufe<br />

des Tages betreut hat.<br />

8.4. Praktischer Einsatz (Fallbeispiele)<br />

„Der ‚VoiceMan®’ kann aber auch einem <strong>Contact</strong> <strong>Center</strong> vorgeschaltet sein“, sagt der Sikom-Consultant<br />

Uwe Tang, „das hatten wir bei einem Weinversand.“ Es ging bei diesem Fallbeispiel um eine Bestell-Hotline<br />

für Weinpakete, die in Zeitschriften für ein gehobenes Publikum beworben wurden, Mercedes-Fahrer<br />

oder Golfspieler. Die ganze Bestellung ließ sich auf diese Weise abwickeln, lediglich bei Unsicherheit im<br />

Dialogverlauf wurde ein persönlicher Berater hinzugezogen (Agent-Assisted-Service).<br />

Damit erfüllte diese Anwendung schon alle Kriterien, die für den „Selfservice“ Gültigkeit haben: Bei<br />

einem glatten Prozess lief der Bestellvorgang für den Wein voll automatisiert ab, kein Mensch musste<br />

eingreifen. „So ergänzt der ‚VoiceMan®‘ die Arbeit im <strong>Contact</strong> <strong>Center</strong>“, erläutert Tang. „Arbeitsspitzen las-<br />

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